Für den Schachfan aus deutschen Landen war die Endrunde der Internetmeisterschaft ein Zuckerstück. Die Besten des Landes, versammelt in einem Turnier. Die Abschlusstabelle zeigt einen souveränen Sieg Daniel Fridmans, aber so klar war das nicht. Die entscheidende Tabelle ist diese, zwei Runden vor Schluss:
So sah es aus, bevor Vincent Keymer auf Daniel Fridman traf, die zentrale Partie des Turniers, die Perlen-Autor Philipp Müller heute ausführlich und instruktiv beleuchtet. Aber bevor wir uns von Müller über starre Zentren, Läufergaragen oder das Capablanca-Prinzip aufklären lassen, wenden wir uns den an anderer Stelle gar nicht oder unzureichend erzählten Randgeschichten dieses wunderbaren Turniers zu.
Eine davon ist, dass das Turnier zwei Sieger hatte. Am Brett setzte sich Daniel Fridman durch, vor der Kamera Ilja Schneider. Der Fast-GM aus Hannover streamte seine Partien live, hielt die beim Schach aufkommenden Emotionen nicht zurück. Die triumphierende Becker-Faust war ebenso zu sehen wie das gefrustete Kopfschütteln. Und dazu fast dreieinhalb Stunden Schach, meisterlich erklärt.
Bitte mehr davon, Ilja!
Eine tolle Randgeschichte schrieb der Turniersieger selbst. Er war ja, wenn man das so nennen darf, der Titelverteidiger. 2005 hatte Fridman die Deutsche Onlinemeisterschaft gewonnen, seitdem gab es keine mehr. Nun war Fridman als einziger Spieler des damaligen Turniers wieder dabei – und setzte sich 15 Jahre später erneut durch. Für Fridman scheint nicht wie für andere Mittvierziger zu gelten, dass ihnen die Schnelligkeit mit der Maus fehlt.
Eine andere Geschichte schrieb die Schachjugend, als sie Jonas Eilenberg nominierte. Der 13-Jährige aus Berlin hatte sich schon in allen Vorrunden wacker geschlagen, nun zeigte er in der Endrunde, dass er mithalten kann. Kanonenfutter war er nicht.
Vor dem Turnier hatte Elisabeth Pähtz für Aufsehen gesorgt, als sie bei einem Online-Länderkampf gegen Rumänien die gesamte Herren-Nationalmannschaft hinter sich ließ. Würde sie das wiederholen können? Auch diese Frage hätten die Organisatoren vorab deklinieren können, um Spannung zu erzeugen.
Während der Meisterschaft drohte ein Eklat, als Georg Meier forderte, Elisabeth Pähtz vom Turnier auszuschließen, nachdem diese nicht gegen ihn angetreten war. Pähtz und Meier, die einzigen in den Sozialen Medien sichtbaren deutschen Nationalspieler, waren unmittelbar vor dem Turnier aneinandergeraten. Ein Twitter-Geplänkel zwischen den beiden war eigentlich schon versickert, da schickte Meier diesen Tweet in die Welt, ein Florettstich im Deckmantel eines Marketing-Tweets fürs Turnier …
… der eine Explosion Pähtz’ zur Folge hatte. Im Chat ging es dann munter weiter.
Weil zwischen diesen beiden so bald kein Banter zu erwarten ist, warten wir am Bodensee weiter darauf, dass die anderen heimischen Spitzenspieler endlich aus der Unsichtbarkeit auftauchen und sich in der Öffentlichkeit gebärden wie die herausragenden Akteure eines Zuschauersports.
Die Herren Fridman, Blübaum, Donchenko, Svane, Keymer müssten in dieser Hinsicht dringend Anschub und Hilfe bekommen – nur von wem? DSIM-Vor- und Nachberichterstattung beim Schachbund und ChessBase lassen vermuten, dass seitens dieser beiden Organisationen nicht einmal während des Corona-Schachbooms Interesse besteht, unser Spiel interessant zu machen und seine Spieler zu Marken zu entwickeln. Es reicht ja auch so zum Überleben für alle Beteiligten.
Die kommentierte Partie Keymer-Fridman zum bequemen Nachspielen und Analysieren ist ab sofort Teil der BodenseeBase.
Unseren Autoren Philipp Müller (Ex-Coach von U16-Weltmeisterin Annmarie Mütsch) hatten wir eigentlich gebeten, auf die Schnelle die kritische Phase der Partie ab 21…Lxc3! zu beleuchten. Was er stattdessen ablieferte – siehe unten.
