Unmittelbar nach Veröffentlichung der Broschüre zum DSB-Kongress ist ein Konflikt um deren Inhalt entbrannt. Im Raum steht “Manipulation der Kongressunterlagen durch die Geschäftsstelle”.
Seitdem der Schachbund 2015 das pdf-Format entdeckt hat, werden die Kongressunterlagen 14 Tage vor dem Kongress im Internet veröffentlicht. 270 Seiten gilt es in diesem Jahr zu studieren. Recht weit vorne steht traditionell der Bericht des Präsidiums. Wer die Unterlagen vergangener Jahre kennt, der weiß, dass dort neben einer Dokumentation des geleisteten Pensums stets das eine oder andere Dankeschön an besonders engagierte Mitstreiter zu finden ist.
Neu in einem solchen Bericht ist das Austeilen gegen Leute, deren Wirken der Präsident als störend oder kontraproduktiv empfunden hat. Das beginnt mit Kommentatoren im Internet (“wenig hilfreich”), geht über die Internet-Agentur für die neue Website (“Termine nicht eingehalten”), den DSJ-Vertreter im Präsidium (“lehnt Diskussion ab”) bis zur Schachjugend insgesamt (“wünscht kein vom Präsidium akzeptiertes Konzept”).
Vizepräsident Boris Bruhn setzt in seinem Bericht dieses Zuckerbrot-Peitsche-Prinzip fort. Ihm haben besonders zwei Leute die Arbeit schwer gemacht: Der unlängst schon im Schach-Interview von Krause öffentlich angezählte Öffentlichkeitsreferent (“kaum Aktivität”) sowie besagte Internet-Agentur (“viel ehren- und hauptamtliche Zeit verlorengegangen”).
“Redaktioneller Fehler” oder “Manipulation”?
Auf der Seite des Guten ist dagegen Vizepräsidentin Olga Birkholz angekommen. “Kein Teamplayer” hatte Krause über sie im November noch öffentlich notiert (Seite 22). Neun Monate später hat sie sich zum “ausgesprochen aktiven Präsidiumsmitglied” gewandelt.
Wer bis Seite 157 blättert, findet die Anträge, darunter zwei, Boris Bruhn abzuwählen. Die sahen in der ersten Version der Kongressbroschüre so aus:
Aus zwei gleichlautenden Anträgen zweier Landesverbände mit tausenden Mitgliedern war ein Antrag zweier Einzelpersonen geworden. Die umgehende Entschuldigung des DSB-Geschäftsführers Marcus Fenner für den „redaktionellen Fehler“ hält Jörg Tenninger, Vizepräsident in Niedersachsen, angesichts von jeweils vier Änderungen in beiden Anträgen „für nicht ausreichend“. Er fragt sich, „ob hier wirklich nur ein redaktioneller Fehler oder eine bewusste Manipulation vorliegt“.
Springer statt Schmidt: Ablösung an der AKLV-Spitze
Fenner weist Tenningers Andeutung, es könne sich um eine Manipulation handeln, “mit Nachdruck zurück”. Tenninger fordert vom DSB, die Änderungen zu dokumentieren, damit sich die Delegierten selbst ein Urteil bilden können.
Dem E-Mail-Verkehr zur Sache, der dieser Seite vorliegt, lässt sich entnehmen, dass der DSB ursprünglich zu Beginn der Woche eine neue Broschüre verteilen wollte, in der beide Anträge im Original enthalten sind. Das rief Sachsens Schachpräsident André Martin auf den Plan. Er bat die DSB-Führung zu prüfen, „ob der Bundeskongress nach der möglicherweise erfolgten Manipulation der Kongressunterlagen durch die Geschäftsstelle überhaupt noch durchgeführt werden kann“. Ein Hochladen der korrekten Broschüre am Montag, 10. August, würde die vorgegebene 14-Tage-Frist bis zum Kongress am 22. August verletzen. Wenige Stunden nach Martins Mail erschien auf der DSB-Kongress-Seite im Internet die neue Broschüre mit den beiden Originalanträgen.
