Eine Opposition? Michael S. Langer benutzt dieses Wort nicht. Der Präsident des niedersächsischen Schachverbands nennt die regelmäßigen Zoom-Treffen einen “offenen Zusammenschluss” von Schachfreunden. Die haben sich auch, aber nicht in erster Linie gefunden, um die bestehenden Verhältnisse zu überwinden. Vor allem gehe es darum, den Ländern ein Forum für Austausch über die großen Themen zu geben: der Umgang mit Corona, die Zukunft des Spielbetriebs – und eben die des Schachbunds.

Der, findet Langer, braucht frisches Blut, damit es beim Schachbund nach mehr als einer Dekade wieder um Schach geht, weniger um Paragrafen, Satzungsfragen und Nichtbefassung. Einmal mehr mahnt Langer an, Durchlässigkeit zur Jugendorganisation zu schaffen, anstatt Trennung zu zementieren. Ein Beispiel dafür, wie es auch gehen könnte, hat der ehemalige Vorsitzende der niedersächsischen Schachjugend parat, wahrscheinlich nicht ganz zufällig ein niedersächsisches.
Michael, ich höre, es habe sich außerhalb der DSB-Gremien eine Zoom-Opposition formiert (siehe dieser Beitrag, Anm. der Red.). Bist du Teil davon?
Ich bin Teil eines offenen Zusammenschlusses von Menschen, die finden, dass im deutschen Schach Dinge beobachtet, bewertet und geändert werden müssen. Das war bislang Aufgabe des Arbeitskreises der Landesverbände …
… dem du im April 2020 einen Brandbrief geschrieben hast.
Der hat nicht die Dynamik ausgelöst, die ich mir gewünscht habe. Unsere Verbände müssen flexibel und kompetenzbasiert bilateral miteinander arbeiten, dafür brauchen sie ein Forum. Da der AKLV in dieser Hinsicht weitgehend ausfällt, findet das jetzt in unserem Kreis statt, zum Beispiel im Hinblick auf den kommenden Kongress. Wir suchen nach Ideen und Lösungen, das Schach ab Mai 2021 besser aufzustellen als jetzt.
Personell besser aufzustellen?
Über einzelne Personen gebe ich öffentlich ungern Bewertungen ab.
Marcus Fenner und Ullrich Krause haben das deutsche Schach in einem Maße gespalten, dass gens una sumus mit diesen beiden nicht so bald herzustellen wäre. Es bedarf dringend einer Integrationsfigur an der Spitze des Verbands. Richtig?
Ich sehe beim Präsidium unverändert personellen Veränderungsbedarf. Mit dem Abwahlantrag gegen den Vizepräsidenten Boris Bruhn beim Kongress haben wir ein zwar provokantes, aber eben auch deutliches Zeichen gesetzt, das zumindest in der jüngeren Geschichte des DSB beispiellos ist.
Geändert hat das nichts. Jetzt ist der Leistungssport zerschlagen und eine Reihe guter Leute über Bord gegangen. Außerdem: Du hast die Frage nicht beantwortet.
Wir brauchen sogar dringender denn je eine Integrationsfigur.
Wer bildet euren „offenen Zusammenschluss“?
Präsidenten, Vizepräsident*innen und Referenten aus mehreren Ländern, darunter einige große. Wir treffen uns regelmäßig, haben eine Tagesordnung und ein Protokoll. Du würdest so ein Konstrukt vielleicht „Schachverwaltung“ nennen, aber ich erlebe diese Zusammenkünfte als konstruktiv, lebhaft und intensiv. Und das Durchschnittsalter ist deutlich geringer. (lächelt)
Was steht auf eurer Agenda?
Die großen Themen. Corona und der Spielbetrieb, wir tauschen uns aus und tragen die Erkenntnisse in unsere Arbeit in den Ländern. Die personelle Lage beim DSB spielt natürlich auch eine Rolle. Vorbereitung auf den Hauptausschuss oder Kongress. Auch ein loser Zusammenschluss von Schachfreunden kann sich nicht von der gegebenen Struktur freimachen.
