Kombinationsglanz in der Deutschen Schach-Online-Liga (Monster-Edition)

Nur hier gibt es eine regelmäßige Auswahl der schönsten Kombinationen und verpassten Gelegenheiten aus der Deutschen Schach-Online-Liga. Das bleibt so, aber wir sind mit unserer exklusiven Taktik-Serie in Verzug geraten, weil es Wichtigeres zu erledigen gab: Die Liga ist bedroht vom Cheating-Gespenst. Dieses Gespenst gehört gemeinschaftlich bekämpft und vertrieben, aber dafür muss erst einmal sichergestellt sein, dass alle Beteiligten seine Existenz anerkennen, anstatt sie rundheraus zurückzuweisen.

Dieses Anerkennen, das bedurfte, nun ja, eines Anstupsers vom Bodensee, eine Hilfestellung für unsere Lieblingsliga, die wir natürlich gerne leisten – die aber mit sich brachte, dass wir in Sachen Kombinationsglanz ein wenig hinterherhinken. Die Gespensterjagd hat einige Stunden Arbeit gekostet, die eigentlich fürs Sichten der DSOL-Taktiken vorgesehen waren.

Bevor wir die schönsten Kombis vorstellen, zeigen wir drei Kurzpartien, verbunden mit einer Frage: Was war mit Markus Albert los? Nach Deutscher U14-Meisterschaft und Weltmeisterschaft ist er mit seinem SC Ansbach in der vierten DSOL-Liga angetreten. Die Bilanz: 0/3. Die Ansbacher sind nicht über die Vorrunde hinausgekommen. Ganz anders der SC Moosburg mit Matthias Melcher, dem in der fünften Runde im Match gegen Ansbach diese Miniatur gelang (Klick auf einen Zug öffnet das Diagramm zum Nachspielen):

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Eine Etage darüber hat der Düsseldorfer SK die Liga 3D dominiert. Michael Kovacs gelang diese Skandinavisch-Miniatur gegen Wolfgang Lübeck vom SK Dessau:

Noch ein schneller Blick in die Liga 6C, wo Timo Raupach vom SV Datteln von Hamburgs Nico Müller ein wunderbares Geschenk serviert bekam: Raupach durfte erstickt mattsetzen. Das erste derartige Geschenk verschmähte er und fraß lieber einen Turm. Das zweite nahm er an.

Nach dieser Ouvertüre hinein ins Taktik-Geschehen. Es geht ganz einfach los:

Grede, Fabian (1467) – Petermann, Robin (1508)
DSOL 11. Liga Gruppe B play.chessbase.com, 2021.03.03

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Zum Aufwärmen: Schwarz zieht und rettet sich.

(Du willst lösen? Klick aufs Brett.)


Robertson, Roberto (1607) – Dohmes, Swidbert (1685)
DSOL 9. Liga Gruppe C play.chessbase.com, 2021.02.12

Zum Aufwärmen II: Schwarz zieht und setzt matt.


Reif, Fabian (781) – Ruderer, Alexander (1663)
DSOL 6. Liga Gruppe C play.chessbase.com, 2021.02.2

Zum Aufwärmen III: Weiß zieht und setzt matt.


Nach dem Aufwärmen solltest du bereit sein für die in der DSOL reichlich vertretenen Schach-Promis. Den Hamburger Wunderknaben Luis Engel zu Beispiel.

Luis Engel bei der Kader-Challenge. | Foto: Arne Jachmann/Deutscher Schachbund

Engel, Luis (2561) – Sawlin, Leonid (2374)
DSOL 1. Liga Gruppe D play.chessbase.com, 2021.02.25

Weiß zieht und gewinnt-


Sahidi, Samir (2349) – Carlstedt, Jonathan (2432)
DSOL 1. Liga Gruppe C play.chessbase.com, 2021.02.24

Wenn Jonathan Carlstedt, hauptamtlicher Trainer beim SV Werder Bremen, demnächst mit seinen Schützlingen Taktikaufgaben löst, kann er vorzeigen, wie es ihn neulich in der DSOL erwischte.

Weiß zieht und gewinnt.


Müller, Philipp (2253) – Steffens, Olaf (2136)
DSOL 2. Liga Gruppe B play.chessbase.com, 2021.03.04

Nochmal Werder Bremen und ein Nord-Süd-Duell: Olaf Steffens, Kapitän der Bremer Bundesligamannschaft, hatte sich mit seinem Turm tief ins Lager des bayerischen Meisters und Perlen-Autors Philipp Müller vorgewagt. Wir wurde dieser Wagemut bestraft?

