Der Deutsche Schachbund löst das Arbeitsverhältnis mit Bundestrainer Dorian Rogozenco auf. Das teilte der Verband am Montagabend auf seiner Website mit. Die Trennung ist Folge eines anhaltenden Konfliktes, der zum Rücktritt des Leistungssportreferenten, des Kapitäns der Frauen-Mannschaft und schließlich einem Nationalmannschafts-Boykott von zwölf Kaderspielern und -spielerinnen geführt hatte (wir berichteten ausführlich). Über die genauen Umstände der Trennung hüllt sich der DSB in Schweigen.
Angestrebt wird offenbar eine Neuausrichtung des Leistungssports, bei der sich die Spieler einbringen sollen. Am kommenden Wochenende werden laut DSB die Kaderspieler und die Funktionäre bei einer Videokonferenz alles Weitere besprechen.
Rogozenco war seit Anfang 2014 Bundestrainer. Seitdem hat er die Nationalmannschaft bei drei Schacholympiaden und drei Europameisterschaften betreut. Bei der Schacholympiade 2018 glänzte die von ihm betreute Herren-Mannschaft, indem sie als einziges von 184 Teams ungeschlagen blieb.
Zu seinem Abschied sagt Rogozenco: „Die Arbeit als Bundestrainer hat mich mit Stolz erfüllt und mir die Gelegenheit gegeben, mit den besten Schachspielerinnen und -spielern Deutschlands zu arbeiten. Auch wenn es am Ende zu manchen Konflikten kam, wünsche ich allen nur das Beste für ihre weitere schachliche Entwicklung.“
(Titelfoto: Deutscher Schachbund)
Erstaunlich, endlich macht man mal etwas richtig.
Es besteht also Hoffnung.
Meine Standardfrage als Schachschreiberling ist “Wie geht es weiter?” – manchmal habe ich darauf eine Antwort, manchmal nicht, diesmal nicht. Wer wird Nachfolger von Rogozenco – als festangestellter Bundestrainer oder, wie im Spiegel-Artikel von Georg Meier vorgeschlagen, als Freelancer “nur für Trainingslager und Turniere”? Das gab es ja auch bereits – Eröffnungstrainer für Mannschaftsturniere, darunter Hochkaräter wie Peter Heine Nielsen und Kasimdzhanov (Sakaev war wohl “auch nicht schlecht”). Aber alle machten es anscheinend einmal und dann nie wieder, Gustafsson machte es stattdessen für Nachbarländer (Dänemark und Niederlande). Es ist wohl national und auch international bekannt, dass die Zusammenarbeit mit deutschen… Weiterlesen »
Kommt mir ja alles bekannt vor:
https://www.chess.com/news/view/the-german-aftermath-of-the-european-team-championship (ursprünglich auf Chessvibes veröffentlicht, hinter inselschaker verbirgt sich Thomas Richter)
Nun fast neun Jahre her, viele Links sind nun 404, einige Namen nicht mehr aktuell (Bönsch, Naiditsch, Gustafsson, Bastian und aus einem anderen Grund Ohme), andere immer noch.
[…] Ein fester Trainer für die Damen, der Kontinuität herstellt, würde dem Wunsch der Spielerinnen entsprechen, ihn wird es aller Voraussicht nach geben. Wenn die Herren, wie gewünscht, statt eines Bundestrainers wechselnde Honorartrainer bekommen, bliebe in der jetzigen Struktur das eine oder andere Organisatorische liegen, das bislang Bundestrainer Dorian Rogozenco abgedeckt hat. Und von dem hat sich der Schachbund nun getrennt. […]
[…] der zweijährige Konflikt um den im November entlassenen Bundestrainer Dorian Rogozenco belastet Elisabeth Pähtz immer noch. Die Entlassung war die Folge […]
[…] Aus Liviu Dieter Nisipeanus Sicht ist Meier derjenige, der seinen Freund Dorian Rogozenco um dessen Arbeitsplatz gebracht hat. Das Verhältnis Nisipeanus und Meiers ist seit der Leistungssport-Affäre vergiftet, ein […]
[…] Bundestrainer Ende 2020 unter anderem wegen seines Fehlverhaltens gegenüber Kaderspielerinnen schließlich doch hatte gehen müssen, erklärte DSB-Präsident Ullrich Krause allen Ernstes öffentlich, er habe von den verbalen […]
[…] Pähtz in einer Mannschaft spielen, da ließ sich Bundestrainer Dorian Rogozenco nicht mehr halten, da schmiss Frauen-Teamchef Alexander Naumann hin, da schied Nationalspieler Georg Meier im […]
Super Leistung! Einfach beeindruckend! Echt vorbildhaft! Die tuen echt alles für den Schachsport.
Und nun auch der Spiegel (sehr langer Artikel):
«Schach scheint tatsächlich ein Gewinner der Krise zu sein – nur in Deutschland verschläft man den Boom, zumindest beim Verband.Der Deutsche Schachbund (DSB) ist mit sich selbst beschäftigt, Ärger in den eigenen Reihen sorgte in den vergangenen Monaten für mehrere Rücktritte von Funktionären. Im Zentrum der Kritik: Bundestrainer Dorian Rogozenco.»
https://www.spiegel.de/sport/dorian-rogozenco-in-der-kritik-schach-dem-bundestrainer-a-a2d26d0e-ecbe-435e-a051-1d98f3e082a2
https://www.sueddeutsche.de/sport/schach-bundestrainer-trennung-1.5125991 Das war wahrscheinlich nicht der letzte Bericht über diesen Fall, tippe ich mal.
So ungeschickt und mauschelnd wie die DSB Spitze erst in der Causa Deutsche Schachjugend und Jörg Schulz, dann beim Pressereferenten und nun beim Thema Leistungssport reagiert hat, sollte eher die DSB Spitze zurück treten. Ein Geschaftsführer sollte den Sport fördern, ausgleichend führen und transparent informieren. Er sollte die Anliegen seiner Spieler ernst nehmen und nicht unter den Teppich kehren. Ein Neuanfang kann nur geschehen, wenn Herr Krause als Geschäftsführer den DSB verlässt.
«Rogozenco war für eine Stellungnahme bislang ebenso nicht erreichbar wie der Präsident des Deutschen Schachbundes, Ullrich Krause.» (dpa)
Es sind also nicht nur die Bodenseeperlen, die von den Funktionären des DSB ignoriert werden. Geht überhaupt nicht, gerade in einem offensichtlichen Krisenmodus muss ein Ansprechpartner für Medien existieren.
Manchmal wünsche ich mir, dass die DSB-Spitze einfach durch die DSJ ersetzt wird. Wird dann zwar auch hier und da mal rumpeln, aber die zeigen wenigstens Initiative und kreative Ideen und könnten mit dem Geld des DSB etwas Sinnvolles anstellen.