Ein niedriges Durchschnittsalter habt ihr auch in Niedersachsen. Du hast einige Leute um die 30 um dich geschart.
Als 54-Jähriger bin ich der Zweitälteste in unserem geschäftsführenden Vorstand. Ich bin stolz auf die Durchlässigkeit zum niedersächsischen Jugendverband! Dasselbe wünsche ich mir dringend fürs deutsche Schach. Auf der Bundesebene habe ich noch nie gesehen, dass jemand aus einer verantwortlichen Position bei der DSJ zum DSB wechselt.
Wie kommt das?
Diese Trennung ist historisch gewachsen, ich kann nicht erklären, wie es kommt, aber ich empfinde das vor allem in seiner Auswirkung als ganz bitter. Im niedersächsischen Vorstand haben wir den aktuellen NSJ-Vorsitzenden und zwei ehemalige NSJ-Vorsitzende, darunter mich. Das sagt einiges über unsere Umgangskultur aus. In Harmonie arbeiten wir natürlich auch nicht immer, aber wir arbeiten aus Prinzip miteinander – und das gerne. Die Bruchstellen und unnötigen Reibungen, die im Bund seit Jahrzehnten geradezu gepflegt werden, gibt es in Niedersachsen nicht. Stattdessen nutzen wir unsere gewollte Durchlässigkeit, um stetig unsere Entscheidungsgremien zu verjüngen. Beim DSB-Kongress war unsere Delegation die mit Abstand jüngste.

Bei jungen Leuten, die zum ersten Mal einen DSB-Kongress oder -Hauptausschuss erlebt haben, nehme ich Ernüchterung angesichts der dort versammelten Unbeweglichkeit wahr. Paul Meyer-Dunker hat unlängst die „festgefügte Alters- und Sozialstruktur“ in den DSB-Gremien angesprochen. Ist das die Folge der im deutschen Schach zementierten Trennung von der Jugend?
Die Ernüchterung kann ich nachvollziehen. Pauls Beobachtung stimmt, und, ja, sie ist unter anderem eine Folge der fehlenden Durchlässigkeit. Ich wünsche mir dringend mehr junge Leute, die das Konstrukt verjüngen, die kritisch hinterfragen, die Veränderungen angehen wollen. Das wäre so wichtig. Wir brauchen auch Leute, die einige meiner Kolleginnen und Kollegen wegbringen von ihrer Vorliebe für formale Themen …
… dann könnte ich euch nicht mehr „Schachverwaltung“ nennen!
Dir würde bestimmt eine andere Gemeinheit einfallen. Und es würde ja nicht von heute auf morgen passieren. Die Vorliebe für Formales ist seit Jahrzehnten etabliert, ich habe diese Ausprägung zwölf Jahre aus der ersten Reihe miterlebt. Eine intensiv geführte inhaltliche Debatte gab es in DSB-Gremien zuletzt auf dem Weg zur Schacholympiade 2008. Um diese Gremien wiederzubeleben, müssten alle Länder die Tür öffnen, um eben nicht nur mit zwei oft schon älteren Männern, sondern mit einer möglichst großen und bunten Delegation zum Kongress zu kommen. Ein paar Zeichen in diese Richtung habe ich in Magdeburg und auch beim online durchgeführten Hauptausschuss gesehen.
Vor 2008 muss es zumindest Leute mit Ideen und Inhalten gegeben haben. 2002 hat der DSB ein Leitbild beschlossen, in dem reihenweise gute, wichtige Dinge stehen: Dienstleister sein, Marketing betreiben, Offenheit leben, präsentabel sein, also genau das, was fehlt, weil der Schachbund sein Leitbild ignoriert, seitdem es beschlossen ist. 2007 hat sich die Bundesliga vom Schachbund getrennt, um frei zu sein. Aber anstatt sich zu entfalten, hat sich die stärkste Liga der Welt in eine Spielbetriebsverwaltung ohne Außenwirkung verwandelt. Trotzdem: Impulse und Ideen gab es, leider wird nichts daraus. Wie kommt das?