Wer sich von FIDE- und A-Trainer Müller exklusiv Schach erklären lassen möchte, dem empfehlen wir einen Besuch auf Philipp Müllers Homepage.
Keymer, Vincent – Fridman, Daniel
DSIM-Finale (12), 09.05.2020
Kommentiert von Philipp Müller
1.d4 d5 2.c4 e6 3.Sc3
3… Le7
Schwarz macht einen Abwartezug und fragt Weiß nach einem sinnvollen Abwartezug. Das umschifft die klassische Abtauschvariante und die damit einhergehenden Komplikationen nach 3…Sf6 4. cxd5 exd5 5.Lg5.
[3…Sf6 sieht man aber immer noch auf absolutem Topniveau.]
4.Sf3 Sf6 5.Lf4 0–0 6.e3
6… b6
[In der Weltspitze erproben sie derzeit munter 6…Sbd7 7.c5 Sh5 8.Ld3 Sxf4 9.exf4 b6 10.b4 a5 11.a3 c6 12.0–0 La6 13.Lxa6 Txa6 14.De2 (Diagramm) mit Raumvorteil für Weiß. Der Doppelbauer auf f4 macht Weiß keine Schwierigkeiten, viel eher erschwert er den …e7–e5–Hebel im Gegensatz zu einem Bauern auf e3 in einer angeblich gesünderen Bauernstruktur. Weiß hält sich hier an das Capablanca-Prinzip, demzufolge er seine Bauern in einer Kette auf derselben Felderfarbe platziert wie der gegnerische schwarzfeldrige Läufer. So ist dessen Beweglichkeit stark reduziert.]
7.Le2 c5
[Ein ambitionierter Versuch Fridmans. Weiß sollte nun im Zentrum handeln, um zumindest einen minimalen Eröffnungsvorteil zu erhalten. Da es Zeit kostet, dxc5 und cxd5 gegenzurechnen, ist dies eine attraktive Blitzwaffe des Schwarzen. Weiß muss seinen Instinkten vertrauen!]
8.0–0
[8.dxc5!? bxc5 9.0–0 dreht dem Schwarzen ein starres Zentrum an. Die schwarze Bauernstruktur kann sich …dxc4 nicht leisten und …d5–d4 liegt auch in weiter Ferne. Weiß kann später auf d5 tauschen und somit Schwarz vor die Wahl stellen, mit hängenden Bauern auf c5–d5 oder mit einem Isolani auf c5 zu spielen, je nachdem, ob er mit …exd5 oder mit …Sxd5 zurücknähme. – Betrachten wir daher das Zurückschlagen des Läufers e7 auf c5: 8.dxc5 Lxc5?!N , welches zurecht noch nie gespielt wurde. Schwarz steht zwar bereit, entweder mit …dxc4 zu vereinfachen oder mit …Lb7 das Zentrum so zu überdecken, dass auf d5 immer eine Figur zurückschlagen kann (Isolanivermeidung). Aber Weiß ist am Zug: 9.cxd5! Sxd5 10.Sxd5 und da Schwarz hier eh den Isolani auf d5 nicht verhindern kann und Damen gute Verteidigungsfiguren sind, sollte Schwarz hier zu …exd5 greifen. Der Computer bewertet die beiden Schlagzüge ähnlich gut für Weiß. Es ist ein hilfreiches Prinzip, bei der schlechteren Bauernstruktur und fehlender Mattgefahr zu wissen, dass wir die Damen auf dem Brett behalten sollten! 10…exd5 11.0–0 Lb7 12.Tc1 mit erheblichem weißen Vorteil.]
8…dxc4N
[Schwarz forciert das Geschehen. Schwarz kann sich wohl auch 8…Sc6 leisten, überlässt aber dem Weißen die Initiative im Zentrum.]
