Die Show geht weiter. Die Freestyle-Challenge im nächsten Jahr in Weissenhaus ist schon beschlossen (7. bis 14. Februar 2025), die nächste Auflage des Turniers in Indien so gut wie, voraussichtlich noch im November dieses Jahres.
Die Pläne von Jan Henric Buettner gehen weit darüber hinaus. Am heutigen Montag beginnt er Verhandlungen mit potenziellen Partnern über eine Freestyle-Welttournee, eine „Freestyle Chess Grand Slam Tour“, wie er das ungeborene Kind getauft hat. Neben der Station zum Jahresauftakt in Weissenhaus sollen im kommenden Jahr Freestyle-Events in den USA, Chile und Südafrika entstehen, erklärte Buettner auf Anfrage dieser Seite.
Nun, da die erste „Weissenhaus Freestyle Chess G.O.A.T. Challenge“, so der offizielle Name, erhebliche Aufmerksamkeit bekommen hat, will Buettner dranbleiben, die Dinge unmittelbar vorantreiben. „Das Eisen schmieden, solange es heiß ist“, sagt der 59-Jährige, der seinen für die zweite Februarhälfte geplanten Urlaub verschoben hat. Freestyle geht jetzt vor.
Jan Henric Buettners bunte Schachschau und seine großen Pläne sind geeignet, in Teilen der einheimischen Szene einen Kulturschock auszulösen. Der unternehmerische Ansatz des Millionärs unterscheidet sich grundsätzlich von dem der im deutschen Schach durchaus vorhandenen Leute mit Geld, die sich gerne Sponsoren nennen, aber mehrheitlich nur Gönner und Mäzene sind. Als solche zementieren sie seit Jahrzehnten das verdruckste Erscheinungsbild des Schachs, an dem ihnen angeblich so viel liegt.
Wären andere solvente Schachliebhaber daran interessiert, wie sich der Sport präsentiert, auf dem ihr Name steht, dann hätte Schachneuling Buettner ihn jetzt nicht „in Turnhallen“ verortet. Und er hätte nicht als erste Maxime ausgegeben müssen, ihn da rauszuholen und fürs Publikum präsentabel zu machen, Glitzer, Glamour und samtene Sakkos inklusive.
Natürlich spielt auch bei Buettner Liebhaberei eine wesentliche Rolle. Noch vor ein paar Wochen fühlte er sich nicht komfortabel damit, im Gespräch mit dieser Seite zu offenbaren, er stecke eine Million Euro in sein erstes Schachturnier. Daraus sind mittlerweile an die zwei Millionen geworden. Die wird er so schnell nicht wiedersehen.
Aber Buettner will eben nicht in einer Reihe mit denjenigen stehen, die seit 1870 ohne nachhaltigen Effekt Geld im Schach versenken. Sein Kalkül geht so: Der Schachliebhaber Buettner verfügt jetzt über ein TV-taugliches Produkt, das er liebt, an dem er mit Hingabe gefeilt hat und dessen Einführung in den Markt er sich einiges hat kosten lassen. Nach diesem Anschub ist der Unternehmer Buettner am Zug. Der will das Freestyle-Franchise dahin entwickeln, dass es sich selbst trägt.
„Ich weiß, dass es profitabel sein wird“, sagt Buettner im Gespräch mit ChessBase India. Freestyle ergebe wirtschaftlich Sinn. Seine ansteckende Begeisterung und sein Glaube an die Sache werden in kommenden Verhandlungen ein wichtiger Faktor sein. An Anfragen zur Zusammenarbeit und Ideen für alles Weitere mangelt es offenbar nicht.
Sponsoren und Mitstreiter wird Buettner finden. Spannend wird zu sehen sein, ob und in welcher Form die Player der Schachszene zum Teil des Freestyle-Franchises werden – oder zum Gegner?