Das liegt am Hang zu Selbstverwaltung und Formalismus, den es übrigens im gesamten deutschen Sport mit seiner e.V.-Struktur gibt, nicht nur im Schach. Wir tun uns sehr leicht damit, ganze Kongresse eher mit steuer- und formalrechtlichen Aspekten zu verbringen, anstatt zu Inhalten kommen. So ist es ja auch gewünscht …
… Ich wünsche mir, dass Schach größer wird. Dafür müsste unser DSB sein Leitbild leben und die Bundesliga ihren Gründungsgedanken.
Wir können den politischen Willen ja nicht abschaffen oder negieren. Das Finanzamt, die Gemeinnützigkeit, das Registergericht, die Satzung, damit müssen wir uns beschäftigen, das ist notwendig. Aber wir müssen solche Sachen als möglichst schnell abzuhandelnde Selbstverständlichkeiten betrachten. Was mir im Schach besonders fehlt, ist die Ausgewogenheit (klopft auf den Tisch) zwischen Formalem und Inhalten, gerade jetzt!
Corona …
Ein Beschleuniger, der unser eh schon bröckelndes System hinterfragt, der die Leute seit fast einem Jahr davon abhält, am Brett zu sitzen. Und wir sind zwangsweise noch weit entfernt von einer konkreten Vorstellung, wann und wie wir wieder in den gewohnten Spielbetrieb zurückkommen.
Wollen wir den Spielbetrieb, wie er war, eigentlich noch? Müssen wir ihn modifizieren?
Scheuklappen dürfen wir angesichts solcher Fragen jedenfalls nicht tragen.
Und? Die Fragen sind ja nicht neu. Christof Sielecki zum Beispiel hat dazu schon im April 2020 eine starke Meinung formuliert. Seitdem habe ich nicht wahrgenommen, dass sich eine Schachverwaltungseinheit damit beschäftigt.
Allemal stehen harte Diskussionen bevor. Es gibt eine traditionelle Sicht auf den Spielbetrieb, eine moderne, wahrscheinlich einiges dazwischen, die hybride Sicht, wenn du so willst. Es gibt das klassische Schach am Brett, es gibt Online-Schach, das jetzt auch Bestandteil des organisierten Schachs ist, es gibt die Vereine, die vor neuen Herausforderungen stehen, Schachspieler*innen den Mehrwert eines Vereins aufzuzeigen, und es gibt den klassischen Spielbetrieb, den anzubieten unsere Pflicht als Verband ist. Die ganze Gemengelage muss auf den Tisch. Die Möglichkeit, online zu spielen, muss dabei vor allem als Bereicherung des Bestehenden begriffen werden, nicht als Bedrohung. In Niedersachsen haben wir dafür Arbeits- und Gesprächskreise mit vielen Vereinsvertretern quer durch unsere Struktur gebildet bzw. weitergeführt.

Ein Ziel muss sein, neue Leute fürs organisierte Schach zu gewinnen.
Das ist das Megathema 2021, das wir in einem großen Bundesland wie Niedersachsen in der Fläche platzieren müssen. Die Arbeit vor Ort liegt bei den Vereinen, und die müssen wir mit aller Kraft und allen Ideen unterstützen.
In der Breite Aufmerksamkeit fürs organisierte Schach zu schaffen, dem Schach und seinen Vereinen ein einladendes Gesicht zu geben, sollte von der Dachorganisation der Vereine geleistet werden. So steht es auch im DSB-Leitbild.
