Die deutsche Nationalmannschaft der Frauen für die Schacholympiade 2024 ist nominiert. Das hat der Deutsche Schachbund am heutigen Freitag mitgeteilt. Bundestrainer Yuri Yakovich wird ab dem 11. September in Budapest diesem Quintett vertrauen (Reihenfolge nach Elo, die Brettreihenfolge steht noch nicht fest):
- Elisabeth Pähtz, 2457 Elo
- Dinara Wagner, 2454 Elo
- Lara Schulze, 2313 Elo
- Hanna Marie Klek, 2300 Elo
- Josefine Heinemann, 2259 Elo
Kurz nach der Entscheidung bei den Herren, die Bundestrainer Jan Gustafsson zwang, einen der beiden Svane-Brüder auszusortieren, stand Yakovich vor einer noch schwierigeren Entscheidung als sein Kollege. Anders als Gustafsson, dessen Top 4 sich nach Elo aufstellen, nominiert der Frauencoach das komplette Team. Einfach ist das nur in zwei Fällen.
Neben Pähtz und Wagner, die als einzige Spielerinnen der erweiterten Weltklasse gesetzt sind, galt es, aus einem Pool etwa gleichstarker Nationalmannschaftskandidatinnen drei weitere Spielerinnen auszuwählen. Jetzt darf sich Lara Schulze (22) auf ihr Schacholympia-Debüt freuen.
Auf Anfrage sagt Schulze: “Ich freue mich sehr, dass ich für die Olympiade in Budapest nominiert bin und mit der der Nationalmannschaft Deutschland dort vertrete. Ich habe darauf gehofft, da ich in der Juni-Eloliste von den Kaderspielerinnen nach Elisabeth und Dinara auf Platz 3 bin und auch beim Mitropa-Cup mit 6 Punkten aus 7 Partien eine sehr gute Leistung für die Nationalmannschaft erbracht habe. Die nächsten Wochen nutze ich jetzt für intensive Vorbereitung auf die Olympiade durch viel Training und das Spielen ausgewählter Turniere wie das German Masters.”
Yakovich wollte nach Angaben des DSB das Finale der Frauenbundesliga abwarten, bevor er entscheidet. Jana Schneider, zuvor als Trainerin bei den deutschen Jugendmeisterschaften im Einsatz, hat ihm dort offenbar keine Argumente in eigener Sache vorgetragen. Sie wird 2024 nicht Teil des Teams sein.
Vor zwei Jahren, Schacholympiade 2022 in Chennai, war die dreifache deutsche Mädchenmeisterin eine Stütze der Mannschaft. Mit 9 Punkten aus 10 Partien gewann Schneider ungeschlagen die Goldmedaille am fünften Brett, das einzige Gold, das die Deutschen aus Indien mit nach Hause brachten. Jetzt blickt Schneider auf eine misslungene Bundesligasaison zurück. 1,5 Punkte aus 9 Partien am ersten Brett des SC Bad Königshofen dürften dazu beigetragen haben, dass sie in Budapest nicht dabei ist.
Hanna Marie Klek hingegen performte 2022 wenig überzeugend: 2,5 Punkte aus 6 Partien gegen nominell unterlegene Gegnerinnen, minus 48 Elo. Umso besser lief es jetzt bei ihr in der Bundesliga. 7 Punkte aus 11 Partien am ersten Brett der SF Deizisau, dazu ein Endspurt mit 3,5/4 inklusive eines Siegs über Exweltmeisterin Alexandra Kosteniuk, katapultierten Klek ins deutsche Team.
Nominell erscheint die Nominierung von Josefine Heinemann etwas überraschend. Mit 2259 Elo steht sie knapp 50 Punkte hinter Kateryna Dolzhykova, die sich Hoffnung auf ein Debüt im deutschen Schacholympia-Team gemacht hatte. Aber wer die besten deutschen Schachspielerinnen und ihre Leistungsschwankungen verfolgt, der weiß, es ist eine Momentaufnahme. In ein paar Monaten mag Heinemann wieder bei 2350 stehen (und, wenn sie ihre Chancenverwertung verbessert, noch jenseits davon).
