Der Live-Ticker zur Schach-WM 2021: Magnus Carlsen – Ian Nepomniachtchi 6,5:3,5

Schach-WM 2021 in Dubai: Hier bist du stets auf dem neuesten Stand. Partiebeginn freitags bis sonntags, dienstags und mittwochs um 13.30 Uhr. Montag und Donnerstag sind Ruhetage.

Die Partien live verfolgen:

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Einträge ab dem 10. Dezember hier.

9. Dezember, 6,5:3,5

16.30: Warum die WM-Berichte in der Zeit von Reportergroßmeister Ulrich Stock zuletzt recht kurz ausgefallen sind? Stock musste selbst spielen, anstatt darüber zu schreiben. Zum 50. Jahrestag der Gründung der Vereinigten Arabischen Emirate hatten die WM-Ausrichter ein Schnellturnier organisiert. Stock (Elo 2032) belegte mit 6 Punkten aus 9 Partien Platz 19 unter mehr als 100 Teilnehmern, darunter einige Titelträger. Außerdem gab es am Rande der WM, wie berichtet, ein Schnellturnier mit 24 Teilnehmern aus 22 Ländern, alle Kontinente waren vertreten. Vladmir Fedoseev sorgte mit 7/9 dafür, dass wenigstens ein Russe Dubai als Sieger verlassen wird. Georg Meier (Uruguay) wurde 11., Daniel Fridman (Deutschland) 14.

Mindestens ein Russe wird Dubai als Sieger verlassen: Vladimir Fedoseev. | Foto: Eric Rosen/FIDE
via Mikhanika69/Instagram

12.40: Verteidigungsminister Sergej Karjakin einzufliegen, hat Team Nepo bislang nicht den gewünschten Erfolg gebracht. Vielleicht fehlt dem Herausforderer der rechte Anreiz, über sich hinauszuwachsen? Für den könnte jetzt der russische PornoInstagramstar Mihanika69 gesorgt haben (die “69” steht nicht für ihren Jahrgang). Die junge Dame, deren richtiger Name dieser Seite nicht bekannt ist, ist auf den #NepoGambit-Zug aufgesprungen: Unter diesem Hashtag zeigen russische Prominente ihre Unterstützung für ihren bei der Schach-WM ins Straucheln geratenen Landsmann. Mikhanika, der auf Pornhub mehr als 600.000 Menschen folgen, verbindet ihre Unterstützung mit einem Angebot: “Ian, wenn du gewinnst, möchte ich für eine Nacht deine Königin sein.” Was der Herausforderer und seine Freundin Snezhana Fomicheva von diesem Angebot halten, ist nicht überliefert.

Bild
Ian Nepomniachtchi mit Freundin Snezhana Fomicheva und Teamchef Vladimir Potkin nach dem Sieg beim Kandidatenturnier, der Nepo zum WM-Herausforderer machte. | Foto: FIDE

8.05: Magnus Carlsen ist nicht nur der Weltmeister im klassischen Schach, er hält sogar das Triple als (seit zwei Jahren) amtierender Titelträger im Schnell- und Blitzschach. Würde nun die Rapid- und Blitz-WM Ende Dezember ausfallen, Carlsen bliebe (einen Matchsieg über Ian Nepomniachtchi vorausgesetzt) noch länger der dreifache Schachkönig, ohne seine Titel verteidigen zu müssen. Als Carlsen nach der zehnten Partie die Nachricht ereilte, die FIDE habe die Rapid- und Blitz-WM in Kasachstan abgesagt, machte er deutlich, dass er sich viel lieber dem Wettbewerb stellen würde, als seine Titel kampflos zu behalten. FIDE-Generalsekretär Emil Sutovsky erklärte derweil, er versuche jetzt, die Turniere kurzfristig an einen anderen Ort zu vergeben. Das zurückliegende Jahr des Krisenmanagements möge helfen, auch dieses Problem zu meistern. Und tatsächlich: Am frühen Donnerstagmorgen verbreitete der gewöhnlich gut informierte norwegische Journalist Tarjei Svensen, es seien zwei mögliche neue Austragungsorte gefunden worden, ein naheliegender und ein überraschender: Die Rapid- und Blitz-WM könnte in Dubai oder in Spanien stattfinden.