Wir arbeiten daran, wir stellen uns breiter auf denn je. Beth Harmon, Auswirkungen aufs Schach, Zugriffszahlen, diese Worte fallen seit Monaten in unseren diversen Arbeitskreisen zum Megathema dieses Jahres, sie haben auch den NSV-Kongress geprägt. Trotzdem haben wir keinen Zauberstab, mit dem wir die Leute in Scharen zum Schach bringen. Aber wir stellen uns dem Thema.
(Titelfoto: Frank Hoppe/Schachbund)
Wer glaubt durch Abschaffung von Bezirken die Kommunikationsprobleme des DSB-Präsidiums lösen zu können, der kann dies in seinem Bereich gerne tun. Bei uns in der Pfalz funktioniert die Struktur bestens, weil wir ganz normal miteinander kommunizieren. Und da wird auch nichts dran verändert, das passt und funktioniert bestens. Wenn es die 6 DSB-Präsidiumsmitglieder nicht gebacken bekommen sich vernünftig abzustimmen und entsprechend zu handeln, dann hat das ganz sicher nichts mit der Struktur der Regionalverbände und deren Bezirke zu tun. Und mit unserer Jugendorganisation funktioniert es übrigens auch bestens. Im DSB-Präsidium hat es seit November 2019 angefangen zu knallen und seitdem… Weiterlesen »
«Bei uns in der Pfalz funktioniert die Struktur bestens»
Ich glaube, diese Information hat nach einem Jahr Kommentare auf den Perlen lesen mittlerweile so ziemlich jeder mindestens 3x erhalten.
Das hat bisher aber noch nichts genützt, weil sowohl oben im Beitrag als auch hier in diversen Kommentaren die Strukturen für die Probleme des DSB-Präsidiums zumindest mitverantwortlich gemacht werden.
Ich sehe die Strukturen zwar nicht als das eigentliche Problem, aber wenn man die Strukturen als problematisch sieht, dann sollte man sich doch dort umschauen, wo man die beschriebenen Probleme nicht hat.
Durch das fortlaufende Beklagen von Problemen wird kein einziges Problem gelöst. Das leuchtet doch ein, oder? 🙂
Prognose Februar
Das ist jetzt aber keine Auszeichnung für das aktuelle DSB-Präsidium. Immerhin konnte man schon seit fast 4 Jahren zeigen was man kann, bzw. was man nicht kann. Offensichtlich konnte man nur im Osten und äußersten Norden überzeugen.
Falls das aktuelle DSB-Präsidium mangels Alternative dennoch gewählt wird, kann man sich hinterher aber nicht beschweren. 🙂
2019 wurde öffentlich von Journalisten und Seniorenfunktionären ein Sieg von Uwe Pfenning prognostiziert. Gestützt auf ein Bündnis aus NRW, Bayern, Württemberg, Baden, Niedersachsen und den kleinen Verbänden Saarland, Bremen und DSJ. Das wären 131 Stimmen. Tatsächlich erreichte Ulrich Krause 132 zu 61.
Bis zum Kongress im Mai sind es drei Monate, viel Zeit für Krause und einen Herausforderer Deligierte zu überzeugen.
Das ist ja auch genau das Thema dieses Artikels, ohne vernünftige Alternative hat jeder Amtsinhaber eine Chance gewählt zu werden. Aber wenn das aktuelle DSB-Präsidium nach der Glanzleistung der letzten 15 Monate eine Wiederwahl erreicht, sollte man sich hinterher nicht beschweren. Bei der letzten Wahl lagen die Pannen der letzten 15 Monate noch in der Zukunft. Dieser Umstand ist bei der diesjährigen Wahl nicht gegeben. Ich halte es aber durchaus für möglich, dass man sich ordentlich einwickeln lässt und das aktuelle Präsidium auch nach dieser Erfahrung bestätigt. Entscheidend ist, ob sich die Landesverbände ihrer Verantwortung bewusst sind. Man wird sehen.… Weiterlesen »
Mutige Prognose …
Gewagt? Begründet? Belegt? Erhofft? Gefühlt? Glaubwürdig?
