Firouzja-Svane 0:1, Nakamura-Meier 0:1

Was hierzulande nachwächst, lässt sich Dienstag für Dienstag auf chess.com besichtigen: Woche für Woche gelingt es einem deutschen Nachwuchsspieler, im mit Großmeistern der (erweiterten) Weltklasse gespickten Blitzturnier für Titelträger auf chess.com in der Spitzengruppe zu landen.

Vor drei Wochen ließ der 14-jährige Robert Prieb, der für die SG Bochum in der Verbandsklasse spielt, als 31. von etwa 600 Teilnehmern eine Reihe von 2650-GM hinter sich. In der Woche darauf landete der einstige Deutsche U16-Meister Alexander Suvorov von der SG Porz auf Rang 18 unter anderem vor Vizeweltmeister Fabiano Caruana und Ex-WM-Kandidat Peter Svidler. Vor einer Woche war wieder Dienstag, und es wird höchste Zeit, von neuen Heldentaten eines heimischen Schach-Youngsters zu berichten.

Marco Riehles Spielerprofil auf chess.com.

Marco Riehle, schonmal gehört? In der Oberliga Baden spielt der 1999 geborene FIDE-Meister am vierten Brett der Schachfreunde Sasbach. Beim Titled Tuesday spielte er jetzt ganz vorne mit. Mit fünf Siegen in den letzten fünf Runden katapultierte der Blitzspezialist sich auf acht Punkte aus zehn Partien und Rang 24 vor unter anderem dem indischen Wunderknaben Praggnanandhaa oder Hikaru Nakamura, einst Nummer zwei der Welt, jetzt Schach-Botschafter auf Twitch.

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Kollars: Riesenturnier, zwei Eier am Ende

Seit einigen Wochen wird der Titled Tuesday (der offiziell nicht mehr so heißt, aber wir nennen ihn erstmal weiter so) nach einem neuen Modus ausgespielt: Die acht Erstplatzierten spielen ein Finale im K.o.-Modus um Preisgeld und um Punkte für den Schnellschach-Grand-Prix, den chess.com unlängst ausgerufen hat.

Firouzjabesieger und Nakamurabesieger: In der Nationalmannschaft spielen Rasmus Svane (l.) und Georg Meier Seite an Seite, beim Titled Tuesday landeten sie jetzt unter den besten acht im K.o.Finale. | Foto: European Chess Union

Um in dem Riesenfeld aus Titelträgern garantiert unter den besten acht zu landen, sind neun Punkte aus zehn Partien Pflicht. Mit 8,5 muss gezittert werden, und 8 reichen mit höchster Wahrscheinlichkeit nicht. Diese Erfahrung machte unter anderem Vincent Keymer, dessen 8/10 ihn auf Rang 16 aufschlagen ließen. In der zehnten Runde schlug Keymer seinen Landsmann Dmitrij Kollars, der eigentlich ein Riesenturnier gespielt hatte, bei 7/8 stand, aber in den letzten beiden Runden zwei Eier legte, sodass er bei 7/10 aufschlug. Kollars kann sich damit trösten, dass WM-Kandidat Anish Giri am Ende ebenfalls mit 7/10 dastand.

Trotz all der WM-Kandidaten und Superstars im Feld gelang es gleichwohl zwei Deutschen, das K.o.-Finale der letzten acht zu erreichen, und das auch noch unter widrigen Umständen. Rasmus Svane etwa stand bei 6,5/8, als ihm eine Must-win-Schwarzpartie gegen Supertalent Alireza Firouzja bevorstand.

Was zog Svane nach 0,7 Sekunden, um die Partie unmittelbar für sich zu entscheiden? Du willst lösen? Klick aufs Brett.

Georg Meier stand bei 7,5/9, als ihn für die letzte Runde das unbarmherzigste aller Lose traf: Schwarz gegen Blitzmonster Hikaru Nakamura.

Huch, hat der mächtige Hikaru etwa eine Figur eingestellt? Georg Meier schaute sieben Sekunden lang hin – und zog …?

Gleich in der ersten Runde des K.o-Finales traf es Georg Meier gegen den Russen Vladislav Artemiev, Nummer 29 der Welt. Nach den ersten beiden Blitzpartien hatte es 1:1 gestanden, eine Entscheidung im Ein-Minuten-Bullet musste her. In der finalen Partie überspielte Meier seinen Gegner und stand mehr als auf Gewinn – als seine Klappe fiel.

Allzu dramatisch fand Meier das nicht. “Im Bullet habe ich keine Chance gegen so ein Kaliber, ich bin nicht schnell genug.” Meier hatte bei chess.com dafür geworben, die Entscheidungspartien mit einer Sekunde Increment zu spielen, war aber abgeblitzt. Nun erwartet er in kommenden Wochen, gelegentlich die Top 8 zu erreichen, “aber im Bullet werde ich dann meistens ausscheiden”.

Svane hatte im Viertelfinale mächtig Dusel gegen den Armenier Martirosyan. Für ihn war im Halbfinale gegen den Ukrainer Alexander Zubov Endstation.

Der Endstand (Top 20) vor dem K.o.-Finale:

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Stefan Joeres
Stefan Joeres
3 Jahre zuvor

Apropos Marco Riehle: Der ist vor ein paar Monaten schonmal Zweiter bei einem Titled Tuesday geworden, nachdem er unter anderem Dominguez und Alekseenko besiegt hat.

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