9.dxc5
[Weiß konnte auch 9.Lxc4 Sc6 10.dxc5 bxc5N versuchen. (schlechter wäre 10…Lxc5 11.De2! mit drohender Gegenüberstellung eines Turmes auf d1 zur schwarzen Dame. Der Läufer f4 ist dem Läufer c8 überlegen, ansonsten ist die Stellung sehr symmetrisch. 11…Lb7 12.Tad1N De7 13.e4! Weiß droht entscheidend e4–e5, wodurch die Stärke des Läufers f4 im Gegensatz zum Läufer auf b7 hervorgehoben wird. 13…e5 wieder erreichen wir eine “Quasi-Symmetrie”, doch der Läufer f4 hat noch nicht “fertig”: 14.Lg5! Weiß hat erfolgreich die Felderschwäche d5 bekämpft. Die Fesselung des Springers f6 durch den Läufer g5 ist dabei sehr nervig. 14…Sd4! 15.Sxd4! Lxd4 (Diagramm) Eine lehrreiche Stellung. Weiß muss als Ziel den Springer nach d5 bringen, aber nicht als Zwischenlösung. Vielmehr muss er die weißfeldrigen Läufer gegeneinander tauschen, ohne dass sich der schwarze Läufer d4 gegen den Springer c3 tauscht. Tempoverluste erlaubt! 16.Sb5! Lc5 17.Ld5! Lxd5 18.exd5 Weiß transformiert in eine Stellung mit einem Zentrumsfreibauern. d5–d6 wäre nun absolut tödlich. 18…Tfd8 19.Df3 Die Dame blufft mit dem Doppelbauern auf f6. In Wirklichkeit schaut sie auf den Turm a8, sodass erneut entscheidend d5–d6 droht. 19…e4 20.Dg3 Ld6 21.Sxd6 Dxd6 22.Td4 Dxg3 23.hxg3 mit weißem Vorteil. Das Endspiel bleibt weiter unangenehm für Schwarz, Weiß deckt den Bauern d5 übrigens taktisch. 23…Txd5?? 24.Lxf6! Tb5 (24…Txd4 25.Lxd4+–; 24…gxf6 25.Txd5+–) 25.a4 Txb2 26.Le5+–) ]
9…Lxc5
10.Lxc4
[Mir gefällt auch 10.Se5N , um Le2–f3 zu drohen und ggf. mit dem Springer auf c4 zurückzuschlagen. Ein Motiv u.a. aus der Slawischen Eröffnung.]
10…Dxd1!?N
[10…Lb7 11.De2mit leichtem weißen Vorteil gab es schon.]
11…Lb7
[Weiß hat zwar Entwicklungsvorsprung in Form eines Turm auf der offenen Linie und durch den Anzugs-“Vorteil” und dank des Springers auf b8, der sich sein Entwicklungsfeld c6 vs. d7 noch aussuchen muss.]
12.Se5
[12.Sb5!? nähme den schwarzen Entwicklungsrückstand aufs Korn. 12…a6 13.Sc7 Ta7 14.Tac1 sieht ein wenig aus, als hinge Schwarz in den Seilen. Auch Weiß muss aufpassen – ein falscher Zug und der Springer c7 bereut es mit seinem Leben. 14…Sh5 15.Le5! Sf6 Schwarz harrt aus und bereitet …Sbd7 vor. Übers Brett ist dieses Hin und Her jedoch sehr schwierig für einen Menschen. 16.Sg5 (Diagramm) Hiermit könnte Weiß das durch Capablanca bekanntgewordene und von Carlsen wiederaufgegriffene Figurenopfer Sxe6 androhen. 16…Lc8! Schwarz verteidigt stoisch und droht nun durch …Sc6, …h6 und Angriff mit …Se4 auf den weißen schwarzfeldrigen Läufer die essentielle Verteidigungsfigur des Springers auf c7 auszuschalten. 17.h3 Daher Prophylaxe in Form einer Läufergarage nach h2. 17…h6 18.Sf3 Ld7 19.a3 Weiß hat das viel angenehmere Spiel und Schwarz kann sich kaum rühren. 19…La4 20.b3 Ld7 21.a4+=]
12…Sc6 13.Sd7
[Weitere Vereinfachungen wie 13.Sxc6 Lxc6 sind nur zielführend, wenn man durch 14.La6! wenigstens optisch etwas erreichen kann. Aber mit jedem Abtausch wird die Verteidigungsaufgabe leichter!]
13…Sxd7 14.Txd7 Sa5
[Deckung und Angriff in einem. Schwarz droht …Lc8 mit entscheidendem Zweifachangriff auf den Turm d7 und den Springer c4.]
15.Lb5
[15.Lf1!? und das Läuferpaar für das Endspiel zu reservieren, kam ebenfalls in Betracht.; Eine gewisse Analogie stellt der Zug 15.Le2 dar.]
15…a6
[Auch 15…Tfc8 hält den Laden dicht.]
16.Le2 Lc6 17.Td2
17… Lb4
[Mit 17…Sb7 hätte Schwarz die Einbruchsfelder auf der d-Linie zufriedenstellend verteidigt.]
18.Lc7
[Weiß versucht, Bauernschwächen am Damenflügel zu provozieren.]