Oder der Versuch, mit selbst erstellten Statistiken (Schach-)Politik machen zu wollen?
Ich glaube dieser schönen bunten Karte nur für einige wenige Landesverbände.
Ansonsten eher Wunschdenken oder Zoom-Meetings als Bild.
Man sehe nur, welche Landesverände im Präsidium vertreten sind.
Jedenfalls traut sich niemand in der Schachorganisation wirklich aus der Deckung –
egal ob als Integrationsfigur oder Gegenkandidat oder Strippenzieher.
Und solange das nicht passiert, kann sich die gegenwärtige “Führung” weiter als Retter aus der Not präsentieren und die vielen “guten alten Schachfreunde” im Lande einfangen.
Wenn sich die „guten alten Schachfreunde“ fangen lassen, dann sind die selbst schuld. 🙂
Businness as usual = Einfangen Ja, natürlich lassen sich die “guten alten Sfr.” einfangen. Sogar gern, man kennt sich ja schon so lange. Das gilt für die meisten Teilnehmer an DSB-Kongressen. Gender habe ich hier mit Absicht vermieden, sind ja nicht viele Frauen schon länger auf diesen Tagungen. Neue Leute bräuchte der DSB so dringend … Wenn die Zeit der engagierten Ehrenamtler nun mehr oder wenifer vorüber zu sein scheint, dann sollte der DSB für gute Leute auch gutes Geld ausgeben. Gilt auch für Landesverbände und DSJ. Übrigens meine ich mit “einfangen” etc auch die ach so solidarischen Vertreter der… Weiterlesen »
[…] Katastrophendauerschleife hat Langer zuletzt gesagt, der DSB brauche dringender denn je eine Integrationsfigur an der […]
[…] Verband nicht einbringen wollen, fehlt diesem Verband eine von den Kriegen der Krause-Fenner-Ära unberührte Integrationsfigur, hinter der sich Schachverwalter von beiden Seiten des Grabens versammeln […]
Die Kritik am Arbeitskreis der Landesverbände durch Herrn Langer überrascht mich. Er gehört diesem Gremium an und könnte dort Initiativen einbringen. Offenkundig findet er dort für seine kruden Ansichten keine Mehrheit und nimmt dies zum Anlass, die Angehörigen dieses Gremius zu diskreditieren, so ähnlich wie in dem verlinkten Beitrag durch den Blogbetreiber geschehen: “Der AKLV ist ruhiggestellt und gleichgeschaltet, ein serviles Organ.”
Berichtet der AKLV irgendwo über seine Aktivitäten?
Ich konnte bisher nichts finden.
Wer weiß mehr?
Hauptsache die LV tauschen sich aus und bestellen sich dabei gegenseitig freundliche Grüße für die Kostenstelle “Kooperation mit den Ländern”.
Grüße sind manchmal teurer als eine Grußkarte oder per Mail. Vor allem sind die Grüße oft eher tückisch als konstruktiv.
Interessantes Bewerbungsgespräch… genau so macht man das: Die richtigen Fragen bestellen, dann kann man auch “das Richtige” antworten. Aber ob das schon reicht, um im Mai gewählt zu werden?!
Der Präsident wechselt die Probleme bleiben 😉
Der wechselt eher nicht (und die Probleme bleiben). Es gibt ja weit und breit keine Kandidatin, hinter der sich alle versammeln würden. Vor dem Hintergrund nehme ich Michaels Aussagen als Versuch eines Aufrufs wahr, ob sich nicht doch jemand findet, der das organisierte Schach mit Verspätung ins 21. Jahrhundert (und ins 150-Jährige) führen möchte.