Die FIDE hat längst in Ostholstein angeklopft und Buettner angeboten, ihr Paradepferd zu reiten. Wenn Buettner wollte, würde Schloss Weissenhaus Ende 2024 Schauplatz des WM-Kampfes zwischen Titelverteidiger Ding Liren (so er denn antritt) und dem WM-Herausforderer, der beim Kandidatenturnier im April ermittelt wird. Parallel würde in Weissenhaus die „offizielle“ 960-WM ausgetragen, so der Vorschlag des Weltverbands.
Die eigentlich für Februar 2024 angesetzte 960-WM ist unlängst klammheimlich aus dem FIDE-Terminkalender verschwunden. Eine Erklärung dazu gab es nicht, eine Anfrage dieser Seite bei der FIDE blieb unbeantwortet.
Er denke über den Vorschlag der FIDE nach, sagte Buettner der spanischen Zeit El Pais. Zu welchem Schluss er kommen wird, ist leicht zu prognostizieren. Der auf Unabhängigkeit und Flexibilität bedachte Hanseat wird kaum den als Schachpräsident getarnten Kremldiplomaten Arkady Dvorkovich und dessen Entourage zum Teil seiner Schachunternehmung machen (und den FIDE-Dresscode schon gar nicht).
Buettner ist die Freiheit wichtig, Sachen, die nicht optimal sind, sofort verbessern zu können, und Sachen, die fehlen, unmittelbar einzubauen, frei von ausufernden Ordnungswerken und den Bedenken der dafür zuständigen Schachverwaltungsfachleute, wie sie Verbände mit sich herumschleppen. „On the fly“ (im laufenden Betrieb) ist während der Weissenhaus-Challenge zum geflügelten Wort geworden.
Die einzige Chance für die FIDE, zum Teil der Show zu werden, besteht darin, Buettner und seinem Grand Slam den „offiziellen“ Weltmeistertitel im Schach960 anzudienen. Damit weiß der Weltverband ohnehin nicht viel anzufungen. Würde er beim Grand Slam vergeben, würde wenigstens im Kleingedruckten auch „FIDE“ stehen. Aber selbst wenn die FIDE das anböte, würde sie wahrscheinlich abblitzen.
Buettner plant längst in Dimensionen, vor denen alles Offizielle, Traditionelle verblasst. Sollte es demnächst tatsächlich fünf Grand-Slam-Turniere geben, übers Jahr und über die Kontinente verteilt mit jeweils einer Million Dollar Preisgeld, welcher Supergroßmeister würde darauf verzichten, um stattdessen Punkte für die FIDE-WM-Wertung zu sammeln?
Oder welche Großmeisterin? Buettner findet, dass Frauen in seine Freestyle-Turniere gehören. Den Hinweis, dass die besten Frauen im Schach in einer anderen Leistungsklasse spielen als die besten Männer, hat er zur Kenntnis genommen – und beiseite gewischt. On the fly entschied er: Ab sofort gesellen sich beim Freestyle zu den vier „Königen“ und den vier „Buben“ vier „Damen“, die parallel ein separates Turnier spielen.
Buettner schwebt ein Grand Slam vor, an dem teilzunehmen für alle Spielerinnen und Spieler das Größte ist, mit dem allein sie ihr Auskommen bestreiten können. „Der Grand Slam soll das Lukrativste für sie sein. Er soll ihre Priorität werden.“ So eine Ansage wird nicht nur die Ausrichter der „offiziellen“ Weltmeisterschaft aufscheuchen, auch die Ausrichter der höchstdotierten Onlineturnierserie. Den besten Spielerinnen und Spielern hingegen könnte nichts Besseres passieren als Wettbewerb von Organisatoren um ihre Dienste.
