Kein Begriff ist im Schach-Zusammenhang so überstrapaziert wie „Genie“. Nicht weit davon entfernt: „Wunderkind“.
Der 1911 geborene Samuel Reshevsky war eines. Als Sechsjähriger gab Klein-Sammy Simultanvorstellungen, als Elfjähriger stand seine Spielstärke der veritabler Schachprofis kaum nach.
Wir kennen Magnus Ermitsch nicht persönlich, haben ihn nie am Brett gesehen und können doch mit Sicherheit sagen: Ein Wunderkind ist er nicht. Ein großes Talent, gewiss, aber eben keine außergewöhnliche Begabung, wie es sie weltweit in jeder Generation wenige Male gibt, sodass Begriffe wie “Genie” oder “Wunderkind” gerechtfertigt wären.
Vielleicht ist es ein Fluch, dass sein Vorname nahelegt, ihm eine solche Begabung anzudichten, ihn viel zu früh mit viel zu großen Erwartungen zu belasten.
Wer die deutsche Rangliste der bis zu 11-Jährigen anschaut, findet Magnus Ermitsch ganz vorne, aber eben nicht mit weitem Abstand. Der deutsche Magnus ist eines von vielen großen Talenten, die in Deutschland heranwachsen. Im internationalen Kontext überragt keines von denen.
Noch nicht? Wir werden es sehen.
Vielleicht findet Magnus Ermitsch ja ein anderes Hobby und hört für eine Weile auf mit Schach so wie einst Samuel Reshevsky? Vielleicht steht er kurz vor einer Leistungsexplosion? Man weiß es nicht.
Der vielfach zum „Genie“ und „Wunderkind“ erklärte Vincent Keymer hat unlängst im Gespräch mit der Süddeutschen Zeitung darauf hingewiesen, wie schwierig es ist, die Leistungsentwicklung von Talenten vorherzusagen. Das gelte auch für ihn selbst, sagt Keymer. Alireza Firouzja, 16 Jahre jung und schon in den Top 30 der Welt, ist hinsichtlich Prognosen zu seiner Zukunft ebenso vorsichtig.
Diese Grafik zeigt warum:
Anish Giri, der „erst“ mit 13 die 2200 Elo überschritt, wurde doch noch ein Weltklassespieler. Sergej Karjakin, der mit 13 längst GM war und bei 2550 Elo stand, wurde auch einer, aber eben nicht mehr als das. Und Spätstarter Hikaru Nakamura, der erst mit 21 die 2700 Elo knackte, wurde trotzdem ein Top-Ten-Spieler, die Nummer zwei der Welt sogar.
Keymer (15) und Firouzja (16) stehen zu Recht im Fokus der Öffentlichkeit. Diese beiden überragenden Talente sind längst keine Kinder mehr, beide wollen ausloten, wie weit sie es im Schach bringen können, und natürlich schauen wir ihnen dabei gespannt zu, fiebern mit sogar.
Wer immer da draußen nach Magnus Ermitsch und dessen Altersgenossen googelt, ist zu früh dran. Ein Elfjähriger sollte in allererster Linie von der Begeisterung für die Sache getragen sein, Spaß haben, und das, ohne unter Beobachtung zu stehen. Einem Elfjährigen sollte auch das gesamte Spektrum der Möglichkeiten offenstehen. Vielleicht will er sich ja noch auf anderen Feldern ausprobieren als auf dem gemusterten mit den 64 Quadraten?
Ob Magnus, Hussain, Finn, Justus oder Sebastian: Wenn das Kind zum Jugendlichen herangewachsen ist, wenn die Entscheidung gefallen ist, auf die Karte Schach zu setzen (vielleicht im Rahmen einer dualen Karriereplanung?), dann darf gegoogelt werden. Und dann wird auch diese Seite genauer hinschauen, begleiten, mitfiebern.
Bis dahin gilt: Ruhig bleiben!
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