8. Dezember, 6,5:3,5

16.00: Nepos Plan für heute war, “eine normale Partie zu spielen, nichts einzügig einzustellen”. Magnus kann wunderbar damit leben, dass der Plan seines Kontrahenten aufgegangen ist: “Jedes Remis bringt mich dem Titel einen halben Punkt näher.”

15.35: Remis.

15.25: Und jetzt der große Staubsauger, total ausgeglichenes Endspiel. Was jetzt noch zum Remis fehlt, ist das Erreichen der Zeitkontrolle in Zug 40. Das wird nicht mehr lange dauern.

14.20: Zumindest der Damenstaubsauger kam zum Einsatz. Symmetrie ohne Damen, minimal besser ohne Verlustgefahr für Weiß – wenn nichts Außergewöhnliches passiert, was wiederum das Markenzeichen dieser WM berührt. Selten ist in WM-Matches auf dem Brett so viel Außergewöhnliches passiert wie 2021.

13.50: Werden sie auf der e-Linie, der, typisch russisch, einzig offenen, das Brett staubsaugen und dann schnell remis machen? Wenn ja, könnte das sogar Part des neuen, allerletzten Plans von Team Nepo sein: Heute mit Schwarz überleben, am Freitag irgendwie gewinnen, und wenn das gelingt am Samstag mit Schwarz All-in. Wenn nein, könnte es eine spannende Partie werden.

13.35: Der Chat schreit nach dem Stafford-Gambit – das wahrscheinlich sogar für die Bodenseeliga zu schlecht wäre. Fabiano Caruana gibt den Stafford-Freunden einen Tipp: Nicht 3…Sc6 (was Stafford wäre), sondern 3…d5 sei ein ganz interessanter Versuch, objektiv auch nicht besonders gut, aber besser als Stafford allemal.

13.30: Russisch. Kein “Gewinnchance maximieren” von Nepo, das wäre Najdorf gewesen.

11.30: “Berührt, geführt”, diese Regel kennt jedes Schachkind – und die Ausnahme: Wer am Zug ist und per “j’adoube” ankündigt zurechtzurücken, der darf Figuren anfassen, um sie neu auszurichten. Aber gilt diese Regel womöglich nicht für jeden?

Im Lauf der neunten Partie hat Magnus Carlsen wortlos seinen Springer auf f6 berührt, zurechtgerückt, kurz entschuldigend die Hand gehoben, und dann lief die Partie weiter, als sei nichts geschehen. Mit dem FIDE-Reglement lässt sich dieses ungeahndete Weiterspielen schwerlich vereinbaren:

Article 4: The act of moving the pieces
4.1  Each move must be played with one hand only.
4.2.1      Only the player having the move may adjust one or more pieces on their squares, provided that he first expresses his intention (for example by saying “j’adoube” or “I adjust”).
4.2.2Any other physical contact with a piece, except for clearly accidental contact, shall be considered to be intent.
via FIDE-Handbuch
Gregor Johann, Bundesturnierdirektor und Internationaler Schiedsrichter. | Foto: Sandra Schmidt/OIBM

Dem stimmt Bundesturnierdirektor Gregor Johann auf Anfrage dieser Seite zu – tendenziell: “Man sollte immer vorsichtig sein mit Beurteilungen, wenn man nicht dabei war, aber nach dem Video tendiere ich eher dazu, dass Carlsen den Springer hätte ziehen müssen.” Es sei ja, siehe 4.2.2, kein Versehen erkennbar gewesen. Johann erklärt allerdings auch, dass Schach-Schiedsrichter einen gewissen Spielraum für ihre Entscheidungen haben: “Es ist ja nicht jede Situation explizit geregelt. Da muss man dann die beste Lösung finden.” Zum Beispiel ist in den Regeln nicht die Situation aufgeführt, dass ein Spieler allein in einem Glaskasten sitzt und das per Regel erforderliche “j’adoube” in den leeren Raum sprechen müsste. Auch die als Rechtfertigung vielfach vorgebrachte klar erkennbare Absicht, zurechtrücken zu wollen, kennt das FIDE-Reglement nicht. Aber diese Umstände mögen für Hauptschiedsrichter Mahdi Abdulrahim die Grundlage gewesen sein, auf der er die Partie hat laufen lassen, anstatt Carlsen anzuweisen, den berührten Springer zu ziehen.

