Eröffnungstraining im Praxistest: Konstantinos’ erstes Lichess-Turnier

Wer im Schach besser werden will, der trainiert Taktik (hatten wir das eventuell schon erwähnt?) . Anfangs geht es ausschließlich darum, die wichtigsten Motive ins Gehirn zu brennen, später kommt automatisch Rechentraining dazu, je schwieriger die Aufgaben werden.

Um ein “Matt in 1” zu lösen, muss niemand rechnen. Ein “Matt in 5” hingegen lässt sich ohne Rechnen nicht lösen. Wer im Wettkampf unter Zeit- und Ergebnisdruck tiefer, schneller und präziser Varianten berechnet als sein Gegner, der gewinnt.

Fortschritt lässt sich messen: die Wertungszahl steigt

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Ist ein gewisses Taktik-Level erreicht, gesellt sich zum Komplex Taktik die Strategie. Die ist nicht ganz so einfach alleine zu erlernen. Idealerweise hilft ein Trainer, Konzepte anhand von instruktiven Beispielen leicht verdaulich aufzubereiten.  Bewährt hat sich neben dem Schachunterricht mit einem Coach auch die Lektüre von Büchern (das sind diese Klötze aus Papier, in denen man blättern kann ;-).

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Eröffnung, Mittelspiel, Endspiel, es ist ja so viel Wissen aufzusaugen. Aber das Tolle beim Schach ist, dass sich die Fortschritte anhand einer Wertungszahl messen lassen. Wer bei der Taktik Fortschritte macht, dessen Taktik-Wertung steigt, und wer besser spielt, dessen Schach-Wertung steigt.

Praxistraining: online gibt es immer Gegner

Praxis ist die dritte wesentliche Komponente des Schach-Trainings, und in dieser Hinsicht sind wir heutzutage gesegnet, verglichen mit der Zeit, als es noch kein Internet gab. Auf Lichess.org warten rund um die Uhr Gegner aller Spielstärken darauf, von uns über den Tisch (oder über die Uhr) gezogen zu werden. Sogar der Weltmeister schaut gelegentlich vorbei. Jeden Tag eine Schnellpartie bringt schon eine Menge.

Konstantinos ist taktisch unser Bester, neulich hat er beim Lichess-Taktiktraining die 1.900-Schwelle überwunden. Strategisch ist er auf dem gleichen Level wie alle anderen, etwa bei null (darum ist ja dieses Blog entstanden. Vielleicht gelegentlich mal reinschauen, Konstantinos? Oder dem Jungen ein Buch kaufen, liebe Eltern?). Aber egal, wer taktisch gut ist, muss nicht viel wissen, um trotzdem zu gewinnen.

Instruktive Eröffnungsmomente

Neulich hat Konstantinos bei Lichess sein erstes Turnier gespielt und alleine wegen seiner taktischen Klasse mehr als 2.000 Teilnehmer hinter sich gelassen. Schauen wir uns mal ein paar instruktive (Eröffnungs-)Momente aus seinen Partien an.

Vor ein paar Wochen hatten Konstantinos und Dominik ja eine Extra-Einheit Eröffnungstraining absolviert, damit sie ordentlich in ihre Partien hineinkommen. Das Bauernopfer 4….d7-d5 und 5…Sc6-a5 schüttelt Konstantinos seitdem im Zweispringerspiel 1.e2-e4 e7-e5 2.Ng1-f3 Nb8-c6 3.Lf1-c4 Sg8-f6 4.Sf3-g5 d7-d5 5.e4xd5 Sc6-a5 locker aus dem Ärmel.

Aber hier spielte der Gegner etwas, das hatten wir noch nie gesehen: 6.d2-d3.

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Frage 47

Was sollte Schwarz jetzt zuallererst erledigen?


Konstantinos entschied sich, per 6…Sf6xd5 einen Bauern einzusacken.

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Frage 48

Guter Zug?


Einige Partien später stand wieder das Zweispringerspiel auf dem Brett, Konstantinos hatte wieder Schwarz, aber dieses Mal ging es regulär weiter: 6.Lc4-b5+ c7-c6 7.d5xc6 b7xc6, und dann stand es so:

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Diese Stellung debattieren Schachspieler schon seit 500 Jahren. Schwarz hat einen Bauern gegeben, dafür hat er das freiere Spiel. Weiß bieten sich zwei brauchbare Möglichkeiten, seinen angegriffenen Läufer wegzuziehen: 8.Lb5-e2 und 8.Lb5-d3 (nur am Rande, 8.Dd1-f3 ist auch interessant, während 8.Lb5-a4 nicht so viel Sinn ergibt, auch wenn es auf den ersten Blick verlockend aussieht. Aber langfristig stünde der Läufer auf a4 abseits und wirkungslos).

Im modernen Großmeisterschach entscheiden sich die Weißspieler fast ausschließlich für 8.Lb5-d3. Das sieht komisch aus, weil es den d-Bauern blockiert, aber irgendeinen Sinn wird das ja wohl haben.

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Frage 49

Welchen?


Konstantinos’ Gegner entschied sich für 8.Lb5-e2.

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Frage 50

Was sollte Schwarz jetzt zuallererst erledigen?


In einer anderen Partie (Konstantinos mit Schwarz) stand nach 1.e2-e4 e7-e5 2.Ng1-f3 Nb8-c6 3.c2-c3 wieder etwas Neues auf dem Brett.

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Frage 51

Huch. Was ist das denn?

Und was machen wir am besten dagegen?


Nach 3…Sg8-f6 4.d2-d4 e5xd4 5.e4-e5 hing der Springer f6.

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Frage 52

Wohin damit?


So liebenswert die Jungs auch sind, manchmal möchten wir ihnen einen Satz heiße Ohren verpassen, wenn offensichtlich wieder eine Botschaft ungehört verhallt ist, wenn Sachen passieren, die wir mehr als ein Mal besprochen haben (und die sich hier nachlesen ließen).

Nach 1.d2-d4 d7-d5 2.c2-c4 zog Konstantinos allen Ernstes 2…Sg8-f6.

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Frage 53

Hat Konstantinos den Beitrag “Marshall verprügeln” gelesen, speziell Frage und Antwort vier?


Ein paar Züge später fesselte er erst mit …Lf8-b4 den c3-Springer des Weißen und spielte direkt danach …Lb4xc3.

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Frage 54

Hat Konstantinos den Beitrag “Marshall verprügeln” gelesen, speziell Frage und Antwort fünf?

Hier geht’s zu den Antworten

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