[Ruhiger war die Besetzung der zweiten offenen Linie durch 18.Tc1!? mit weißer Initiative.]
18…b5
19.Tad1
[Die Verdopplung auf der d-Linie sollte Vincent hier nichts einbringen.]
[19.Td4 Lxc3 20.bxc3 Sb7! Wie viel ist das Läuferpaar wirklich wert in dieser Stellung? 21.c4 Tfc8 22.Lb6 bxc4 23.Txc4 Lb5 24.Txc8+ Txc8 25.Lf3 Sd6! sieht nach einer guten Auffangstellung für Schwarz aus.]
19…Tfc8
[Die schwarze Stellung ist bereits angenehmer zu spielen.]
20.Le5?!
[Die weißen Figuren werden unsanft zurückgedrängt und Schwarz übernimmt die Initiative.]
[besser war 20.Td4!? Lxc3 21.bxc3 Sb7 (21…Txc7?? 22.Td8++–) 22.Lb6 Ld5 23.e4 (=23.c4 bxc4! 24.e4 Lc6 mit Zugumstellung zu 23.e4 usw.) 23…Lc6 24.c4 bxc4= Da der e-Bauer schon auf e4 steht, hat Weiß hier c3–c4 zu schlechteren Konditionen durchgesetzt, verglichen zur Anmerkung im 19. Zug.]
20…f6!
21.Ld6?!
ist nicht gut, aber Schwarz muss eine schwierige Abtausch-Überlegung anstellen, siehe Anmerkungen zum folgenden Zug.]
[Besser 21.Lg3 Sc4 22.Td4 Le8 Der Turm c8 deckt abziehend den Springer c4. (Eher nicht 22…Sxb2?! 23.Txb4! Sxd1! 24.Lxd1! Td8 25.f3= und Weiß steht nicht schlechter.) Jetzt, da die c-Linie geräumt ist, droht Schwarz …Sxb2 Txb4 Sxd1, denn nun hinge der Springer c3, sodass dieser auf d1 anstelle des Läufers auf e2 zurückschlagen müsste. 23.Lxc4 bxc4 (Diagramm) Schwarz kann mit …e6–e5 den Läufer g3 einschnüren und dank dem c4–Bauern Druck auf den Bauern b2 entfachen.]
21…Lxc3!
[Fridman liegt mit seinem Instinkt goldrichtig.]
[21…Lxd6!? 22.Txd6 b4 23.Sb1! Lb5 24.Lxb5 axb5 Das Doppelbauern-Duo auf der b-Linie hemmt den weißen Aufbau völlig. 25.b3 Tc2 26.Txe6 h5 27.h3 Txa2 28.Te7 Ta1 29.Kh2 Kh7 30.Tdd7 Txb1 31.Txg7+! Kh8!= ist ein Remis, das Schwarz wohl eher nicht freiwillig wählt, weil es vom Weißen bestimmt wird.]
22.bxc3 Ld5!
[Die Verdopplung der weißen Türme ist ad absurdum geführt und der Konzentrationspunkt c4 ist in der Hand des Schwarzen. Weiß steht deutlich schlechter nicht trotz, sondern wegen seines Läuferpaares (Springer, Turm und Läufer schauen alle nach c4 – selbige Anweisung bitte an den Läufer d6!). Weiß muss nun stets auf eine mögliche Springergabel auf c4 achten.]
23.Lg4
[Weiß deutet e3–e4 an, wodurch der Läufer d5 überlastet wäre und die lange Diagonale verlassen müsste.]
23…Tc6?!
[Hier verliert Schwarz den Faden. Wegziehen aus der Fesselung des Bauern e6 mit Tempogewinn auf den Läufer d6 ist – traurig, aber wahr – zu primitiv.]
[Vincents Hauptidee ist die Verteidigung gegen die drohende Springergabel auf c4. 23…Sc4!? 24.Txd5 exd5 25.Le6+! ein wichtiger Zwischenzug. 25…Kh8 26.Lxc8 Txc8; Deswegen ist 23…h5! so stark. Nach 24.Lh3 ist die weiße Idee zwar immer noch e3–e4, jedoch kann ein Läufer g4 einfach nach f3 und die lange Diagonale besetzen. Der Läufer auf h3 hingegen muss sich dazu verbiegen. (Bloß nicht 24.Lxh5? , denn die Weglenkung von der h3–c8–Diagonalen käme Weiß teuer zu stehen: 24…Sc4! 25.Txd5 exd5–+ und Schwarz steht auf Gewinn.) 24…Te8 25.Txd5 exd5 26.Ld7 Te4 27.Lb4 Sc4 28.Lc6 Td8 29.Txd5 Tee8!]
