Die dritte von vier Etappen des Frauen-Grand Prix 2022/23 wird vom 1. bis 14. Februar in München stattfinden – aller Wahrscheinlichkeit nach mit Elisabeth Pähtz, die sich im November 2021 beim Grand Swiss in Riga für den Grand Prix qualifiziert hat. Gespielt wird im Kempinski Vier Jahreszeiten im Herzen Münchens nahe am Marienplatz. Ort und Datum der anderen drei Etappen stehen laut FIDE noch nicht fest. Die beiden Erstplatzierten der Grand-Prix-Serie qualifizieren sich fürs Kandidatenturnier der Frauen. Preisfonds in München: 80.000 Euro.
Schon vor einiger Zeit hatte sich angedeutet, dass München bald Austragungsort eines großen internationalen Schachturniers sein könnte, womöglich eines WM-Matches:
Nun erstmal eine Nummer kleiner, WM-Zyklus der Frauen. Dazu beigetragen hat nach Angaben der FIDE der Deutsche Schachbund, der „unschätzbare Hilfe“ geleistet habe. “Kooperativ wie immer” sei der DSB gewesen, twitterte FIDE-Generalsekretär Emil Sutovsky.
Schon beim Grand Prix der Männer jetzt in Berlin hatte der Deutsche Schachbund so agiert, wie sich die FIDE das wünscht, indem er eine Kehrtwende in der Haltung gegenüber russischen Sportlern vollzog und damit einem Konflikt mit dem Weltverband auswich.
Hauptsponsor des Grand-Prix-Turniers wird Immobilienunternehmer Roman Krulich sein, dessen Unternehmensgruppe seit langem Schach unterstützt: in seiner Heimatstadt unter anderem die Münchener Schachakdemie und die Münchener Schachstiftung, auf DSB-Ebene das „Powergirls“-Projekt, das die besten jungen deutschen Schachmeisterinnen in die Nähe der Weltklassse führen soll.
Möglich ist, dass neben Pähtz eines der „Powergirls“ unter den Teilnehmerinnen in München sein wird. Jeder Organisator darf in Absprache mit dem FIDE-Präsidenten eine Spielerin seiner Wahl nominieren. Nicht überraschend wäre, würde angesichts einer Etappe in der bayerischen Hauptstadt die Wahl auf die bayerische Vorzeigespielerin Jana Schneider fallen (die allerdings ihren Elo Richtung 2400 bewegen sollte).
Wer genau in München spielt, steht ebenso wenig fest wie die Liste der 16 Grand-Prix-Spielerinnen, von denen jede an drei der vier Turniere teilnehmen wird. Qualifiziert sind die Weltmeisterin (Ju Wenjun), die vier Halbfinalistinnen des World Cups 2021 (Alexandra Kosteniuk, Aleksandra Goryachkina, Tan Zhongyi und Anna Muzychuk), die vier Erstplatzierten des Grand Swiss 2021 (Lei Tingjie, Elisabeth Pähtz, Zhu Jiner und Mariya Muzychuk). Weitere Plätze werden nach Elozahl vergeben.
Theoretisch könnte auch Hou Yifan, die nach Rating einsam über allen anderen Frauen thront, am Grand Prix teilnehmen. Praktisch wird die Chinesin von dieser Möglichkeit keinen Gebrauch machen.
Elisabeth Pähtz wird angesichts der zu erwartenden Weltklassegegnerschaft nicht zu den Favoritinnen zählen, aber sie wird die Grand-Prix-Serie ambitioniert angehen, wie sie der Zeitschrift Schach (12/21) erzählte. Beim Grand Swiss in Riga sei es ihr weniger um die seit Monaten debattierte GM-Norm gegangen, viel mehr um die Qualifikation für den Grand Prix, ihren zweiten nach 2019-21 – und den ersten, bei dem sie weiß, dass sie etwas reißen kann.
Beim vergangenen Grand Prix habe sie nur ordentlich abschneiden wollen, so Pähtz, ein Vorhaben, das gelang. „Jetzt weiß ich, dass ich auch bei solchen Superturnieren ganz oben mitspielen kann. Diesmal will ich mich fürs Kandidatenturnier qualifizieren.“
Man könnte fast vermuten, dass Hou Yifan tatsächlich mitspielen will. Voraussetzung für einen Eloplatz ist laut Regelwerk mindestens eine (!?) Elo-gewertete Partie für die Listen April 2021 bis Mär 2022. Und für die März-Liste spielte sie ein Match gegen Bu Xiangzhi – geplant wohl vier Partien, die vierte beim Stand von 0.5-2.5 hinfällig. Die anderen Eloplätze für Lagno und Dzagnidze, Reserve Harika.
Fehlen nur noch die vier Wildcards, München und die drei anderen Ausrichter können da wirklich jede nominieren (“any player of his/her choice upon consultation with FIDE President”).
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[…] auf ihr nahendes Karriereende hingewiesen. Dann hieß es plötzlich, jetzt wolle sie aber ins Kandidatenturnier. Ihrem jüngsten Gespräch beim Pähtzschen Haussender ChessBase entnehmen wir nun wieder: […]