Weiß zieht und gewinnt.


Pohl, Andreas (1848) – Brinckmann, Ulrich (1792)
DSOL 8. Liga Gruppe B play.chessbase.com, 2021.02.26

Riecht nach Grundreihe, oder?

Schwarz zieht und gewinnt.


Zechner, Christoph (1000) – Schulz, Jannis (1837)
DSOL 6. Liga Gruppe B play.chessbase.com, 2021.02.26

In der Twitter-Schachszene sind wir uns nicht so sicher, was eine Kreuzfesselung ist. Ob hier eine solche eine Rolle spielt? Sicher ist, dass Schwarz eine wunderbare Keule auspacken kann.

Schwarz zieht und gewinnt.


Wer das bis jetzt zu einfach fand, der kann ja einfach mal prüfen, ob er (oder sie) sieht, was Niklas Schlangenotto vom SK Blauer Springer Paderborn gesehen hat.

Schlangenotto, Niklas (1954) – Fahland, Matthias (2090)
DSOL 4. Liga Gruppe C play.chessbase.com, 2021.03.04

Vier Minusbauern? Kein Problem für Niklas Schlangenotto.

Weiß zieht und hält remis.


Spors, Carl Philip (1970) – Gupta, Monik (1745)
DSOL 5. Liga Gruppe A play.chessbase.com, 2021.03.04

Alles ist gegen den weißen König aufgestellt, da geht was. Aber was?

Schwarz zieht und gewinnt.


Beinrucker, Markus (1884) – Becker, Volker (1897)
DSOL 5. Liga Gruppe B play.chessbase.com, 2021.03.02

Weiß zieht und gewinnt.


Malek, Daniel (2329) – Keyser, Robin (2071)
DSOL 1. Liga Gruppe D play.chessbase.com, 2021.03.01

Jaja, wir nehmen auf c6 weg, danach machen wir noch einen naheliegenden Zug. Aber … wie geht es dann weiter?

Schwarz zieht und gewinnt.


Sevim, Sükrü (1000) – Dubinker, Philipp (1382)
DSOL 7. Liga Gruppe B play.chessbase.com, 2021.02.25

Liebe Leserin, lieber Leser, toll, dass du bis hier unten gekommen bist. Als kleines Dankeschön siehst du die Königsaufgabe der heutigen DSOL-Edition. Kleine Hilfestellung: Ja, es geht mit dem naheliegenden 1.Txb3 los. Schwarz pariert das mit 1…Lc2. Und dann bist du dran. Viel Spaß!

Weiß zieht und gewinnt.

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Olaf Steffensen
1 Jahr zuvor

Hallo SF Schormann von der Südküste, danke für den bunten Beitrag voller Kombinationen – es schadet ja nie, ein bisschen mitzutüfteln und damit im Training zu bleiben, so gut es geht. Selber tauche ich ja auch auf in einer Kombi und werde dort (z)erlegt vom bayerischen Meister Philipp Müller aus Augsburg. Das Beunruhigende daran war für mich nicht, dass ich Sf4! nicht gesehen habe – sondern, DASS ich es gesehen habe, und dann dennoch Df7 spielte. Züge total vertauscht, Wahrnehmungs- oder Umsetzungsschwächen am Online-Brett. Muah. Hier dazu: https://share.chessbase.com/SharedGames/game/?p=hFzm9iewMJoeaJTAxEVnvXlMWYcgUNqsG9cKRD5pcozrPJJcjKAV6NpyHd+JXrhf aus dem DSOL-Artikel https://de.chessbase.com/post/da-haben-wir-d-salat Mach’/ Macht weiter so, und Grüße von der… Weiterlesen »

Olaf Steffensen
1 Jahr zuvor

PS Und Schlangenotto – das ist ein sehr schöner Name!

Kommentator
Kommentator
1 Jahr zuvor

Da liegt einem direkt die Frage auf der Zunge, ob Schlangenotto mit Schlangen-Franz (die älteren Hamburger Fußballfans werden sich sicherlich noch gut an das Lokalderby im September 1977 erinnern) verwandt ist.

flachspieler
flachspieler
1 Jahr zuvor

Auf der Karte fehlt der Name “Mönkemöller”. Und Blübaum, ohne “h”, fehlt auch. Und Stertenbrink fehlt auch, und Bartelborth und Grüttemeier, und natürlich Pieper-Emden. Die hätten doch nur einmal die OWL-Siegeslisten im Schach durchschauen müssen.