24.Lb4!
[Eine Minute investiert Vincent in diesen Zug, eine Ewigkeit beim Blitz. Läufer b4 und Bauer c3 bilden größtmögliche Harmonie und lassen den Turm c6 albern aussehen. Und der Weiße hat sich hier schon eine Antwort auf den natürlichen 24. Zug von Schwarz zurechtgelegt.]
24…Sc4
[24…Sb7 mit …a6–a5–Ideen ist zu langsam: 25.e4! Auch hier geht das Heft des Handelns an den Weißen über. 25…Lxe4 26.Td7! Weiß infiltriert die 7. Reihe und steht nicht schlechter. 26…a5 27.Txb7 axb4 28.cxb4! Schwarz kann wegen seiner Grundreihenschwäche nicht gleichziehen mit … Txa2. 28…Tca6 29.Txb5 Kf7 30.h4 T8a7 Die Aktivierung des Königs im vorigen Zug sowie die Einnahme der Zweiten-Reihe-Verteidigung sind hier nützliche Mechanismen, die das Remis absichern.]
25.e4!
[Fast a tempo aufs Brett gestellt. Vincent ist back in business.]
25…Lxe4!
[Alternativlos.]
26.Td8+! Txd8! 27.Txd8+! Kf7 28.Td7+!
28… Kg6
[Schwarz hätte auch mit 28…Kg8 29.Td8+! Kf7 in die Punkteteilung einwilligen können. Will Weiß hier auf mehr spielen, müsste er ein gehöriges Verlustrisiko eingehen.]
29.Lf8
[Weiß droht Txg7+ Kh6 Tg8#, ein schönes Abzugsmatt.]
29…f5!
[Dies ist besser als 29…Kg5?! 30.Txg7+! Lg6! 31.Le2! Weiß bereitet g2–g3 nebst h2–h4 vor. 31…Tc8 32.h4+! Kxh4 33.Tg8! Planänderung. Durch den Angriff des Turms c8 auf den Läufer f8 begibt sich Weiß in eine Selbstfesselung. Das kann nur bedeuten, dass er sich auf eine Abzugsbatterie einlässt und in der Tat droht Lh6, wonach Kh2 nebst g2–g3 ein ästhethisches und zugleich unfassbar langsames Bauernmatt wäre, sodass der ungedeckte Turm c8 in der Luft rum hinge. 33…Te8! schnell eben jenen gedeckt kriegen, lautet hier die Devise. 34.Lh6! droht Kh2 und aus. 34…Se5! Schwarz verteidigt sich mit …Sg4+ Ideen 35.Tg7! Weiß erweitert seinen Plan und droht Td7, da ja der Springer e5 ans Feld g4 gebunden ist. Weiß plant diesen Turmzug nicht zum Spaß, sondern möchte sich über d4 Zutritt zum schwarzen König verschaffen. Man nimmt, was man eben kriegt. Weiß lässt hier nicht locker, z.B.: (Nun ist 35.Kh2 abgewehrt: 35…Sg4+! 36.Lxg4! Kxg4 ist mehr als okay für Schwarz.) 35…Tc8 (35…Td8 36.Lf4) 36.Td7! Tc4 37.Td6 Te4 38.Le3 Sc4 (38…f5 39.g3+ Kh3 40.Lf1+ Kg4 41.Kg2 f4 42.gxf4 Sc4 43.f3+ Kh5 44.Lxc4 Txe3 45.Lxe6+–) 39.Lxc4 Txc4 40.Txe6 f5 41.Txa6 Txc3 42.Tb6 mit großem weißen Vorteil.]
30.Txg7+ Kf6 31.Lh5!
[droht nicht nur Txh7, sondern auch immer das nervige Zwischenschach auf f7.]
31…Se5??
[Ist auf den ersten Blick logisch, da der Zug teilweise die c-Linie hin zu einem attraktiven Grundreihenmatt räumt, aber es verliert entscheidend Zeit plus es klaut dem eigenen König ein entscheidendes Fluchtfeld.]