Geht mich ja nicht wirklich etwas an… aber was macht es für einen Sinn, einen Präsidenten absägen zu wollen, wenn man selbst keine Verantwortung übernehmen will? Nach dem Motto: “Ich weiß zwar alles besser, aber die Arbeit soll bitte jemand anders machen.” Und wehe, er oder sie machts dann nicht so wie erhofft, dann wird Säge gleich wieder ausgepackt. Das ist weder konstruktiv noch sonderlich glaubwürdig…
Genau, Conrad for president, oder mindestens Chefreporter!
Wenn ich die letzten 20 Jahre des deutschen Schachs Revue passieren lasse, ist mein Eindruck, dass sich der DSB überlebt hat. Vielleicht wäre es eine Lösung, vier oder fünf unabhängige Verbände zu haben: z.B. Schachjugend, Schachbundesliga, Leistungsschach, Breitenschach, Seniorenschach und darüber nur einen losen Überbau mit einem Sonnenkönig, der Deutschland bei der FIDE vertritt.
Leute wie Herbert Bastian und Ullrich Krause sind ja wirklich fähig, aber auch ihnen ist der DSB-Alltag über den Kopf gewachsen.
Ingo Althöfer.
Werter flachspieler,
Sie wünschen noch mehr unabhängige Verbände. Die Schachbundesliga steht nun mehr Februar 2020 still und wird so bald nicht mehr starten. Leistungsschach hat sich zerlegt und braucht den “Neuanfang”, so die Perlen vom Bodensee. . Die Schachjugend wurde letztes Jahr erst ausgegliedert und schon ist das Präsidium in der Kritik: Brandbriefe, Blockbildung, Jordan 2.0. Merhere Länder fordern die 4 Jugendversammlung in sechs Monaten. Seniorenschach ist in Corona zu risikobehaftet, ich werde mich dieses Jahr nicht an ein Brett setzen
Mit freundlichen Grüßen
Tobi W.
Aktualisierung: Die Forderung einiger Landesschachjugenden nach einer weiteren Jugendversammlung wurde von diesen wieder zurückgezogen.
Ich fand es schon außerordentlich Spannend, wieviele außerodentliche Jugendversammlungen in letzter Zeit einberufen wurden. Aber es gibt ja auch viel zu besprechen, Registergerichte können kleinlich sein. Aber auch wenn weitere Versammlungen derzeit nicht stattfinden, Brandbriefe zum Thema “Transparenz und Compliance bei der DJEM-Vergabe” bleiben. Man hört, fünf Landesjugendverbände hätten sich deutlich positioniert und wünschen eben Transparenz. Vermuten diese etwa, dass es sich bei der Vergabepraxis für den Sauerlandstern um eine Art “Jordan 2.0” handelt? Zu diesem Thema liest man hier, zu meiner Überraschung, überhaupt keine Berichte.
Naja das „Konzept“ der interessierten Kreise lautet ja: DSB=böse, DSJ=gut.
da passt ein kritischer Bericht über die Schachjugend einfach nicht rein…
Werter Bernd Schneider und werter Herr Schorman,
hätte Herr Langer diesen Brandbrief geschrieben, wäre er sofort auf der Homepage veröffentlicht worden..
An Herr Schorman: Schreiben Sie dazu noch was?
Mit freundlichen Grüßen
Tobi W.
Besagten Brief kenne ich nicht, kann sein, dass es ihn gibt. Um einen “Brandbrief” mit, gähn, “Compliance” zu überschreiben, anstatt zu benennen, was brennt, muss man schon ein ziemlicher Verwaltungsbeamter sein. An solchen mangelt es speziell den Schachjugendverwaltungen in Bayern und Hessen nicht, klingt also plausibel. Zur Kenntnis genommen habe ich, dass es bei der Schachjugend zuletzt reihenweise außerordentliche Versammlungen gab, bei denen es nicht um Schach ging, und dass jetzt der Antrag auf noch eine weitere abgelehnt worden ist. So lange ich nicht den Eindruck habe, dass derlei Gedöns die Gestaltungsfreude und Innovationskraft des DSJ e.V. beeinträchtigt, so be… Weiterlesen »
Fände man noch fähigere Leute als Bastian und Krause, so würden diese ebenfalls scheitern – es liegt am System und nicht an den Leuten – viele Verbände, Vereine,… sind zu reinen VERWALTUNGEN geworden mit Reaktionszeiten wie Öltanker!
