Christian Kuhn, Präsident des Berliner Schachverbands, will Präsident des Deutschen Schachbunds werden. Das bestätigte der 55-Jährige jetzt auf Anfrage dieser Seite. Beim für den 12. Juni 2021 geplanten Kongress des Deutschen Schachbunds wird Kuhn als voraussichtlich einziger Gegenkandidat den Amtsinhaber Ullrich Krause herausfordern.
Über ein potenzielles Team und potenzielle Vizepräsidentinnen und Vizepräsidenten, „die meine Fantasie von einem im aktuellen Schachboom aufblühenden DSB teilen“, mag Kuhn noch nicht sprechen, dafür sei es zu früh. Eine Ansage für potenzielle Mitstreiter hat er gleichwohl schon parat: „Es wird mit Arbeit verbunden sein.“ Im Lauf des heutigen Donnerstags will Kuhn seine Kandidatur offiziell verkünden. Ullrich Krause sowie die Präsidenten der Landesverbände hat er vorab informiert.
Die ersehnte Integrationsfigur, die eint, repariert, einlädt und wiederbelebt, müsste Kuhn im Fall seiner Wahl erst werden. Für den Beginn zeichnet den Chemiker aus, dass er von den Verwerfungen und Desastern der jüngeren Vergangenheit unbelastet ist. Seit September 2020 ist Kuhn als Nachfolger von Carsten Schmidt Präsident des Berliner Schachverbands. Wofür er steht, hat Kuhn aus Anlass seiner Wahl in einem Beitrag für den Berliner Schachverband mitgeteilt.
In Berlin hat Kuhn ein für Schachverhältnisse auffällig junges Präsidium um sich geschart und für Schachverhältnisse ungewöhnliche Ämter geschaffen, einen „Referenten für Social Media“ etwa. Nach der Wahl Kuhns und seiner Mannschaft wurde aus dem bis dahin kaum wahrnehmbaren Berliner Verband unmittelbar einer der sichtbarsten. Unter anderem sind die Berliner einer von zwei Landesverbänden, die sich an der für alle Landesverbände gedachten Plattform Schachdeutschland TV beteiligen.
“Probleme stapelten sich, niemand wollte”
Obwohl unbelastet von den jüngsten DSB-Verwerfungen, ist Kuhn kein Neuling als Schachfunktionär. Mit 14 wurde er Schriftführer der Schachabteilung des DJK Dillingen, mit 19 Ingo-Sachbearbeiter des Saarländischen Schachverbands, mit 27 Nationaler Schiedsrichter und für zwei Jahre Landesturnierleiter im Saarland. Nach einem ersten berufsbedingten Umzug wurde Kuhn Bezirksjugendleiter und Bezirksvorsitzender in Würzburg, nach einem zweiten (nach Nürnberg) Bezirksspielleiter Mittelfranken.
Die Konstante, dass einem beruflich bedingten Umzug bald die Übernahme von Verantwortung im organisierten Schach folgt, setzte sich in Berlin fort. Dort lebt Kuhn seit 2013. 2014 wurde er Vorsitzender des Fusionsvereins Schachgesellschaft Lasker, der 1999 aus einem Zusammenschluss der beiden ehemaligen Bundesligisten SV Wilmersdorf und SpVg. Lasker-Steglitz entstanden ist, außerdem wurde er stellvertretender Präsident des Berliner Verbands.
Diese Konstante beschreibt Kuhn so: „Die Probleme stapelten sich, niemand wollte.“ Das sei in Nürnberg wie in Würzburg wie in Berlin nicht anders gewesen. Und das gilt nun für den Deutschen Schachbund: „Die Probleme werden immer größer. Teilweise werden sie zu spät erkannt, teils als Probleme anderer Leute wahrgenommen, teils auf die falsche Art gelöst, gerne auch alles auf einmal.“
Als Beispiel nennt Kuhn den Leistungssport im DSB, dem „um ein Haar“ nicht nur Bundestrainer, Frauentrainer und Leistungssportreferent verloren gegangen wären, „sondern fast die ganze Nationalmannschaft“. „Dies bestimmte das Bild des DSB in der Presse, während das Queen’s Gambit für eine nie dagewesene Popularität des Schachs sorgte, Keymer, Donchenko und Blübaum berichtenswerte Erfolge hatten und die Online-Spielerzahlen explodierten.“
“Früh, im Dialog, entschieden”
Ein zweites Beispiel sei die Ausgründung der DSJ. „Notwendig geworden ist die Ausgründung, vereinfacht gesprochen, wegen Inkompatibilität von Personen.“ Generell würden unter der derzeitigen Führung „Argumente oft nicht aufgrund ihres Inhalts, sondern ihrer Herkunft beurteilt“.
