Pläne, Raum, Strukturen: Strategie, ein weites Feld

Was tun, wenn konkret nichts zu tun ist? Über diese Frage sind schon Generationen von orientierungslos brütenden Schachspielern in Zeitnot geraten.

Wir wollen jetzt gar nicht groß über Pläne, Raum, Strukturen und anderen Mumpitz schwadronieren. Zwei einfache Konzepte schaffen Abhilfe:

Taktische Löcher stopfen: Wenn in unserem Lager Figuren ungedeckt herumstehen, dann sollten wir das ändern. Eine ungedeckte Figur bei uns bedeutet immer taktische Möglichkeiten für den Gegner.

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Figuren verbessern: Selten stehen alle Figuren ideal. Ist alles entwickelt, aktiv aufgestellt, sind die Türme verbunden und zentralisiert, offene Linien besetzt, ist der König sicher? Sind die Springer auf Vorposten verankert, den Läufern Diagonalen geöffnet? Meistens wirst Du eine Figur finden, die sich nicht wohl fühlt, weil sie auf einem anderen Feld viel besser stehen würde.

Schon im Beitrag “Mit den Figuren sprechen” haben wir empfohlen, dass Du Dich regelmäßig unter Deinen Truppen umhörst, ob sie zufrieden sind oder umgruppiert werden wollen. Klingt ein bisschen albern, war aber kein Scherz. Zahlreiche Großmeister (allen voran der ehemalige Top-Ten-Spieler Yasser Seirawan aus den USA betont es immer wieder) befolgen dieses Prinzip.

Mit den Figuren zu sprechen, ist ein Einstieg in das weite Feld der Strategie, und dann müssen wir eben doch über Pläne, Raumgewinn, Strukturen und dergleichen reden. Je besser Du Dich strategisch auskennst, gegnerische Schwächen identifizieren kannst und mit typischen Manövern und Plänen vertraut bist, sie auszunutzen, desto besser vestehst Du, was Deine Figuren Dir sagen wollen.

Eine erste grundsätzliche Aussprache zwischen Dir und Deiner Armee ist meist am Ende der Eröffnung angezeigt, dann, wenn es darum geht, Pläne zu fassen und Dir Gedanken über das weitere Vorgehen zu machen.

Neulich in Überlingen kam es am Brett von Martin zu Missverständnissen zwischen dem Spieler und seinen Figuren.

Martin Büchsel – Solange Safarian, Dezember 2017

martin1.jpg

Alles ist entwickelt, der König in Sicherheit gebracht. Es könnte also an der Zeit sein, die Dame ins Spiel zu bringen.

Martin hat in dieser Stellung 1.Dd1-d2 gezogen. Auf den ersten Blick sieht das aus wie ein ordentlicher Zug, verbindet die Türme, schielt nach h6. Und doch ignoriert 1.Dd1-d2 ein wesentliches Erfordernis der weißen Stellung, es ist leider eher ein ziemlich bescheidener Zug.

Frage 45

Warum?


Es folgte ein wildes Abholzen, an dessen Ende die Akteure in einem Endspiel landeten.

martin2.jpg

Der Schwarze hat dem Weißen per 1…Sf7-e5 angeboten, noch mehr abzuholzen und die Partie in ein Bauernendspiel zu überführen.

Martin zögerte zu Recht, weil er natürlich weiß, dass bei Bauernmehrheiten auf unterschiedlichen Flügeln (Schwarz hat 4 gegen 3 am Damenflügel, Weiß 3 gegen 2 am Königsflügel) die langschrittigen Läufer in der Regel den kurzschrittigen Springern überlegen sind. Läufer können auf beiden Flügeln wirken, Springer nicht. Andererseits, hmmm… Und wer steht hier eigentlich besser?

Frage 46

Soll Weiß auf e5 schlagen?

Zu den Antworten geht’s hier

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[…] schön und gut, aber in der Partie hilft die Erkenntnis, besser zu stehen, nur bedingt weiter. Ein Plan muss her, eine Idee, wie sich die weißen Schwächen unter Druck setzen […]