Das ist eine sehr negative Sicht der Dinge. Weder Herbert noch Ullrich sind gescheitert. Ein Problem, wie es tatsächlich am »System« liegen könnte, ist die Hierarchie der Verbände. Man kommt normalerweise nur zu einem Kongress oder Hauptausschuss, wenn man über Bezirk, Verband und Landesverband »aufgestiegen« ist. Das kann sinnvoll sein, viele qualifizierte Leute haben aber keine Zeit, sich an vielen Sitzungen zu beteiligen und würden lieber direkt auf Bundesebene mitarbeiten. Ansonsten bildet ein »System« aber nur einen Organisationsrahmen, innerhalb dessen die Leute arbeiten können. Ich bin auch gespannt, wie jung und vielfältig die Deligierten des Niedersächsischen Schachverbands bei vor-Ort-Versammlungen sein… Weiterlesen »
Das ist eine realistische Sicht der Dinge. Deshalb bin ich u.a. für die Abschaffung der Kreise und Bezirke. Die dort tätigen Spielleiter werden nicht arbeitslos. Im Gegenteil. Sie können dann so flexibel wie möglich in ihrem Bundesland agieren. Der Verwaltungskram muss auf ein Minimum reduziert werden; dann klappt’s auch mit der Freundschaft unter Schachspielern.
Ja, vermutlich ist eine flexiblere Organisation die richtige Antwort auf die Herausforderungen und Möglichkeiten des 21. Jahrhunderts. Heutzutage kann man als Präsidentin direkt mit dem Mitglied über Internet (Web, Social Media und E-Mail) kommunizieren. Vor 25 Jahren ging das nicht so einfach. Ich glaube aber nicht, dass das »System« grundsätzlich dazu führt, dass die Akteuere scheitern müssen. Verwaltungskram lässt sich ja im Zuge der Digitalisierung stark vereinfachen. Insofern bräuchten wir beim Schachbund auch nicht eine neue »Mitgliederverwaltung«, sondern eher ein »Social Chess Network«, mit dem untereinander kommuniziert werden kann und das Werkzeuge hat, die die Organisation von Schach vereinfachen.
Das solltest du schleunigst der Arbeitsgruppe Mitgliederverwaltung mitteilen. Mit “Social” und “Network” und “Organisation vereinfachen” haben deren Bestrebungen, glaube ich, nicht so viel zu tun. Hat womöglich damit zu tun, dass wir keine Verwalter mehr bräuchten, wenn wir Verwaltung vereinfachen.
Der Verwaltungskram verlagert sich nur er wird durch die mögliche Abschaffung von Kreise und Bezirke nicht weniger. Das einzige was die Verbände interessieren wird ist die Übernahme der Bezirks Beiträge (den Teil der abzüglich aller Verbandsabgaben im Bezirk verbleibt).
Dann hätte man für den Spitzensport und Jugend mehr zu verteilen und könnte neue Arbeitsplätze schaffen für die Mehrarbeit. Anschubfinanzierungen sind dann auch vom Tisch, wäre ja alles im Überfluss vorhanden.
Der Verwaltungskram verlagert sich nicht, sondern entfällt weitgehend. Überdies werden die Landesverbände entlastet. Gustaf Mossakowski hat die heutzutage mögliche, starke Vereinfachung durch die Digitalisierung genannt. Landesverbände in Hierarchiestufen und Unterstufen aufzudröseln, ist aus der Zeit gefallen. Die Hälfte hat weniger als 3.000 Mitglieder. Für Schachkreise und -Bezirke benötigen wir eigene Vorstände, die hauptsächlich damit beschäftigt sind, sich selbst zu verwalten. Das führt zu Reibungsverlusten, die den Schachsport nicht fördern, sondern behindern.