[Richtig war, Vincents auf engstem Raum konzentrierte Figuren zu bekämpfen. Diese bleiben harmonisch genug, um Figurenverlust zu vermeiden und das Remis zu sichern: 31…Tc8!= 32.Tg8! Nun würde ein Schach des Läufers f8 einen Abzug mit Qualitätsgewinn auf c8 nach sich ziehen. Wodurch Schwarz seinen Turm mittels 32…Ta8= decken könnte. Nach 33.f4 macht der schwarze König einen unglücklichen Eindruck, aber ein Mattnetz bedarf eines finalen Schachgebots, welches ich hier nicht erkennen mag.]
32.Txh7
Vincent steht nun auf Sieg. Die Hauptdrohung ist nicht etwa der Läuferspieß Lg7 mit Springergewinn, sondern Matt in 1.]
32…Sg6
[Dieser würde um ein Haar 32…Txc3 33.Lg7+ Kg5 34.Lxe5 Tc1+ 35.Ld1 Txd1# rechtfertigen.; Jedoch ist 32…Txc3 33.Le7# Matt in 1.; bzw. 32…Txc3 33.Lg7+ Kg5 liefert nun ein Matt in 2, in einer großen Variabilität!:) (33…Ke7 34.Lxe5++–) 34.f4+ (34.h4+ Kxh4 (34…Kf4 35.Lh6#) 35.Lf6#) 34…Kxf4 (34…Kh4 35.Lf3# (35.Le2#; 35.Ld1#) ) 35.Lh6#]
33.Lg7+ Kg5
34.h4+?!
[34.g3! e5 35.h4+ Sxh4 36.gxh4+ Kxh4 37.Le8+ Kg4 38.Lxe5 f4 39.Tf7+– f3 40.Tf4++–; Ein wichtiges Detail ist das Pendel 34.Lh6+ Kf6 (Tabu hier ist 34…Kxh5 35.Le3+ Kg4 36.h3#! , das Matt erhält ein Ausrufezeichen, denn nur der Mattzug gewinnt hier für Weiß. Ander Züge verliern wohl.) 35.Lg7+ Kg5 , wodurch man durch zweifache Zug- und Stellungswiederholung seinem Gegner Zeit stehlen kann. Evtl. war dieses Motiv Anlass für Vincents folgenden Irrweg.]
34…Sxh4
35.Lh6+?
[Mit dem geopferten h-Bauern ist nun der Läufer h5 nicht mehr vergiftet. Siehe Anmerkung zu 34.Lh6+.]
[Nun hätte einzig das ruhige 35.f3! den weißen Vorteil bewahrt. Diese Zugfolge (h2–h4 als Opfer nebst f2–f3 als einigermaßen stiller Zug ist für einen Menschen jedoch eher abwegig): 35…Ld5 36.Le8+–]
35…Kxh5! 36.Ld2+ Kg4?
[36…Kg6! 37.Th6+ Kf7 38.Th7+ Kf6 39.Txh4 Td6 40.Lf4 Td1+ 41.Kh2 Ta1 mit großem schwarzen Vorteil.]
37.f3+?
[37.Tg7+! Kh5 38.g4+! (38.Tg5+?! Kh6 39.Tg4+ Kh7 40.Txh4+! Kg7 41.Lf4= ist mehr Remis als alles andere. Der Bauer c3 ist wegen der Läufergabel auf e5 tabu.) 38…fxg4 39.Tg5+ Kh6 40.Txg4+ ist eine Remis-Schaukel: 40…Kh5! (nicht 40…Kh7?? 41.Txh4+! Kg7 42.Txe4!+–) 41.Tg5+! Kh6 42.Tg4+=]
37…Lxf3?
[Falsche Wahl, gewonnen hätte: 37…Sxf3+!–+ 38.gxf3+ Kxf3 39.Th3+ Kg4–+ Schwarz hat zwei Mehrbauern, die verbunden sind und die aktiveren Figuren. Klarer Schwarzsieg.]
38.Le1?
[Letzter Ausweg für Vincent: 38.Tg7+! Kh5! 39.Tg5+! Kh6 40.Tg4+! Kh5 (40…f4 41.Lxf4+ Kh5! 42.Tg5+! Kh6 43.Tg4+ Kh5 44.Tg5+= ist dasselbe.) 41.Tg5+= erneute Remis-Schaukel]
38…Sxg2
[Dadurch hat Vincent zu großen Materialnachteil.]
39.Ld2 e5 40.Tf7 f4 41.Kf2 e4 42.Tg7+ Kf5 43.Tf7+ Tf6–+
[Nun ist Fridman durch, herzlichen Glückwunsch zum Titelgewinn!]
0–1
KÖnnte man nicht ein youtube-Video aus der Partie Keymer gegen Freidmann daraus machen? Fände ich toll!
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