10.40: Als neulich die Sportschau am Bodensee anrief, da fragte Sportschau-Autor Niklas Schenk auch, welche Bedeutung der Weltmeistertitel wohl für die PlayMagnus-Gruppe und deren Namensgeber/Aushängeschild habe. “Eine existenzielle”, sagte der Schreiber dieser Zeilen. Das sieht Magnus Carlsen offenbar ganz anders. Der Weltmeister erklärte vor laufender Kamera im Gespräch mit Schenk, die Gruppe würde jetzt schon funktionieren, sollte er den Titel verlieren. Der Sportschau-Schach-Beitrag über den Unternehmer Magnus Carlsen und seine Gruppe, bislang nur in der ARD-Mediathek zu sehen, ist jetzt auch auf YouTube hochgeladen:

10.15: Und jetzt? Magnus Carlsen mit drei ereignisarmen Remisen austrudeln lassen? Oder noch mit allen Mitteln versuchen, das Ehrentor zu schießen? Jonathan Tisdall, der für die FIDE berichtet, gönnt Ian Nepomniachtchi einen vollen Punkt wahrscheinlich genauso wie jeder zuschauende Schachspieler, der mit dem Russen die vergangenen Tage durchlitten hat. Aber Tisdall befürchtet, dass sich die Kaskade der Unglücke nur fortsetzen würde, würde Nepo jetzt versuchen, den vollen Punkt zu erwingen.

7. Dezember, 6:3:

18.40: Die eigentliche Geschichte dieses WM-Matches ist weniger die abzusehende klare Titelverteidigung Magnus Carlsens. Kaum einmal ist in der gut 130-jährigen Geschichte der Weltmeisterschaften einer der Kontrahenten derart kollabiert. Oder vielleicht doch, aber das bekam die Öffentlichkeit nicht mehr zu sehen, weil das Match vorzeitig endete: 1921 gab Emanuel Lasker sich vorzeitig geschlagen, 1985 nahm der FIDE-Präsident Anatoli Karpow vorzeitig aus dem Ring. Beides wird 2021 nicht passieren, Ian Nepomniachtchi wird weiterspielen, bis Magnus Carlsen mindestens bei 7,5 Punkten steht. Und er hat jetzt genau ein Ziel: Diesen Wettkampf erhobenen Hauptes beenden.

17.20: Nepo gibt auf.

16.45: Da ist er wieder. Und sitzt vor einem Trümmerhaufen.

16.40: Nepo kommt nicht zurück ans Brett, seine Uhr tickt, Magnus sitzt. So bitter.

Erinnerung an eine berühmte, 1895 gespielte Partie.

16.25: Colapso de Nepo! 27.c5. Was für eine Tragödie. Und Magnus Miene zeigt, er sieht’s.

16.20: Die Stellung hat ein neues Gesicht, wir befinden uns im Endspiel, kein ausgeblutetes, dafür sorgt schon der weiße Freibauer auf der a-Linie, der allerdings noch einen weiten Weg vor sich hat. Jetzt muss Weiß erst einmal konkret aufpassen. Sollte er versuchen, per 27.c5?? seinen Mehrbauern zu verteidigen, zieht Schwarz 27…c6 – und gewinnt. Plötzlich wäre der Lb7 gefangen und käme nicht raus.