Ein Personalwechsel ohne Abwahlantrag zeichnet sich im Arbeitskreis der Landesverbände ab. Dessen Sprecher Carsten Schmidt war zuletzt in die Kritik einiger Mitstreiter geraten. Da Schmidt dem Vernehmen nach Ende August sein Amt als Präsident des Berliner Schachverbands aufgeben will, wird er sich auch aus dem AKLV zurückziehen. Als wahrscheinlichster Nachfolger wird Guido Springer gehandelt, Schachpräsident in Mecklenburg-Vorpommern. Springer hat gegenüber seinen Kollegen aus den Ländern schon seine Bereitschaft bekundet.
«Die umgehende Entschuldigung des DSB-Geschäftsführers Marcus Fenner für den „redaktionellen Fehler“ hält Jörg Tenninger, Vizepräsident in Niedersachsen, angesichts von jeweils vier Änderungen in beiden Anträgen „für nicht ausreichend“. Er fragt sich, „ob hier wirklich nur ein redaktioneller Fehler oder eine bewusste Manipulation vorliegt“.»
Mausgerutscht…
Sind die Gründe für die Abwahlanträge bekannt? Was genau hat sich Herr Bruhn zuschulden kommen lassen?
Aha, erst kritisiert diese Seite den DSB, dass die neue Webseite nicht fertig wird. Dann kritisiert sie den DSB für die Nennung des Grundes. Muss ich das verstehen?
[…] er die Kongressbroschüre studiert hatte, in der sich ausgerechnet in die DSJ-Anträge ein weiterer „redaktioneller Fehler“ der DSB-Geschäftsstelle eingeschlichen hatte. Aber auch nach Studium der DSJ-Original-Anträge […]
[…] jemals einen Beitrag von Boris Bruhn gesehen hat, in einer Kongressbroschüre etwa, der weiß, dass Bruhn die neueste Einladung nie und nimmer geschrieben hat (vielleicht hat er […]
[…] lässt die neue Broschüre vermuten, dass das Verhindern unliebsamer Anträge mit redaktionellen Bearbeitungen und juristischen Winkelzügen nicht als Prinzip etabliert werden, sondern ein Ausrutscher gewesen […]
Vielen Dank an alle beteiligten die an der Kongressbroschüre gearbeitet haben. Sie ist Klasse wie immer und übersichtlich erstellt. Die Gelegenheit möchte ich nutzen zu mahnen den Schachsport nicht zu Spalten DSB/DSJ. Der jetzige Zoff ist eine Momentaufnahme in einer Historie und spätere Verantwortliche werden es ausbaden müssen.Eine Spaltung kann eine dauer Baustelle werden.Dann lieber Tabula rasa und neu Aufbauen nach dem angekündigten Rücktritt der DSJ verantwortlichen bei einem scheitern in der Versammlung. Eine angestrebte Trennung kann doch nicht mit einer Erpressung anfangen. Wenn die Damen u. Herren damit durchkommen wird es nicht bei der jetzigen Erpressung bleiben.Hier möchte ich… Weiterlesen »
Wieder mal ein Sturm im Wasserglas. Was gab es an der ursprünglichen Formulierung zu beanstanden? Dass hier nicht zwei “Privatpersonen” einen Antrag stellen, sondern die Vertreter zweier Landesverbände, ging aus dem Klammerzusatz (“Präsident …”) unzweifelhaft hervor. Tenningers Bemerkung, die erst nach der Entschuldigung für den redaktionellen Fehler erfolgte, ist schlicht ehrabschneidend. Langer und Pfennig halte ich für eitle Selbstdarsteller, die sich seit langem im Krause-Bashing gefallen. Dass der Antrag ohne Begründung vorgebracht wird, ist zumindest miserabler Stil. Im übrigen ist der Antrag auf Ergänzung der Tagesordnung unzulässig. Die DSB-Satzung sieht eine Möglichkeit, nach Einberufung des Kongresses neue Beschlussangelegenheiten auf die… Weiterlesen »