Unlängst beim DSB-Hauptausschuss sei die Unzufriedenheit mit den bestehenden Verhältnissen an Abstimmungsergebnissen abzulesen gewesen: „Das Präsidium hat regelmäßig für seinen Standpunkt eine einstellige Stimmenzahl bekommen.“ Gleichzeitig habe sich diese Unzufriedenheit „nicht in Kandidaturen übersetzt“: Mit einem Gegenkandidaten hätte der Abwahlantrag gegen den Vizepräsidenten Verbandsentwicklung vielleicht eine Chance gehabt. Aber es habe der Opposition anscheinend ausgereicht, unzufrieden zu sein.
„Mit reicht das nicht“, sagt Kuhn. „Eigentlich möchte ich nur in Ruhe Schach spielen, und es ist ganz erstaunlich, was ich dafür alles tun muss. Ich habe gelernt – und oft unter Beweis gestellt – , wie man Probleme löst: früh, im Dialog mit allen Beteiligten, entschieden. Das möchte ich auch für den DSB leisten.“
Ein Antrag auf Streichung des Stimmrechts von Ehrenmitgliedern aus der DSB-Satzung stand bereits 2019 auf der Tagesordnung des Bundeskongresses, wurde dann aber zurückgezogen. Diese Satzungsänderung kann nur mit Zustimmung aller Ehrenmitglieder erfolgen (§ 35 BGB). Bin gespannt, wie Herr Kuhn das bewerkstelligen will.
Eine seiner ersten Amtshandlungen als Präsident des Berliner Schachverbandes bestand in der Abschaffung der Kommentarfunktion auf der Homepage des BSV. Ein Kommentator bemerkte dazu: “Das ist genau die erste Aktion, die man von einem gerade gewählten Präsidenten erwarten konnte, der sich Transparenz, Kommunikation und die Förderung von Social Media auf die Agenda gehoben hat. Herzlichen Glückwunsch.”
Christian Kuhn und Ullrich Krause haben einen fairen Wettstreit verdient, Internettrolle bleibt bitte zuhause!
Ich drücke persönlich dem Amtsinhaber die Daumen, er hat vieles umgesetzt: DSAM, Meisterschaftsgipfel, DSOL, beste Finanzen, besondere Leistungssportförderung. Und er hat viele alte Probleme mit der DSAM, der DSJ und MIVIS aufgelöst.
Krause hat den Saftladen von dunklen Machenschaften der Herrn Jordan und Schulz gesäubert. Deren Handlager Langer und Ibs bedienen sich jetzt eines unbedarften Christian Kuhns, um unseren Helden zu neutralisieren.
Ich bin seit fast 20 Jahren Mitglied im Berliner Schachverband und habe schon ein paar Präsidenten erlebt. Was mir nicht gefällt: warum identifiziert sich Herr Kuhn nicht mit dem Berliner Schach? Er schreibt, dass er im Falle einer Wahl zum DSB-Präsidenten in Berlin zurücktritt. Es klingt so, als bliebe Berlin die Rückversicherung, wenn er nicht im DSB gewählt wird. Was soll das? Berlin ist also die zweite Wahl? Gegenüber dem Vorgänger Herrn Schmidt zeigt er keinerlei Bezug zum Berliner Schach und seinen Mitgliedern. Er ist kein Berliner und zeigt nun bei erster Gelegenheit, was wir ihm bedeuten. Das sehe nicht… Weiterlesen »
Persönlich tendiere ich nicht zu dauernde Wechsel. Herr Krause ist noch Jung und sicher Ausbaufähig . Mit einem neuen Präsidenten wäre sicher auch ein neues Programm fällig. Kontinuität würde dem DSB auch gut tun.
Herr Kuhn könnte seine IT Kenntnisse sicher gut als Referent für Öffentlichkeits-Arbeit einbringen oder Sportdirektor. Auf jeden fall egal wer gewählt wird ein LV-Präsident sollte sich mit öffentlichen Kommentaren weitgehendst zurückhalten es kann ja vieles kaputt geredet werden. Teilweise ist die Dauer Nörgelei auch schon Chronisch geworden.
Ich drücke die Daumen für Kontinuität.
Dann kann der Wahlkampf von Herrn Schormann ja beginnen. Mal gespannt, wie viele Anti-Krause-Artikel in nächster Zeit hier erscheinen…
Die Pressemitteilung von Christian Kuhn endet mit dem Hinweis, dass er für weitergehende Informationen gern zur Verfügung steht. Ich hab da mal ‘ne Frage: „Was wird aus Marcus Fenner ohne Ullrich Krause?“ Ansonsten teile ich die Einschätzung von Franz Jittenmeier. Es kann nur besser werden.