15.50: Er will den Weltmeister unter Druck setzen. Und sollte das vorerst nicht auf dem Brett gelingen, so gelingt es auf der Uhr, auf der Carlsen weiter deutlich hinterherhinkt – und einer möglichen Zeitnot vor der Zeitkontrolle im 40. Zug entgegensteuert. Auf dem Brett macht sich derweil Harry, der h-Bauer, auf die Reise. Wohin die Reise geht und was das soll? Nicht so klar, aber vielleicht auch nicht so wichtig. Hauptsache, Carlsen versinkt wieder in ausgiebiges Grübeln.

15.30: Ist jetzt doch der Larifari-Nepo zurückgekehrt? Die versammelte Riege der Expertenkommentator:innen schilt den Herausforderer für das schnell herausgehauene 15.bxa3. Stattdessen das so gar nicht versteckt erscheinende 15.b4 hätte Weiß die bessere Perspektive beschert.

14.20: 10…Sg4, das wäre ein Zug nach dem Geschmack der Schachkinder vom Bodensee. Die können es auch selten erwarten, einen Springer nach b4 oder g4 zu stellen, und die mahnenden Worte des Übungsleiters, dass eine Figur allein keinen Angriff macht, dass wir doch bitte erst die Entwicklung beenden wollen, verhallen wirkungslos. Zu verlockend sind die Springerausfälle, auch wenn sich wieder und wieder zeigt, dass der Ausflug in die gegnerische Bretthälfte nur Zeitverlust war. Das freilich wird der Carlsensche Ausflug nach g4 nicht sein. Der dient wahrscheinlich dem Ziel, sich via Abtausch zu entlasten. Ein Paar Läufer bekommt Schwarz jetzt vom Brett, aber steht nicht der potenziell wirkungsvollere (katalanische) Läufer des Weißen auf g2?

14.10: Es kam so, wie es Caruana angekündigt hat. Jetzt hat sich auch Sergey Karjakin zu Wort gemeldet: Dieses werde eine sehr komplizierte Partie. Und das wäre genau das was Nepo braucht, der sich obendrein jetzt schon eines stattlichen Vorsprungs auf der Uhr erfreuen kann. Caruana sagt aber, Carlsen sei gewiss noch in seiner Vorbereitung und denke jetzt nur frei vom Engine-Einflüsterer über die Stellung nach. Ohne es gründlich präpariert zu haben, würde er sich nicht auf dieses Abspiel einlassen.

13.55: In einer Hinsicht sehen wir heute gewiss einen anderen Ian Nepomniachtchi als am vergangenen Wochenende: Das eingerollte Haarknäuel (wie übersetzen wir “man bun” am griffigsten?) auf seinem Schädel ist verschwunden.

13.45: Mit …Lc5 hat sich Schwarz gegen den weißen Hebel e3 gestemmt. Fabiano Caruana erklärt, was nun zu tun ist: Mit Sb1-d2-b3 den Lc5 vertreiben, dann e3 durchdrücken. “Eine scharfe Variante mit Schwarz, die ich sogar für Schnellschach zu riskant finde”, sagt Caruana – und ist entzückt angesichts des sich abzeichnenden scharfen Kampfes in dieser neunten WM-Partie.

13.35: Hatte jemand ernsthaft damit gerechnet? Es steht kein Königsgambit auf dem Brett, nicht einmal 1.e4. Obwohl er damit dem Eröffnungsergebnis nach nicht schlecht gefahren ist, versucht Nepomniachtchi heute etwas anderes. 1,c4 nebst g3, aber ob wir jetzt eine eher strategisch geprägte, sich langsam entwickelnde Partie sehen, erscheint trotzdem fraglich. Carlsen antwortet thematisch 3…d4, Nepo wird das sehr recht sein, es steht eine Art Benoni mit vertauschten Farben auf dem Brett. Das kann heikel und zweischneidig werden.

12.00: “Das Match tritt jetzt in eine neue Phase ein”, sagt Magnus Carlsen im Gespräch mit seinem Freund und Unibet-Reporter Magnus Barstad. Und er kündigt an, auf der Hut zu sein: “Ein verzweifelter Gegner ist ein gefährlicher Gegner.”