Ohne die einzige relevante kommerzielle Schachseite chess.com geht Freestyle am Anfang nicht. Was chess.com kurzfristig anzubieten hat, ist offensichtlich: Die über Jahre gezielt aufgebaute Reichweite in die Kernzielgruppe ist anfangs unverzichtbar für jemanden, der von null auf hundert durchstarten will. Freestyle Chess im Februar 2024 lief auf den chess.com-Kanälen. (Was nach dem zweiten Tag zu der Kuriosität führte, dass YouTube den Freestyle-Kanal sperrte wegen des Verdachts, er verbreite von chess.com kopierte Inhalte. Dass stattdessen der etwa 1500-mal größere Kanal die Kopie des Freestyle-Originals sendete, hatte sich bei YouTube niemand vorstellen können.)
Für den Anfang war das Entern der chess.com-Kanäle eine Errungenschaft. Aber so unverzichtbar chess.com kurzfristig als Sendestation sein mag: Das dauerhafte Weggeben eigener Inhalte kannibalisiert das Wachstum der eigenen Plattformen. Wenn Freestyle im digitalen Raum eine veritable Präsenz aufbauen will, bedarf es eines Modells, das mittelfristig zu Unabhängigkeit führt. Die Show als solche und die Geschichten drumherum sind das Werthaltigste, das Freestyle hat. Es gilt, sie zu verwerten, anstatt sie für Reichweite zu verschenken.
Auch aus Sicht des Partners stellen sich Fragen. Was hält das auf dem Weg zum Börsengang befindliche US-Unternehmen eigentlich von einer Spielwiese, die einem Teil ihrer kommerziellen Interessen zuwiderläuft? Kurzfristig, klar, tolle Show. Aber Chess.com mit seiner Tochter Chessable lebt auch davon, Anfängern und Gelegenheitsspielern Eröffnungstricks anzupreisen und zu verkaufen. Wollen die Amerikaner demnächst wirklich fünfmal im Jahr die chess.com-Kanäle mit einem Spiel blockieren, in dem all die „Lifetime Repertoires“ und die gesammelten Widerlegungen des Stafford-Gambits wertlos sind?
Welche Rolle wird Magnus Carlsen spielen? Chess.com-Frontfigur ist er nur offiziell, nicht mit dem Herzen. Beim Freestyle verbindet er geschäftliche Interessen mit der sportlichen Herausforderung, nach der er sich seit langem sehnt, noch dazu in einem Umfeld, das auf ihn zugeschnitten ist. Aber mittelfristig tickt die Uhr, als Spieler wird er nicht ewig unantastbar sein. Wird er irgendwann seinen G.O.A.T-Platz räumen und dann nur noch als G.O.A.T. von gestern unbeteiligter Zuschauer des Formats sein, das er miterfunden hat?
Für den Anfang ist es Magnus Carlsens und Sebastian Siebrechts Verdienst, dass Freestyle rund um die Bretter alles richtig gemacht hat. Anstatt mit Gewalt das Rad neu erfinden zu wollen, haben die Macher das Beste, das es gab, genommen, teils optimiert/modifiziert und bei sich eingesetzt.
- Das Stream-Setup: Einen 3600-Elo-Helfer gar nicht zu benutzen, ist ignorant. Wer Schach gut kommentieren will, steht vor der Herausforderung, die schachliche Instanz behutsam einzubauen. Saint Louis macht seit Jahren vor, wie das am besten geht: Großmeister A kommentiert ohne Engine, zeigt Pläne, Ideen, Varianten, und wenn es ganz haarig wird, holt er sich Rat von Großmeister B, der die Engine bedient. GM B wiederum hat die Aufgabe, unaufgefordert reinzugrätschen, wenn die Instanz Überraschendes/Spektakuläres anzubieten hat. Freestyle hat dieses Modell übernommen. Als GM B hatte in Weissenhaus Niclas Huschenbeth die wahrscheinlich schwierigste Aufgabe aller Beteiligten. Konfrontiert mit Stellungsbildern, die er nie gesehen hat, musste er eine Balance finden, um es gleichermaßen menschlich wie schachlich korrekt zu halten.