Zuerst würde ich die kleinen Landeverbände mit 1000-1100 Mitglieder an größere Verbände anschließen. Es gibt größere Bezirke wie Landesverbände. Im Gegensatz zu ihnen habe ich eine andere Meinung zu Kreisen und Bezirken zumindestens hier im Ruhrgebiet. Wer soll die Basis- Arbeit machen und hier ist das Ehrenamt noch Ehrenamt. Nur weil die Kreise und Bezirke ihre Arbeit still und leise ohne Anerkennung verrichten heißt es nicht das im Gegensatz zu anderen Verbänden eine Entscheidung oder Reform durch 100 Konferenzen geht und Basisarbeit regelmäßig vertagt wird. Klar kann man alles Digitalisieren aber wer soll Ansprechpartner in der Region sein. Wie es… Weiterlesen »
Der Faktor „Mensch“ steht für mich im Vordergrund. Umso wichtiger ist es, dass Hindernisse beseitigt werden. Überkommene Strukturen gehören dazu. Jeder Kreis, jeder Bezirk hat eigene Satzungen, Turnierordnungen und dergleichen. Die müssen gepflegt werden. Dafür trifft man sich, dafür schreibt man Protokolle, dafür unterhält man eine eigene Kasse mit eigenen Kassenprüfern und deren Ersatz. Manche mögen das, andere wenden sich mit Grauen ab. Mit dem Schachspiel an sich hat das nichts zu tun. Natürlich muss es Strukturen geben, aber bitte so schlank wie möglich. Wenn ich mit Herz und Seele der Spielleiter einer Schachregion bin, benötige ich keinen Vorstand, der… Weiterlesen »
Wer will sich in den Landesverbänden und DSB verschleißen lassen ?
Zitat: – viele Verbände, Vereine,… sind zu reinen VERWALTUNGEN geworden mit Reaktionszeiten wie Öltanker! – Zitzat-Ende Es ist durchaus möglich, dass das in Ihrer Umgebung so ist. Bei uns gibt es Telefon, da kann man innerhalb weniger Minuten aufkommende Probleme besprechen und klären. Und wenn es kniffelig wird, dann kann man sogar recht schnell eine Videokonferenz mit mehreren Teilnehmern organisieren. Dass man im DSB-Präsidium selbst Probleme mit einem einfachen Telefongespräch hat, konnte man erstmals im November 2019 feststellen. Das hat nichts mit irgendwelchen Verbandsstrukturen zu tun, sondern mit schlechter Streit- und Umgangskultur von einzelnen Personen. Aber wie schon geschrieben, es… Weiterlesen »
Danke, Herr Althöfer,
wenigstens ein lesenswerter, reflektierender und konstruktiver Kommentar unter den ständigen und mittlerweile echt nervenden Wiederholungen der Pro- und Contraschreiber zur Causa DSB hier.
Wenn man sich die Probleme des DSB-Präsidiums der letzten 2 Jahre anschaut, dann hätte man alle Probleme nicht gehabt, wenn man frühzeitig und vernünftig kommuniziert hätte. Wer kennt dieses Zitat ? : “Wenn der Mensch so viel Vernunft hätte wie Verstand, wäre vieles einfacher.” Ist es sinnvoll die Zündkerzen zu erneuern, wenn die Reifen ohne Luft sind? Man kann es ja mal probieren, sollte sich aber nicht wundern wenn es dann immer noch poltert. 🙂 Und Herbert Bastian hat mit den Problemen der letzten beiden Jahre sicherlich nichts zu tun. Die Vorgänge der letzten beiden Jahre sind ohne Beispiel. Wer… Weiterlesen »