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Elisabeth Pähtz

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Wäre jemand wie Dinara Wagner vor zehn Jahren aufgetaucht, Elisabeth Pähtz hätte die Konkurrenzsituation angespornt, mehr fürs Schach zu tun. Jetzt, mit 38, wird das nicht mehr passieren. Ihr Kinderwunsch beschäftigt sie mehr als der Kampf um die deutsche Nummer eins - und die Frage, ob das Kind, am liebsten ein Mädchen, sich für Schach begeistern wird.

Als sie selbst ein Kind war, habe ihr die Grundausbildung gefehlt. Vater Pähtz habe sie nur mit Eröffnungen "vollgepumpt", weniger mit strategischem Wissen und positionellem Verständnis.

Der Furor über "schlechte Schachspielerinnen in Unterwäsche", die Testosteron-Theorie zur Überlegenheit der Männer im Schach, nicht zuletzt das In-die-Bresche-springen für Nigel Short, dem speziell im #MeToo-Kontext nicht zu helfen ist. Elisabeth Pähtz ist sehr gut darin, sich im öffentlichen Diskurs ein blaues Auge zu holen.

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Das soll sich offenbar nicht länger auf ihre Twitter-Kämpfe beschränken. Jetzt hat Pähtz ein Foto veröffentlicht, das sie im Ring zeigt, und das passt trefflich zu ihrem Hang zum Schachboxen, den sie schon einige Male kundgetan hat. Sieht aus, als folgten jetzt Taten.

Stay tuned...

Nach der Testosterontheorie nun die Kilokalorientheorie: Dass Schachspielende während einer Partie 2.000 Kilokalorien verbrauchen, stimmt nicht annähernd. Auch nicht bei Elisabeth Pähtz, die diese Unwahrheit trotzdem unwidersprochen neulich dem Bayerischen Rundfunk erzählt hat - und sie jetzt in einem Werbeclip der Union Investment wiederholt. Anschließend treibt sie vor der Kamera eifrig körperlichen Sport, um fit zu sein für ihren kilokalorienintensiven Beruf am Brett.

Der verbale Kniefall aus Hamburg folgte umgehend, ihr Haussender erhebt Pähtz zur "Werbeikone":

https://de.chessbase.com/post/elisabeth-paehtz-als-werbe-ikone

Ob ChessBase als langjähriger DSB-Sponsor und Pähtz-Auftraggeber jemals einer Twitter-Erwähnung unserer Spitzenspielerin würdig sein wird? Bislang war das nicht der Fall. Stattdessen preist sie jetzt einen Mitbewerber im Cloud-Engine- und Schach-Datenbankengeschäft:

 

Der langjährige Partner wird auf Pähtz' Accounts kaum einmal erwähnt. Der Lieblingsfeind durchaus, diese Seite nämlich, die Pähtz' Kilokalorientheorie als den Quatsch dargestellt hat, der er ist. Bemerkenswert: Pähtz liest Perlen-Twitter, obwohl sie es geblockt hat - und arbeitet sich seitdem an der Sache mit den Kcal ab:

Auch woher sie ihre Informationen bezieht, offenbart sie, nämlich von dort, wo der Mythos vom "Abnehmen durch Schach" entstanden ist. Vor vier Jahren veröffentlichte ESPN diesen Artikel...

https://www.espn.com/espn/story/_/id/27593253/why-grandmasters-magnus-carlsen-fabiano-caruana-lose-weight-playing-chess

...in dem unter anderem eine Stanford-Studie zitiert wird, in der stehen soll, dass Turnierspieler am Tag 6000 (!) Kilokalorien verbrennen. Das Problem: Es steht gar nicht darin, aber die Geschichte ist seitdem in der Welt und, obwohl mehrfach ad absurdum geführt, nicht totzukriegen. Inklusive all der dort abgeschriebenen Geschichten steht sie ganz oben in den Suchmaschinen-Ergebnissen. Klingt ja auch zu schön: abnehmen durch Schach.