- Die Bedenkzeit: Das Increment am Ende der Partie war eine segensreiche Erfindung. Ein Increment vor der ersten Zeitkontrolle ergibt keinen Sinn. Weissenhaus lag richtig damit, ohne Increment vor dem 40. Zug zu spielen. Für die Zuschauer geht nichts über eine schöne Zeitnotschlacht, und wer sie als Spieler vermeiden will, der soll sich seine Zeit halt einteilen. Ob allerdings die gewählte Bedenkzeitregelung der Weisheit letzter Schluss ist? Angesichts der beim 960 tendenziell kürzeren Partien ist einer von vielen Vorschlägen, die erste Zeitkontrolle vorzuziehen, z.B. 60 Minuten/20 Züge, dann 60+30 für den Rest.
- Die Vorbesprechung: Auch das eine Idee aus den 9LX-Turnieren in Saint Louis, weiterentwickelt in Weissenhaus. Vor der Partie können die Supergroßmeister, getrennt nach Farbverteilung, gemeinsam die Stellung studieren. Das Publikum schaut zu und hört mit. Laut Buettner haben diese zehn Minuten „mit Abstand die besten Momente“ kreiert. Bei kommenden Turnieren soll das noch besser werden, indem mehrere Kameras und Mikrofone die Energie und Ideenfeuerwerke einfangen, die entstehen, wenn die Besten der Welt gemeinsam Schach entdecken.
- Die Beichtkabine: Eine norwegische Idee, geboren aus der Erkenntnis, dass Zuschauende gerne während der laufenden Partie wüssten, welche Gedanken und Emotionen die Spieler bewegen. Erstaunlich, dass dieser No-Brainer nicht längst überall Standard ist. In Weissenhaus war er das auf Anhieb und wird es bleiben.
- Der Modus: Sich die Supergroßmeister bei einem Schnellturnier eingrooven zu lassen, bevor es drauf ankommt – neue Idee, gute Idee. Ansonsten gilt: Kein Format ist spannender als das K.o.-System.
- Der Pulsmesser: Schach ist Stress und der Pulsmesser ein wunderbares Instrument, schachlichen Laien tiefe Einblicke zu ermöglichen, die keiner Erklärung bedürfen. World Chess hat das neulich sehr schlecht integriert, aufgeregt blinkende Herzen über und unter einem viel zu kleinen Brett. Bei Freestyle war dieses Element wie das gesamte Layout viel besser gemacht, gediegener. Spannend zu sehen, wie der äußerlich unbewegte Caruana innerlich auf 170 hochfährt oder wie Carlsen innerlich fast immer cool bleibt, obwohl es Anlass gäbe, angespannt zu sein.
Auch die Ausrichtung auf das Online-Publikum war von Beginn an richtig. In der Schachbundesliga etwa hat in all den Jahren bis heute niemand verstanden, dass die paar Männeken im Spielsaal nicht das Publikum repräsentieren. 99 Prozent der Zuschauer sitzen daheim. Denen gilt es etwas anzubieten.
Freestyle ist von Beginn an auf das Publikum an den Bildschirmen zugeschnitten. Wie World Chess seine Berliner Blitzturnierserie als TV-Format vermarktet hat, soll die hochglanzproduzierte Freestyle-Show das Interesse von TV-Schaffenden wecken, sei es für eine Serie über die Turniere, sei es für eine Doku. Als monetarisierbar sieht Buettner auch die knappen Zuschauerplätze. Ein VIP-Ticket inklusive Dinner mit den Spielern, um ganz nahe dran zu sein, für 560 Euro? Das wird es voraussichtlich nicht wieder geben. Der Preis werde „raketenartig steigen“.
Verbesserungspotenzial hat Freestyle beim Vorhaben, analog zur Formel 1 die Spieler als außergewöhnliche Persönlichkeiten erlebbar zu machen. Die Clips sahen toll aus, aber sie gerieten mehrheitlich ein wenig steril und generisch, die Formate vorherseh- und austauschbar („Zug des Tages“, „10 Fragen an…“). Vor lauter Rubrifizierung und Fokus auf die Produktionsqualität blieb der Inhalt auf der Strecke. Erklärendes à la „How to Freestyle“ mit Tipps der Supergroßmeister für Leute, die selbst spielen wollen, gab es gar nicht.
