World Cup 2023: der Ticker | Viertelfinale: Elisabeth Pähtz ausgeschieden

206 Spieler, 103 Spielerinnen, 2×3 Plätze fürs Kandidatenturnier, 2,5 Millionen Dollar Preisgeld. Der World Cup ist das größte, aufregendste Turnier, das der Schachkalender alle zwei Jahre zu bieten hat. Am Sonntag, 30. Juli, geht es in Baku/Aserbaidschan wieder los, diesmal mit einer neunköpfigen deutschen Delegation. So viele schwarz-rot-goldene Flaggen standen beim World Cup noch nie auf den Tischen.

Das Viertelfinale des World Cups (offen). | via chess24
Das Halbfinale des World Cups der Frauen. | via chess24

Die Partien beginnen täglich um 13 Uhr deutscher Zeit. Gespielt werden Zwei-Partien-Matches und im Fall eines 1:1 ein Schnellschach-, dann ein Blitzschach-Stechen, bis es einen Sieger gibt.

Livepartien, Ergebnisse, Turnierbaum (offen)

Livepartien, Ergebnisse, Turnierbaum (Frauen)


“Vidit schlägt Nepo, vier Inder im Viertelfinale”:
Bericht zum Tiebreak der 5. Runde

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Mit dem Ausscheiden aller deutschen Spielerinnen und Spieler endet der World-Cup-Ticker 2023. Dank an alle Lesenden fürs Interesse. Nach dem Ende des Wettbewerbs wird es an dieser Stelle voraussichtlich einen Bericht über den Verlauf der verbleibenden Runden geben.

|| Runde 6, 1. Partie, 15. August

Go, Annushka!

■ Sie war ganz nahe dran am Halbfinale, aber es hat nicht sollen sein. Elisabeth Pähtz dankt ihren Coaches Dorian Rogozenco und Sergey Tiviakov – und wünscht sich, dass “Annushka” den Weg bis zum Ende geht. Gemeint ist natürlich ihre Freundin und Halbfinalgegnerin Anna Muzychuk.

https://twitter.com/lisiko85/status/1691157905775431681

|| Runde 5, Tiebreak, 14. August

Elisabeth Pähtz ausgeschieden

■ Fünf Stunden, ein Auf und Ab. Erst legte Elisabeth Pähtz in den 25+10-Partien vor, Anna Muzychuk kam zurück. In den 10+10-Partien lief es andersherum. Dann Blitz, und in der ersten Partie unterlief Pähtz ein folgenscheres Übersehen: Figur weg, Partie verloren. Diesmal schaffte sie es nicht zurückzukommen. Damit ist die gesamte deutsche Delegation ausgeschieden.

Drei Viertel Düsseldorfer

In einem rein Düsseldorfer Tiebreak werden heute die Schachfreunde Vidit und Nepomniachtchi klären, wer ins Viertelfinale einzieht.

■ In Indien jubeln sie: drei, vielleicht vier Inder stehen im Viertelfinale und einer sogar schon sicher im Kandidatenturnier. Mehr Anlass zu jubeln haben die Mitglieder des Düsseldorfer SK. Unabhängig davon, ob heute Ian Nepomniachtchi oder Vidit gewinnt: Sechs der acht Viertelfinalisten werden Mitglieder des Zweitligisten Düsseldorfer SK sein, der nach dem Einstieg von Wadim Rosenstein als Sponsor personell mächtig aufgerüstet hat. Wie unlängst im Nakamura-Viernheim-Kontext berichtet: Die stärkste Vereinsmannschaft der Welt wird in der kommenden Saison im deutschen Spielbetrieb der zweiten Bundesliga West zu sehen sein. Vorher dominiert die Düsseldorfer Equipe noch den World Cup.

|| Runde 5, 2. Partie, 13. August

Pähtz: Tiebreak

■ Manchem Beobachter mag so plötzlich das Herz in die Hose gerutscht sein, wie die Bewertungsleiste der Engine abstürzte. Eigentlich schien Elisabeth Pähtz auf dem Weg zu sein, ein zwischenzeitlich gefährlich aussehendes Endspiel gegen Anna Muzychuk ins Remis zu führen. Dann der Bewertungsleisten-Absturz, zwei Züge später alles wieder gut. Remis. Morgen: Tiebreak.

41.f7 hält die Stellung im Gleichgewicht. Mit 41.Kh5 den h-Bauern einzusammeln und dafür den f-Bauern zu geben, sollte – nach Maschinenmaßstäben – verlieren. In der Praxis des World-Cup-Viertelfinals führte auch diese Entscheidung zu einem Unentschieden.