Last edited 1 Jahr zuvor by flachspieler
flachspieler
flachspieler
1 Jahr zuvor

Hallo, Mönkemöller war vielleicht kein Vereinsspieler. In Lage-Lippe gab es ein Technikum. Dort haben um 1950
herum auch zwei Brüder Mönkemöller gewohnt, die aus der Nähe von Gütersloh kamen. Die beiden hatten ihre Buden im Elternhaus meiner Mutter – und spielten in ihrer Freizeit manchmal auch Schach. Wenn wir in den 1980ern auf der Autobahn Speditions-LKWs mit Schriftzug Mönkemöller sahen, kam immer der Spruch: Die haben als Studenten bei uns gewohnt.

Ingo Althöfer.

PS. Noch ein Name: Vonderlage aus Helpup, später Bielefeld. Von dem hatte mein Vater das Schachspiel erlernt.

Peter Frei
1 Jahr zuvor

Lieber Conrad, ich will noch mal auf meinen Kommentar zu Deinem Artikel: 90% der Spieler der DSOL spielen fair zurückkommen. Inzwischen ist mein Team ins Halbfinale der DSOL 2 – 5. Liga eingezogen und aufgrund der vielen Fehler, die in den Partien gemacht wurden kann ich sagen: Wir spielen fair, wenn auch nicht absolut fehlerfrei. So soll es sein. Ich muss anerkennen, dass Du Dir mit einer Recherche von ca. 15 Partien, die möglicherweise die Vermutung eines Fehlverhaltens nahelegen, und einem Begleit-Video, viel Mühe gegeben hast, Deine These: 10 % aller DSOL Spieler sind Betrüger abzusichern. Leider muss ich aber… Weiterlesen »

Peter Frei
1 Jahr zuvor

Hallo Conrad, ich will erst mal was Positives sagen. Ich lese Eure gut recherchierten Artikel gerne und habe für meinen Verein, den Online Schachclub Bremerhaven, bestens profitiert. Danke. Trotzdem bin ich der Ansicht, dass Du mit Deiner selbstgestrickten Anti-Cheating Kampagne übers Ziel hinausschießt. Wenn Du schreibst 90% in der DSOL spielen fair, versteht der Leser: 10% Betrüger. Nun hast du das ja schon ein bisschen relativiert, denn 150 Leute von 3.000 sind ja nur noch 5%. Na ja, wird dann wieder eingeschränkt – wahrscheinlich einige mehr. So wird eine für das Schach positive Sache (DSOL) in Verruf gebracht. Man sagt:… Weiterlesen »

Thomas Richter
Thomas Richter
1 Jahr zuvor
Reply to  Peter Frei

Dass Siegesserien reißen kann ja auch andere Gründe haben: auch wenn sie zuvor ehrlich zustande kamen bekommt man in der Endrunde stärkere Gegner. Bzw., wie ja auch erwähnt: wenn zwei Cheater aufeinander treffen reißen beide Siegesserien. Was für einen Mannschaftsführer “auffällig” ist, kann und muss er ja selbst entscheiden. Er kennt die Spieler ja wohl auch und kann – eher als die Kommission oder Algorithmen – einschätzen, was sie drauf haben. Wenn jemand “plötzlich” klar besser spielt als zuvor am Brett, ist es natürlich verdächtig. Aber es kann auch sein, dass ein Spieler schon zuvor “an guten Tagen” deutlich besser… Weiterlesen »

Gerhard Streich
Gerhard Streich
1 Jahr zuvor
Reply to  Peter Frei

Es haben keine 3.000 Schachspieler an der DSOL 2020 teilgenommen. Das ist eine Wunschzahl des Veranstalters. Tatsächlich waren für die 1. bis 8. Liga genau 1.865 Schachfreunde*innen gemeldet. Von denen kamen in der Vorrunde 1.591 zum Einsatz. Mit der Endrunde dürften es rund 1.600 gewesen sein. Von denen haben jedoch viele nur ein- bis zweimal gespielt. Dadurch relativiert sich deine Prozentrechnung.

Gerhard Streich
Gerhard Streich
1 Jahr zuvor

Sorry, das habe ich verwechselt.

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