Weil es so schön klingt, wird die Angelegenheit noch befeuert durch Schach-Veranstalter, WorldChess etwa, die die Spieler:innen mit Fitnesstrackern ausstatten und von deren Puls auf den Kilokalorienverbrauch schließen wollen. Elisabeth Pähtz hält das für seriös.

Wahr ist, dass ambitioniertes Turnierschach in Sachen Energieverbrauch mehr ist als Rumsitzen. Eher gleicht es moderater Bewegung, einem Spaziergang zum Beispiel. Aber es ist weit von körperlichem Sport entfernt, erst recht von ambitioniertem Wettkampfsport. Ohne Bewegung (idealerweise kombiniert mit gesunder Ernährung) purzeln die Pfunde nicht.

Abseits der ersten Google-Suchergebnisse lassen sich fundierte Informationen dazu leicht finden. Unlängst war eine Schachfreundin auf Twitter so freundlich, die seit Jahren vieldiskutierte Angelegenheit noch einmal allgemeinverständlich auf den Punkt zu bringen. Sie beleuchtet auch das Phänomen, warum Schachmeister während Wettbewerben tatsächlich Gewicht verlieren (was, Spoiler, nicht mit der Abnehm-Wunderwaffe Schach an sich zu tun hat, eher mit den Begleitumständen):

Das Branchenblatt "Werben&Verkaufen" ordnet die Kampagne jetzt ein (für Abonnenten). "Kompetenz zahlt sich aus" ist das Leitmotiv, unter dem Union Investment Markenbotschafter versammelt, darunter Pähtz, die mit hoher Wahrscheinlichkeit wegen ihrer Kompetenz im Schach Teil der Kampagne ist.

Hoffen wir nun, dass sich unsere Schachfrontfrau ihrer Kernkompetenz zuwendet. In drei Tagen beginnt die Team-WM.

Kaum zu glauben: Elisabeth Pähtz zu Gast bei Kai Pflaume

Die Sendung ist jetzt in der Mediathek zu sehen. Pähtz' Auftritt beginnt bei Minute 24:

https://www.ardmediathek.de/video/Y3JpZDovL25kci5kZS9wcm9wbGFuXzE5NjMzOTY0NV9nYW56ZVNlbmR1bmc

Mit ihrer Erzählung vom Krieg, der zwei Seiten hat und auf beiden gleichermaßen betroffene Opfer, hat es Elisabeth jetzt zum zweiten Mal auf die sogenannten Nachdenkseiten geschafft. Kein Wunder, nicht nur wegen der "inhaltlichen" Ausrichtung dieser Publikation. Ihr Verlag kooperiert zudem mit diesem Medium, das für dessen Werke wirbt, nicht nur in Form von als solcher erkennbarer Werbung, auch als Buchbesprechungen getarnt.

https://de.wikipedia.org/wiki/NachDenkSeiten

https://de.wikipedia.org/wiki/Westend_Verlag

Ein doppeltes Buch, eins über das Leben, eines über Schachpartien

Videohinweise am Mittwoch

 

Wie viel nach elf Runden Grand Swiss noch von ihr übrig sein mag? Elisabeth Pähtz ist wahrscheinlich der einzige Mensch, der während einer Partie drei bis vier Kilogramm abnimmt. "Mittlerweile ist mein Stoffwechsel leider nicht mehr ganz so gut. Aber es ist immer noch ein unglaublich gutes Gefühl, sich nach einem Turnier auf die Waage zu stellen.“

Neben der Kilokalorientheorie darf ihre Testosterontheorie im neuen, ausführlichen Porträt im Frankfurter Top-Magazin nicht fehlen. Und dann ist da noch der Kinderwunsch: "Mein großer Traum ist es, Mutter zu werden. Das Projekt ist in Arbeit, leider hat es bisher noch nicht geklappt.“

https://www.top-magazin-frankfurt.de/redaktion/panorama/elisabeth-paehtz-deutschlands-beste-schachspielerin/

 

Vielleicht mal Josefine Heinemann ans erste Brett? Und lässt sich nach dem Grand Swiss an den EM-Ergebnisse ablesen, dass Männer ihrer Physis wegen beim Schach im Vorteil sind?

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