Authentische, berührende Momente gab es durchaus. Etwa den, als der bedauernswerte Ding Liren sein Viertelfinalmatch verloren hat und wahrscheinlich nichts lieber will, als sich in seiner Suite zu verkriechen. Aber vorher baut er die Figuren auf – Respekt vor dem Spiel. Dann fällt ihm ein Bauer unter den Tisch. „Schon okay, lass liegen“, sagen Helfer. Der Weltmeister lässt sich nicht davon abbringen, unterm Tisch zu suchen. Erst als er den Bauern gefunden und aufs Brett gestellt hat, verlässt der Besiegte die Arena.
Oder den, als eine unwissende Helferin Levon Aronian um ein Autogramm bittet, eine Bitte, der er gerne und geduldig nachkommt, inklusive Widmung. Er sei ein guter Spieler, teilt sie dem fünffachen WM-Kandidaten mit. Aronian bedankt sich. „Wie hast du gespielt?“, will sie wissen. „Wir spielen noch“, antwortet Aronian ungerührt. Tatsächlich hatte sie ihn beim Stand vom 3:3 im Halbfinale gegen Fabiano Caruana in der Fünf-Minuten-Pause vor dem Armageddon abgepasst. Aronians Freundlichkeit und Nachsicht – außergewöhnlich.
Zu sehen sind diese Momente nicht auf der Freestyle-Plattform, sondern bei den Dauervideografen von ChessBase India. Sagar Shah und Amruta Mokal sind die Weltbesten darin, beim Schach die Geschichten und Episoden vor ihrer Nase zu bemerken, aufzuzeichnen und aufzubereiten. Als Gäste haben sie in Sachen Storytelling den beim Freestyle ausgegebenen Maßstab „Weltklasse“ erreicht. Die Gastgeber können davon lernen.
Es hat auch einen großen Vorteil, für die Organisation eines Schachturniers ein Team aus Leuten zu bilden, die mehrheitlich nicht viel mit Schach zu tun haben, aber ansonsten sehr gut sind in dem, was sie tun. Das bringt neue Perspektiven und Ideen. Eine der besten Ideen hatte allerdings Kommentatorin Tania Sachdev. Beim Freestyle wurde zum ersten Mal in der Geschichte des Sports bei einem Schachturnier ein Rap-Wettbewerb ausgeschrieben – ein Volltreffer. Mehr als 150 Freestyle-Raps gingen in Weissenhaus ein.
Der Quantität nach fehlte es nicht an Stimmen der Spieler. Angesichts der allgemeinen Harmonie war nicht erstaunlich, dass etwas, worüber im Schach gerade alle sprechen, das insbesondere bei Elitespielern zu Paranoia geführt hat, in Weissenhaus gar nicht zur Sprache kam. Der Spiegel dokumentiert (für Abonnenten) eine Episode, die sich vor der ersten Runde zugetragen hat. Kurzerhand hob Buettner das Handyverbot in der Schacharena auf, damit Clips gedreht werden können.
Beim ersten Mal in einem von Pioniergeist und Spielfreude beseelten Umfeld mag Cheating nicht existent sein. Nun sieht es aus, als werde es ein zweites, drittes und womöglich viele weitere Male geben – je mehr, desto besser fürs Schach. Im Sinne aller Beteiligten wäre, dieses Thema würde verlässlich und in aller Konsequenz adressiert. Als einziges taugt es nicht für On-The-Fly-Lösungen.
(Titelfoto: Maria Emelianova/chess.com)
Den Text hätte Herrn Buettners PR-Abteilung nicht besser schreiben können. Jetzt nur noch den Blog umbenennen in Schmetterlinge vom Bodensee, dann passt’s.
