Teimour Radjabov spielt nicht im Kandidatenturnier. Statt seiner rückt der Franzose Maxime Vachier-Lagrave nach. MVL sei schon informiert und habe seine Teilnahme zugesagt, meldet die FIDE.
Der aserbaidschanische Großmeister hat nach Angaben der FIDE “persönliche Gründe” für seinen vermeintlichen Rückzug angeführt. Dem widersprach Radjabov vehement. Er habe angesichts der sich in Europa ausbreitenden und kaum zu beherrschenden Viruskrise vorgeschlagen, das Kandidatenturnier zu verschieben. Die FIDE habe diesen Vorschlag abgelehnt, ihn aus dem Feld gestrichen und durch MVL ersetzt. Radjabov sagt in seiner Erklärung nichts dazu, ob er trotz seiner Bedenken bereit wäre zu spielen.
Was passiert, wenn jemand krank wird?
In der Zwischenzeit hat auch Wang Hao dafür plädiert, das Kandidatenturnier zu verschieben. Radjabovs Rückzug halte er für richtig, sagte der Chinese der Schachseite chess.com: “Was passiert, wenn während des Turniers ein Spieler oder ein Sekundant erkrankt? Wenn jemand hustet? Wenn jemand anreist, in dessen Flugzeug ein Infizierter saß?” Wang Hao wie Radjabov stellen fest, dass es für solche Fälle keine Regelungen gebe. Der Chinese kritisiert außerdem die Entscheidung, die Senioren-Mannschafts-WM in Prag stattfinden zu lassen, siehe unser Bericht gestern.
Zu Radjabovs Ausscheiden und der Formel “persönliche Gründe” hat sich FIDE-Vize Emil Sutovsky geäußert:
Anish Giri wünscht sich derweil, dass ihm jemand sagt, dass alles gut ist.
Um Radjabovs Teilnahme war vor dem Kandidatenturnier lange spekuliert worden, weil die Nummer neun der Weltrangliste sich allenfalls noch als Semi-Profi versteht. Nachdem er sich per World Cup für das Kandidatenturnier qualifiziert hatte, sagte Radjabov, er wisse noch nicht, ob er mitspiele. Das korrigierte er bald und bekundete seine Absicht zu spielen. Nun die Kehrtwende.
Auch MVLs Nichtteilnahme war Gegenstand ausführlichen Lamentierens unter Schachfans. Der Franzose hatte 2020 wie 2018 denkbar knapp die Qualifikation für das Kandidatenturnier verpasst. Nun rückt er dank seines hohen Ratings nach.
Die Geschichte entwickelt sich, chess.com aktualisiert die Berichterstattung fortlaufend:
[…] Der französische Großmeister war am Mittwoch gerade von einem New-York-Urlaub zurückgekehrt, als ihn von der FIDE die Nachricht erreichte, es könne sich eine Möglichkeit auftun, doch noch am Kandidatenturnier teilzunehmen. Am Freitagmorgen dann die endgültige Botschaft: du bist drin, Radjabov ist draußen. […]
[…] Wie Teimour Radjabov hat jetzt Wang Hao gegenüber der „Times of India“ angesichts des sich ausbreitenden Coronavirus noch einmal an die FIDE appelliert, das Kandidatenturnier zu verschieben: „Wir haben es hier mit einer weltweiten Krise zu tun. Unter diesen Umständen sollte das Kandidatenturnier nicht stattfinden.“ Die FIDE ist allerdings entschlossen, die Sache durchzuziehen, und hält sich dafür gerüstet. […]
[…] internationale Fernreisen erschwert sind, hat jetzt mit Fabiano Caruana einer der Favoriten des Kandidatenturniers erfahren. Erst wurde sein Flug nach Russland gestrichen, dann fand er eine Alternativroute über […]
[…] werden Überraschungen erleben“, sagt Fabiano Caruana vor dem bevorstehenden Kandidatenturnier. Er weigere sich anzunehmen, dass der Wettbewerb auf einen Zweikampf zwischen ihm und Ding Liren […]
[…] schon gebildet und sie ausgesprochen, bevor das Kandidatenturnier begann – was dazu führte, dass statt seiner nun Maxime Vachier-Lagrave spielt, der vor allem froh ist, dabei zu sein. Auch Wang Hao hatte vor […]
[…] Azeri hatte das Kandidatenturnier angesichts der Corona-Pandemie für unspielbar erklärt und die Teilnahme aus genau den Gründen verweigert, die nun zum Abbruch geführt haben. Ungerecht […]
[…] Arkadi Dvorkovich schon vor Monaten hatte durchblicken lassen: Radjabov, der unter einigem öffentlichen Wirbel vom Corona-Kandidatenturnier 2020/21 zurückgezogen hatte, bekommt einen Freiplatz für […]