FIDE-Schatzmeister Adrian Siegel muss das Geld des Schach-Weltverbands bald in seine Matratze einnähen oder daheim im Tresor deponieren. Eine Bank, die mit ihr zusammenarbeiten will, findet die FIDE jedenfalls nicht, so lange Präsident Kirsan Iljumschinow auf der US-Sanktionsliste steht.
(Update, 12. April: Die FIDE hat jetzt Zusammenfassungen und Protokolle der entscheidenden Minuten aus drei Sitzungen ihres Präsidiums veröffentlicht. Anhand der Dokumente soll jeder nachvollziehen können, wie es zum Bruch mit Iljumschinow und zur Kandidatur Makropoulos’ kam.)
(Update, 11.April: Ein Gönner aus Katar hat der FIDE angeboten, ihre Geldgeschäfte zu erledigen, wenn sie ab dem 30. April keine Bank mehr hat. Das und mehr erklärte Interims-FIDE-Präsident und Präsidentschaftskandidat Georgios Makropoulos jetzt in einem mehr als lesenswerten Interview mit chess.com.)
Einen Aufruf des FIDE-Präsidiums zurückzutreten, lehnte Iljumschimow jetzt bei der Präsidiumssitzung in Minsk (Weißrussland) ab. Stattdessen kündigte er an, im Oktober zur Wiederwahl anzutreten. Seit Wochen schon reist Iljumschinow durch die Welt, um für seine Wiederwahl zu werben. Jetzt läuft nebenbei sein Twitter-Account auf Hochtouren, darin heißt es unter anderem, er wolle seine Werbetour noch ausweiten, “vielleicht 70 oder 80 Länder besuchen”. Auch glaubt er nicht, dass die FIDE-Konten gesperrt werden, schon gar nicht wegen ihm.
Wie isoliert der Kalmücke derweil in seiner Organisation ist, zeigt das 14:1-Votum für die Resolution (inklusive der Stimme des Ex-DSB-Präsidenten Herbert Bastian), die ihn auffordert, sein Amt niederzulegen.
Die Schweizer Bank UBS hatte der FIDE zum 28. Februar die Geschäftsbeziehung gekündigt. Der Schachverband handelte eine Fristverlängerung bis zum 30. April heraus in der Hoffnung, bis dahin die Personalie Iljumschinow geklärt zu haben. De Facto sitzt in der FIDE seit drei Jahren Vizepräsident Georgios Makropoulos am Ruder.
Andere Banken kontaktiert – vergebens
Siegel und FIDE-Geschäftsführer Nigel Freeman haben nach der UBS-Kündigung Kontakt zu mehreren anderen Banken in der Schweiz und anderswo aufgenommen. Dem Präsidium berichteten sie laut einer FIDE-Pressemitteilung nun, dass alle Geldinstitute gerne mit der FIDE zusammenarbeiten würden, aber nur, wenn Iljumschinow nicht mehr im Amt ist. In der gegenwärtigen Konstellation finde die FIDE kein Kreditinstitut.
Die finanzielle Lage der FIDE stellte Vizepräsident Georgios Makropoulos als gesund dar, eine überraschende Botschaft. Aufgrund ausbleibender Einnahmen, unter anderem von ihrer Schachvermarktungsfirma Agon, und unkontrollierten Spesen hatte die FIDE zuletzt einen rasanten finanziellen Sturzflug hingelegt, in dessen Verlauf ihre Mittel von gut 2 Millionen auf gut 300.000 Euro zusammengeschmolzen waren.
Makropolous sagte nun, man habe unnötige Kosten gestrichen und mittlerweile sogar wieder Reserven angehäuft. Zahlen veröffentlichte die FIDE anlässlich ihrer Präsidiumssitzung nicht.
Makropoulos kündigt Kandidatur an
Für die Präsidentschaftswahl Anfang Oktober kündigte Vizepräsident Makropoulos an, als Präsident zu kandidieren. Makropoulos bekleidet seit mehr als 30 Jahren Führungsämter in der FIDE. Den seit 1995 amtierenden Iljumschinow unterstützte er lange bedingungslos, rückte dann von ihm ab, als die USA ihn auf die Sanktionsliste setzten und ihm die Einreise verwehrten.
Sollte Iljumschinow seine Ankündigung, ebenfalls zu kandidieren, wahr machen, stehen schon zwei Kandidaten im Ring. Dazu könnte sich noch Exweltmeister Anatoli Karpow gesellen. Das Gerücht über dessen Kandidatur kursiert seit Monaten unwidersprochen.
[…] Die Geschichte des Schach-Weltverbandes ist seit der Amtsübernahme des Philippino Florencio Campomanes 1982 reich an schmierigen Gestalten und substanziellen Krisen. Und doch ist die jüngste Misere ohne Beispiel, wahrscheinlich ebenso existenzbedrohend wie jene, als der Schachweltverband Mitte der 90er-Jahre am Ende der Campomanes-Ära abgewirtschaftet und zerfressen von Korruption und Intrigen vor dem Aus stand. Immerhin hatte die FIDE damals noch ein Bankkonto. Das hat sie heute nicht mehr. […]
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