Im Beitrag “Aktiv spielen!” haben wir uns neulich über Schachweltmeister Magnus Carlsen lustig gemacht. Der Norweger hatte 2016 im WM-Match gegen Sergej Karjakin einen angegriffenen Turm auf ein merkwürdiges Feld gestellt.
Für uns sieht das schlicht so aus, als wäre das ein dämlicher Zug, steht der Turm auf e2 doch dem Lf1 und der Dame im Weg. Läufer und Dame wären aktiver, stünde nicht dieser dösige Turm dazwischen.
In Wahrheit verstehen wir schlichtweg nicht genug vom Schach, um die Tiefe eines solchen weltmeisterlichen Zuges zu erfassen. Wir müssen ja erst einmal alle fundamentalen Konzepte begreifen und in der Praxis erproben, bevor wir später vielleicht einmal anfangen können, wissentlich gegen sie zu verstoßen.
Als wolle er Patzer wie uns verhöhnen, führte Magnus neulich beim Turnier in Shamkir ein ähnlich krummes Manöver aus.
Magnus Carlsen – Radoslaw Wojtaszek, Shamkir 2018
Fünf Züge sind gespielt, und der Weltmeister hat schon drei Mal seine Dame gezogen. Nun ist sie auf einem Feld gelandet, wo sie den Lc1 einsperrt.
Nee, nee, von so etwas wollen wir nichts wissen. Wir fassen weiterhin unsere Dame zu Beginn der Partie nicht an, ziehen nicht mehrfach mit irgendwelchen Figuren herum, sondern versuchen stattdessen, zu Beginn alle unsere Leichtfiguren ins Spiel zu bringen, und das möglichst aktiv.
So wie neulich in Überlingen Schachfreund Alexander:
Alexander Daudrich – Helmut Möldner, Überlingen, April 2018
Erst stellt er einen Bauern im Zentrum und verschafft seinem Lf1 freie Bahn. Gleich danach kommt der Läufer heraus, und das auf ein gleichermaßen aktives wie zentrales Feld.
Frage 75
Daran ist nun wirklich nichts auszusetzen – oder?