Der Einzige, den Kasparow fürchtete

Magnus Carlsen gegen Vassily Ivanchuk, Legende und Gigant des Schachsports: der Einzige, vor dem Kasparow Angst hatte, Schnellschachweltmeister noch 2016. Vor zehn Jahren hätte “Chucky” beinahe verhindert, dass Carlsen Weltmeister wird. Dieses Duell stand im Achtelfinale des World Cups besonders im Fokus. Ivanchuk kam bestens aus der Eröffnung, aber dann…

Ein Viertel Inder

Gukesh. | Foto: Stev Bonhage/FIDE

■ Der World Cup 2023 ist ein Vorbote der abzusehenden indischen Dominanz im Weltschach. Ein Viertel der Spieler im Achtelfinale sind Inder. Nachdem erst Praggnanandhaa für Aufsehen sorgte, indem er Hikaru Nakamura aus dem, Turnier warf (und auf den dritten Platz der Weltrangliste), ließ nur abermals Gukesh aufhorchen. Vor zwei Wochen erst hat der 17-Jährige erstmals die Top 10 der Welt geentert, wenige Tage später überholte er Viswanathan Anand und wurde die neue indische Nummer eins. Nun hat er Anish Giri überholt und liegt schon auf Rang sieben der weltbesten Schachspieler.

|| Runde 5, 1. Partie, 12. August

0,5:0,5

■ Solides Schwarzremis gegen Anna Muzychuk in der ersten Partie, nicht viel mehr als zwei Stunden gespielt. Nun seien wir gespannt, ob Elisabeth Pähtz abermals ihre Weißpartie schnell abmoderiert, um das Match im Tiebreak zu entscheiden, oder ob sie mehr will. Die Antwort: morgen.

Am Horizont das Kandidatinnenturnier

Jobava-London sei Dank: Wie Elisabeth Pähtz die Weltmeisterin Ju Wenjun aus dem World Cup schmiss.

■ Wir kommen nicht umhin festzustellen, dass Ju Wenjun ein vierwöchiges, knappes WM-Match in den Neuronen steckt. Für die weit unter Topform agierende Weltmeisterin war es ein wackeliger World Cup, der nun beendet ist. Elisabeth Pähtz sagte nach dem Match, an Ju Wenjuns Stelle hätte sie gar nicht mitgespielt. Vielleicht fühlte sich die Chinesin als Galionsfigur des Sports verpflichtet? Uns soll es recht sein, möge sie sich nun die wohlverdiente Auszeit nehmen.

Elisabeth Pähtz erscheint derweil am World-Cup-Horizont das Kandidatinnenturnier 2024. Acht Spielerinnen noch drin, drei werden ein Ticket lösen. Warum nicht Pähtz? Sie müsste dann allerdings zum dritten Mal binnen kurzer Zeit ihr persönliches Schachnarrativ modifizieren. Bis zu ihrem Grand-Swiss-Triumph in Riga inklusive GM-Norm hatte sie regelmäßig auf ihr nahendes Karriereende hingewiesen. Dann hieß es plötzlich, jetzt wolle sie aber ins Kandidatenturnier. Ihrem jüngsten Gespräch beim Pähtzschen Haussender ChessBase entnehmen wir nun wieder: Karriereende, Kinderwunsch. Von wegen. Zwei Matchsiege noch, dann heißt es Kanada 2024.

Schade, Rasmus

Rasmus Svane im Tiebreak gegen Wang Hao. | Foto: Anna Shtourman/FIDE

■ Eigentlich gilt ja, dass Rasmus Svane gefährlicher wird, je kürzer die Bedenkzeit ist. Und danach sah das Match gegen Wang Hao aus. In den beiden 25+10-Partien des Tiebreaks hatte eher der Lübecker die Initiative, in den beiden 10+10-Partien umso mehr. Dann, in der ersten 5+3-Blitzpartie, sah es aus, als würde Rasmus nun das Match zumachen:

Das Qualitätsopfer …Txf2!, begleitet von wunderbarer Kompensation. Aber Wang Hao rettete sich in ein Dauerschach – und bei Svane war sogleich der Wurm drin, sogar schon in dieser ersten Blitzpartie. Von seinem Überseher geschockt, erlaubte Svane mit dem Fehlzug …Kh6? dem Chinesen sogar mehr als das Dauerschach. Zum Glück hatte Wang Hao die Partie innerlich schon als remis abgehakt. Hättest du an seiner Stelle gewonnen? Klicke aufs Diagramm und finde es heraus.

GM Wang Hao (2709) – GM Rasmus Svane (2625): Weiß zieht und gewinnt.

Was bisher geschah

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Philipp
Philipp
8 Monate zuvor

Kurze Frage: Warum sollte ein Inder schon für das Kandidatenturnier qualifiziert sein? Vidit ist jetzt raus, sollte Gukesh heute nicht gewinnen, ist er auch raus. Dann steht nur ein Inder im Halbfinale. Bei einer Niederlage im Halbfinale und im Spiel um Platz 3, muss man darauf hoffen, dass Carlsen absagt.

trackback

[…] nur, wenn für die Spieler mehr als Preisgeld und Elopunkte zu gewinnen sind. Schon während des World Cups hatten Anish Giri und der spätere Organisator, ChessBase-India-Chef Sagar Shah, spekuliert, dass […]