Prognose 2
Zu Herrn Kuhn muss ich mir erst noch eine Meinung bilden. Zu Herrn Krause als DSB-Präsident habe ich bereits eine: da gibt es Dinge, die sind gut gelaufen (z.B. DSAM) und da gibt es Dinge, die sind schlecht gelaufen (Nationalmannschaften). Aber selbst wenn man bis hier hin eine positive Bilanz zieht, dann gibt es eben eine Sache, die alle andere Themen zusammengenommen in den Schatten stellt und das ist die Sache mit der DSJ. Das ist nicht irgend ein beliebiger Minuspunkt in der Bilanz, sondern das ist der Super-GAU, der nie hätte passieren dürfen und der durch nichts ausgeglichen werden… Weiterlesen »
[…] Kuhn. Im Sinne seiner Wahl ist seine Unsichtbarkeit ein Riesenproblem, weil schon vor seiner Kandidatur nie jemand irgendetwas von Christian Kuhn gehört hatte. Wenn diese Kandidatur scheitert, wird das […]
[…] von Krauses Herausforderer Christian Kuhn erwartet hatte, er würde ab dem Tag der Verkündung seiner Kandidatur ebenfalls präsent sein und die reichlich vorhandenen Vorlagen und drängenden […]
[…] ist Jan Werner, Präsident des Düsseldorfer SK, nicht beim DSB eingebunden? Als Teil des Kuhn-Tickets stand er bereit, Vizepräsident Verbandsentwicklung zu werden, erkennbar willens, zu steuern, zu […]
[…] Selbstläufer: Jan Werner, den schon DSB-Präsidentschaftskandidat Christian Kuhn vor zwei Jahren in seinem Team hatte, seinerzeit als potenziellen Vizepräsidenten Verbandsentwicklung. Jetzt soll der Wirtschaftsjurist […]
Die Kandidatur von Christian Kuhn wird nicht das sein, was sich die deutsche Schachgemeinde wünscht. In Berlin hat er nur darauf hingefiebert, Carsten Schmidt endlich abzulösen. Schon direkt bei der Wahl zum BSV-Präsidenten präsentierte er sich als harter Hund, der seine Ansichten unbedingt durchsetzen will. So ließ er Wertungs- und DV-Referent in einem Atemzug wählen, obwohl das laut Satzung gar nicht erlaubt ist. Den Einwand der Protokollführerin (einer Angestellten des BSV) bügelte er eiskalt ab. Viel schlimmer noch war das Schauspiel um die Absägung von Leistungssportreferent Hendrik Möller. Der wollte gern weitermachen, wurde aber von Kuhn ohne dessen Wissen aus… Weiterlesen »
Prognose März
Kuhn kann auf 51 Deligierte zählen
zu Krause tendieren 67 Personen
106 Deligierte sind unklar
Ich habe mir die Pressemitteilung von Herrn Kuhn angesehen. Ich finde, dass er die Probleme richtig erkannt und benannt hat. Man muss Probleme frühzeitig erkennen, mit allen beteiligten reden und einen gemeinsamen Weg finden. Und genau das ist die Aufgabe des Präsidenten, die ich schon im letzten Jahr hier beschrieben hatte. Man muss sich ja nur mal ansehen wieviel ehrenamtliche Zeit da in den letzten 16 Monaten verschwendet wurde, um sich mit unnötig aufgebauschten Probleme zu beschäftigen. Das sind klare Fehlleistungen des DSB-Präsidiums, allen voran des DSB-Präsidenten. Natürlich sind die anderen 5 DSB-Präsidiumsmitglieder nicht ganz unschuldig, weil sie hätten entsprechend… Weiterlesen »
In einem noch schlimmeren Zustand als das organisierte Schach ist die Berichterstattung darüber. 24 Stunden später scheint Kuhns Pressemitteilung nirgendwo veröffentlich zu sein. Außer hier.
Ich begrüße die Kandidatur von Christian Kuhn und habe ihm meine Unterstützung zugesagt.
Ich finde es gut, dass die Landesverbände nun eine echte Wahl haben werden.
Die Spalterei kann so nicht weitergehen. An der DSB-Spitze sollte jemand stehen, der die Schachaktivitäten zusammenführt und nicht ständig neue Baustellen produziert.
Mit Krause hat das nicht funktioniert, dann sollten wir es mit Christian Kuhn versuchen.