Für die in Baku lebende Nationalspielerin und Schachreisende spricht, dass sie in der jüngeren Vergangenheit mehr internationale Turnierpraxis gesammelt hat als alle Mitspielerinnen. Vor zwei Jahren am zweiten Brett hat Heinemann mit 5/9 nicht überragt, aber gezeigt, dass sie auf diesem Level vermag, nichts anbrennen zu lassen.
Yakovich hätte gerne noch das „German Masters“ abgewartet (anders als die besten Männer spielen die besten Frauen nicht um die Deutsche Meisterschaft. Sinn ergibt das nicht, ist aber so), um seine potenziellen Nationalspielerinnen im direkten Vergleich zu sehen. Aber der Wettbewerb im August in Ostfildern (Württemberg) kommt zu spät für die Nominierung. Drei Wochen nach dem Ende des „Masters“ bzw. der Deutschen Meisterschaft (Männer) beginnt die Schacholympiade.
Und so muss der Bundestrainer nun hoffen, dass die Formkurve der Auserwählten sich bis September in die richtige Richtung bewegt. „Richtig oder Falsch“ gebe es bei Yakovichs Entscheidung nicht, hat Pähtz am Rande des Frauenbundesliga-Finales gesagt. Es gelte zu erraten, wer im September in Form sein könnte.
Zumindest leicht kurios, dass Ergebnisse von der Olympiade 2022 erwähnt werden, aber nicht die Europa-Mannschaftsmeisterschaft 2023. 2022 überzeugte Jana Schneider, dabei hatte sie bei 10 Partien nur eine Gegnerin mit über 2200 (und fünf mit unter 2000) – 9/10 wurde es, 8/10 war die Elo-Erwartung. 2023 überzeugte von den “Wackelkandidatinnen” nur Heinemann – 6/8 gegen ab Runde 4 durchgehend 2300+ war auch eine noch etwas bessere TPR als 2022 für Schneider. Klek enttäuschte zweimal – 2022 durchgehend, 2023 Einbruch am Turnierende. Ergebnisse über ein komplettes Turnier (Durchhaltevermögen spielt auch eine Rolle) sind vielleicht auch relevanter als die über viele Wochenenden… Weiterlesen »
So ein Fass wollte ich eigentlich nicht aufmachen, aber interessant auch, dass Conrad Schormann “zweigleisig fährt”: hier generell Unterstützung – allenfalls Kritik, dass Jana Schneider “trotz eines 2 Jahre alten Ergebnisses” nicht berücksichtigt wurde. Auf Twitter dagegen: “Der russische Bundestrainer allein ist ein Thema, das immer wieder aufpoppt und nicht weggehen wird. Wenn er sich gegen die Ukrainerin entscheidet, die nach Elo in die Nationalmannschaft gehört, erhöht sich die Aufpoppwahrscheinlichkeit.” Mit Verweis auf eine Facebook-Diskussion bei Gerald Hertneck (anscheinend nicht öffentlich, ob man es dann zweitveröffentlichen sollte ist auch ein Thema). Ausgelöst wurde sie von Bernd Schneider, reagiert haben neben… Weiterlesen »
Vorab: Es war eine schwierige Entscheidung und ich bin generell “leidenschaftslos” was die Spielerinnen betrifft – d.h. keine Sympathien oder Antipathien für die eine oder die andere. Dabei stellt sich (mir) die Frage, warum Dolzhykova nicht berücksichtigt wurde – muss vielleicht nicht öffentlich begründet werden, wurde es ihr selbst erklärt? War es das eher mäßige Ergebnis in der Frauenbundesliga – 3,5/9 für Solingen an Brett 2 und 1 (2/4 von Lara Schulze dabei, naja, “nicht aussagekräftig”)? “Zu alt”? Spielt bei Paehtz natürlich keine Rolle. Zu schwankende Form, gilt auch für Heinemann? Da sagt Conrad Schormann quasi “wenn sie (über komplette… Weiterlesen »