Betr.: Vladimir Kramnik

Vladimir Kramnik droht der Ausschluss von Preisgeld-Turnieren auf chess.com. Die Schachseite hat ihn jetzt wegen Verstößen gegen Wettbewerbs- und Gemeinschaftsrichtlinien offiziell verwarnt, nachdem er im Titled Tuesday eine Partie gegen den mexikanischen GM Jose Martinez im zweiten Zug aufgegeben hatte. Damit gefährde Kramnik die Integrität und beeinflusse die Ergebnisse des Wettbewerbs. Der Exweltmeister hat die Verwarnung selbst auf X/Twitter öffentlich gemacht.

Vladimir Kramnik gibt sich nach einem Zug geschlagen. | via YouTube

Im Januar 2024 hat chess.com Kramnik erstmals den Stecker gezogen. Seitdem darf er auf seinem Account kein Blog mehr führen, in dem er heute diesen, morgen einen anderen Schachspieler des Falschspiels verdächtigt und um sich herum einen Sumpf von Des- und Falschinformationen sieht. Das Schließen des Blogs führte dazu, dass Kramnik auf Twitter auftauchte, wo er seitdem noch intensiver weitermacht.

Als Vladimir Kramnik und Hans Niemann es beim Online-Schach miteinander zu tun bekamen.

Im Wochentakt immer wieder dienstags lässt sich anlässlich der “Titled Tuesdays” das immergleiche Schauspiel beobachten. Obwohl er seit Monaten wiederholt ankündigt, nun aber endgültig nicht mehr am “Cheating Tuesday” teilzunehmen, nimmt er doch teil. Mittlerweile streamt er seine Turniere sogar. Am Ende des jeweiligen Turniers prangert Kramnik Spieler aus zwei Kategorien als verdächtig an: solche, die Vladimir Kramnik besiegen, und solche, die weit oben landen, obwohl sie nominell nicht zur Elite des Denksports gehören.

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Der Blitz-, Bullet- und Online-Spezialist Martinez war mit seinen häufigen starken Ergebnissen im dienstäglichen Weltklassefeld auf Kramniks Liste geraten. In seinem Fall hatte chess.com zum nächsten Turnier ein Team vorbeigeschickt, das eine kleine Martinez-Doku drehte, während der Großmeister vor laufender Kamera den Titled Tuesday spielte – und wieder weit oben landete. Kramnik fand das immer noch verdächtig, “very concerning”.

Auch Matthias Blübaum, der regelmäßig starke Platzierungen erzielt und in der Titled-Tuesday-Gesamtwertung auf Rang acht liegt, war schon Zielscheibe der Kramnikschen Verdächtigungen. Zuletzt traf es den ehemaligen DSB-Kaderspieler Tykhon Cherniaiev, der nach seiner Flucht nach Hamburg mittlerweile wieder in der Ukraine lebt. Auf Facebook forderte Thorsten Cmiel DSB-Präsidentin Ingrid Lauterbach auf, in Sachen Kramnik die FIDE und deren Ethik- und Disziplinarkommission einzuschalten: “Ich erwarte in naher Zukunft eine glasklare Erklärung des Präsidiums zu diesem schändlichen Vorfall.”

Die Partie zwischen Cherniaiev und Kramnik, gestreamt von beiden. Als Kramnik mit Weiß erst nichts rausholt und sich dann praktische Schwierigkeiten einhandelt, findet er das starke Spiel seines Gegners bald verdächtig. Am Ende meldet er ihn als Cheater.

Kramnik ist auf den drohenden Ausschluss von Preisgeldturnieren nicht weiter eingegangen. Er verweist darauf, er habe in seinem Stream seine Gründe erläutert, die Partie im zweiten Zug aufzugeben. Im Stream sagte er:

The reason is that there are some players with statistics, and again it’s not an accusation, they might be fine, but statistics is such that I, and I guess many other players would like a report and an explanation of why the statistics is okay. I mean, it’s nothing against the player, it’s more like if you want to protest against chess.com, I think they must provide us a report, and if everything is okay – everything is okay.“

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schachkatze
schachkatze
7 Monate zuvor

Die Forderung von Thorsten Cmiel an den DSB, sich in der Causa Kramnik an die FIDE Ethik-Kommission zu wenden, ist löblich. Allerdings wird da seitens der FIDE (unter Dvorkovich) garantiert nichts in diese Richtung passieren. Kramnik ist sogar im FIDE Advisory Board (Beirat).
Die Ethik-Kommission hat übrigens noch nicht einmal die sechsmonatige Sperre von Karjakin verlängert.

Chess.com könnte Kramnik schon eher rausschmeißen. Wenn zum Beispiel zu viele GMs wegen Kramnik nicht mehr im Titled Tuesday mitspielen, hätte chess.com auch keine große Wahl.

joschi
joschi
7 Monate zuvor

Die FIDE kann sich nur um FIDE-Belange kümmern. Sie muss sich weder einmischen, wenn Kramnik mit seiner Nachbarin streitet, noch wenn er auf irgendeiner Website verschwurbeltes Zeugs von sich gibt …
Leider.
Ich mache mir Sorgen um Kramniks geistige Gesundheit. Schade eigentlich.

Thorsten Cmiel
Thorsten Cmiel
7 Monate zuvor

Wenn du mir mein “h” gönnen würdest…
Thorsten

Marc
Marc
7 Monate zuvor

wer vertraut der FIDE Ethikkommission? T.Chmiel vermutlich auch nicht. Daher will er die Kommission lediglich dazu zwingen, sich offen zu bekennen dass sie eben kene rein ethischen Ziele verfolgt.
Was uns zu der Frage bringt: Wer vertraut denn der FIDE, diesem korrupten Haufen?

Die FIDE braucht das Schach. Das Schach braucht die FIDE nicht.

Schreiber G.
Schreiber G.
7 Monate zuvor

Für Kramnik gilt wie für jeden anderen das alte Sprichwort: „ScheiXXen oder runter vom Topf!“

Marc
Marc
7 Monate zuvor

Kramnik auf allen Schachplattformen sperren – und 7.999.999 Menschen auf der Erde haben etwas davon.