Sergej Karjakin und Magnus Carlsen. | Foto: Norway Chess

9.55: Acht Milliarden Menschen auf der Welt, einem ist es gelungen, in einem WM-Match gegen Magnus Carlsen in Führung zu liegen. 2016 war das, als der russische Herausforderer Sergej Karjakin dem Titelverteidiger unerwartet an den Rand einer Niederlage brachte. Nach einer Meldung von World Chess lässt Team Nepo jetzt Karjakin in Dubai einfliegen, damit der WM-Herausforderer von 2016 dem Herausforderer von 2021 seine Trickkiste offenbart. Vor dem Match hatten die beiden nur einige Trainingspartien gespielt, Zusammenarbeit darüber hinaus gab es nicht, was nach einem Bericht in der FAZ von Stefan Löffler damit zusammenhängt, dass Karjakin schon fürs Kandidatenturnier 2022 qualifiziert ist. Dort könnte er Nepo begegnen – und wird deswegen kaum geneigt sein, diesem Einblicke in sein Eröffnungslabor zu gewähren. Was genau jetzt in Dubai Karjakin für seinen Landsmann tun soll, ist nicht bekannt. Sicher ist, dass Nepo nicht die Ratschläge des “Verteidigungsministers” Karjakin braucht, sondern den Comeback-König, der unlängst bei seinem Sieg im World Cup wieder und wieder gezeigt hat, wie man Rückstände dreht.

9.40: “Es gibt keinen Schachspieler, der jetzt nicht mit Nepo fühlt”, hat Exweltmeister und WM-Kommentator Viswanathan Anand während der achten Partie gesagt, in der ein im Poker geläufiges Konzept beim Schach zu besichtigen war: Nachdem Ian Nepomnichatchi mit 21…b5? gepatzt hatte, war der Herausforderer “auf Tilt”, und seine Partie ging schneller den Bach herunter, als das nötig gewesen wäre. Als unparteiische Beobachter hoffen wir heute, dass sich der Russe in den Zustand zurückversetzt hat, in dem er Magnus Carlsen über sechs Partien einen großen Kampf auf Augenhöhe geliefert hat. Und als Sportfan hoffen wir das auch. Wenn dieses WM-Match noch einmal spannend werden soll, muss jetzt möglichst schnell, am besten schon heute, ein voller Punkt her. Daumendrücken für Nepo.

8.45: Der Sportart fallen scharenweise neue Schachfreunde in den Schoß, ein Geschenk unter anderem für Georgios Souleidis. Nur hat der große Grieche jetzt angesichts der WM festgestellt, dass die langsamen Partien für sein neues Publikum “schwer zu ertragen” sind. So, what? Die notwendige Debatte über den WM-Modus, den nicht zuletzt Magnus Carlsen am liebsten sofort ändern würde, darf diese Ungeduld nicht beeinflussen. Auch unter diesem Tweet flammte die Debatte sofort auf:

It’s my sponsor. Accept it.
Unibet-Botschafter Magnus Carlsen.

8.25: Zu klären ist noch die Sache mit dem Unibet-Logo, das Magnus Carlsen in Dubai munter vorzeigt, obwohl Werbung für Glücksspiel in Dubai verboten ist. “Wie kann das sein?”, haben wir an dieser Stelle unlängst gefragt. Es hat sich offenbart, dass die Gesetze des Vereinigten Arabischen Emirats Dubai auf dessen Expo-Gelände nicht gelten. Das betrifft nicht nur für Glücksspiel-Werbung, für die Team Carlsen nach Angaben der FIDE eine Ausnahmegenehmigung vorliegt. Sollte zum Beispiel Ian Nepomniachtchi nach einem bitteren Schach-Wochenende das Verlangen gespürt haben, seinen Frust herunterzuspülen, das wäre auf dem Expo-Gelände ohne weiteres möglich gewesen, während im Rest des Emirats der Ausschank stark reglementiert ist. Aber in 75 der 192 Pavillons gibt es die Droge, unter anderem im deutschen, der sich seiner Biere und Weine rühmt. Ob auf dem Expo-Gelände womöglich sogar Homosexualität legal ist?

https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/a/a0/1936_Olympic_Games_Poster.jpg
Olympia 1936 in Berlin. Den Begriff “Sportswashing” gab es damals noch nicht, Beispiele dafür durchaus.