Geld, Geld, Geld…. um Schach geht es bei diesem Event (diesen Events) ja nur noch am Rande. Kann man mögen – muss man nicht.
Aber immerhin kommt in diesem Dauerwerbeartikel klar zum Ausdruck, dass es sich um ein reines Elitenprojekt handelt, also nichts für die breite Masse der Schachspieler.
Etwas sehr “lobgehuddelter” Text. Ich vermisse wie das “Produkt” bei Zuschauern ankommt. Dass Leute vor Ort und die Spieler begeistert sind, kann bei dem Aufwand und Ambiente nicht überraschen. Zum Thema: Die meisten Zuschauer verstehen die Kommentare von Großmeistern ohnehin kaum bei “normalen” Übertragungen von Partien. Bei 959 wird der Frust noch größer sein. Massentauglich ist diese neue Serie und Variante daher eher nicht. Neue Zielgruppen werden nur durch die Sidestories kurzfristig angezogen. Aber: Dass Schach vermutlich Publicity bekommt dadurch finde ich gut.
Von dieser Seite ist man journalistisch Besseres gewohnt. Kein Wort über das lächerlich mantrahaft vorgetragene Perfektionsgbrabbel, des Organizers, die Worthülsen, das Innovationsgefasel etc. Zugegeben, für die Spieler sicher ein außergewöhnlich angenehmer Ausflug in ein Nobelambiente, aber sonst war gar nichts los. Ein Auslosungspopanz der bizarren Art mit einer kindischen Lottoziehmaschine begleitet von Miss Angolakrönchen und Aufputzdamen, eine wackere Internetübertragung wie sie seit 15 Jahren bekannt ist mit einem lähmend emotionslosen Huschenbeth der hölzern Englisch spricht und ein vollkommenen cringiger Millionär, der als einziger glaubt, dass seine Ansprachenlaunig und lustig seien. Und rundherum Speichellecker, die nach weiterem Geld lechzen.
Die Monate Januar und Februar sind ja die klassichen Betriebsurlaubsphasen für die Hotelbranche, insofern ist der Zeitpunkt für Deutschland wohl gut gewählt. Da stören dann auch ein paar Schachspieler und deren Entourage auch nicht die Kreise der Superreichen von Weissenhaus Vom Medienecho in unserer Heimat aber, habe ich nix mitbekommen. In Indien mag die Rechnung des Herrn Buettner vielleicht aufgehen, da ist man an eine extreme Schere zwischen arm und reich ja schon lange gewöhnt. In Deutschland aber ist es schon kurios, für ein paar Autogramme 600 Euro hinlegen zu sollen, und das auch noch als Discout verkauft zu bekommen.… Weiterlesen »
Nun mich stört das Tamtam. Ich brauche keine Miss Angola und keine bunten (und in der Folge clownesken) Sakkos. Eine Amerikanisierung des Schach wird nicht zur Popularisierung beitragen. Was mir fehlt, sind einmal andere Spieler als immer Top of the Top; und auch andere Kommentatoren als die zuviel redende und doch wenig sagende Sachdev. Und auch Leko zeigt, dass Kompetenz nicht alles ist. Wie oft habe ich Carlsen gegen Caruana gesehen? – Antwort: zu oft. Warum lasst ihr nicht Ivanchuk gegen Jobava spielen? Oder Topalov… Überzeugt hat mich Huschenbeth (nur wenn es schon um Style geht: zahlt ihm bitte jemand… Weiterlesen »
Der Millionär dürfte bald das Interesse an diesem Konzept verlieren, und das wird das Ganze in Vergessenheit versinken.