8:15: “Sportswashing” ist der Begriff dafür, wenn ein einzelner Unhold, ein Konzern oder ein Staat eine prestigeträchtige Sportveranstaltung nutzt, um das eigene Image zu polieren. Per Sportswashing lassen sich Menschenrechtsverletzungen, Korruption, Skandale oder Verbrechen jeglicher Art vertuschen, indem die öffentliche Aufmerksamkeit auf den Sport gelenkt wird. Praktizieren lässt sich diese Art der Imagepflege per Sponsoring einer Veranstaltung oder von Teilnehmer:innen – oder, indem der Sportswasher die Veranstaltung gleich selbst ausrichtet. Die Schach-WM 2021 sei Beispiel dafür, eines von vielen im Schach, diagnostiziert jetzt das Norwegische Helsinki-Komitee. Die Menschenrechtsorganisation beschuldigt nach einem Bericht von ChessTech die FIDE anlässlich der Schach-WM in Dubai, ihre großen Veranstaltungen regelmäßig an autoritäre Regime zu vergeben, seien es die Vereinigten Arabischen Emirate, Russland, China oder Kasachstan.

Von Nihal Sarin trennte sich Georg Meier remis. Nach 3 Runden steht Meier bei 2 Punkten. | Foto: Eric Rosen/FIDE

7.40: Es sind nicht mehr nur die Schachfreunde Carlsen und Nepomniachtchi, die in Halle 2 Süd des Expo-Geländes Denksport betreiben. “Sheikh Hamdan bin Rashid Cup” heißt ein gut dotiertes, neunrundiges Schnellturnier am Rande des WM-Matches mit 24 Teilnehmer:innen. Darunter Daniel Fridman, der dafür sorgt, dass beim WM-Match eine deutsche Flagge zu sehen ist. Nach seinem Ausflug ins Trainergeschäft als Coach der deutschen Nationalmannschaft während der unlängst beendeten Team-EM ist Fridman nun wieder Spieler. Außerdem Teil des Felds: Georg Meier, der in Dubai erstmals unter uruguayischer Flagge spielt.

Die einzige deutsche Flagge bei der WM findet sich am Brett von Daniel Fridman, der mit 1/3 ins Turnier startete. | Foto: Eric Rosen/FIDE

Was bisher geschah:

(Titelfoto: Eric Rosen/FIDE)

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Christoph
Christoph
2 Jahre zuvor

Zum Thema Niederlagenserien bei einer WM, da ist wohl Aljechin – Euwe 1937 unuebertroffen. In den Partien 6 – 10 und 21 – 25 holte Euwe jeweils nur einen halben Punkt.

https://de.wikipedia.org/wiki/Schachweltmeisterschaft_1937

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schwichtd
schwichtd
2 Jahre zuvor

Hat es irgendwelche Vorteile, die WM in diesem Stil zu covern? Erst einmal muss ich die Seite von unten nach oben lesen. Und dann werden auch noch 2 Spieltage in einen Post gepackt, so dass ich mir auch noch den Start des aktuellen Spieltags raussuchen muss, weil er irgendwo in der Mitte der Seite anfängt. Einen Sinn erkenne ich jetzt nicht darin, außer den Leser verwirren zu wollen. Warum liefert man nicht einfach einen traditionellen Bericht wie z.B. chess.com . Zur “Berührt-geführt”-“Kontroverse”. Ich halte das eher wie Weltmeister Carlsen. Total überflüssige Diskussion. Ist klar das sich die bekanntermaßen toxische Twitter-Sphäre… Weiterlesen »