Unabhängig von der ganzen Diskussion um das konkrete Event möchte ich anmerken, dass ich der hier häufig formulierten These, KO-System sei das spannendste Format für Zuschauer überhaupt nicht zustimme. Wenn man einen Spieler unterstützt hat man bei Schweizer System und Rundenturnieren jede Runde was zu schauen, bei KO nur bis zum Ausscheiden, Doppel-KO ist besser aber letztlich dasselbe. Bei Schweizer System und Rundenturnieren gibt es spannende Zwischenstände und Ausgangspositionen zu Anslysieren, bei KO System ist der Zwischenstand immer derselbe, fixe Anzahl von Spielern übrig. Beim Schweizer System kann ein Außenseiter in Führung liegen und es geht darum, ob diese geretttet… Weiterlesen »
Als normaler Schachspieler, dem Chess1 mit einer einzigen Grundstellung schon komplex genug ist, kann ich dem ganzen Zirkus nichts abgewinnen, wirklich gar nichts.
Ich glaube nicht ansatzweise, dass derartig abgehobene Events dem Schach an der Basis irgendwas bringen.
Aber darum geht es Herrn Büttner auch nicht, egal, wie oft er das sagt und wie oft ihm das in den Mund gelegt wird.
Leider verschiebt sich der Fokus dieser Seite hier in die für mich falsche Richtung, ein Besuch lohnt nicht mehr wirklich.
[…] seiner Zusage jetzt zum dritten Mal binnen kurzer Zeit ein Angebot aus Deutschland angenommen: erst Freestyle, dann Grenke, nun WR-Schach. Bemerkenswert an dieser dritten Zusage ist der Umstand, dass Carlsens […]
[…] Und jetzt die ganze Welt: das Freestyle-Franchise […]
[…] seit der Akademie-Gründung während des Freestyle-Turniers im Februar 2024 sind die HSK-Mitglieder und Nationalspieler Rasmus Svane und Frederik Svane Teil […]
[…] Und jetzt die ganze Welt: das Freestyle-Franchise […]
Endlich ein Sponsor für Vincent und auch für andere deutsche Talente.
https://www.spiegel.de/sport/schach-vincent-keymer-wird-von-multimillionaer-jan-henric-buettner-gesponsert-a-bc614263-b85d-4f73-9278-62aa6c2d0e3b
Letztendlich wird sich zeigen, ob gerade ‘Nicht-Schachspieler’ in Massen vom neuen Format anziehen lassen. Jan Henric sagte es immer, ihm geht es um die 95% Nichtschachspieler und nicht um die 5% der Schachspieler, die er ‘begeistern’ möchte. Er ist Profi und wird es schaffen, gewinnen werden alle davon … sicher!!!
Ein ganz großes Dankeschön für diesen ausführlichen Bericht , den ich schon einen ganzen Tag zusammen mit meiner Frau ersehnt habe, vor allem auch für die zarte Ironie zwischen den Zeilen und natürlich für die vielen Informationen, die wir beim bloßen Betrachten der Videos nicht mitbekommen haben z.B die Aufgaben des “Schmetterlings “. Wir beide hoffen sehr, dass du an 960 dran bleibst und damit diese spannende Seite des wunderbaren Spiels wach hältst, aktuell haben wir dich allerdings vermisst und waren froh, dass das Gunny auch so lebendig und begeisternd vorgetragen hat. Es war sehr interessant zu erleben, wie ein… Weiterlesen »
Danke, Herr Schormann, für den informativen und ausführlichen Bericht über dieses wunderbare Schachturnier. Ich selbst bin nun allerdings nur ein Schach-Laie, dafür aber sehr interessiert daran, als Zuschauer einen möglichst hohen Mehrwert geboten zu bekommen. Und da kann ich nur feststellen, dass Weissenhaus einen Quantensprung zu allem vorher darstellt. Wenn ich mir nun aber die Kommentare hier und anderswo durchlese, frage ich mich, was eigentlich los ist in der „Schachszene” in D? Wenn ein paar visionäre Profis versuchen, das alte, verstaubte Schach aus seinem vermeintlichen „Turnhallenimage” herauszuholen, kann das doch eigentlich nur begrüßt werden. Statt dessen wieder das übliche Bedenken… Weiterlesen »