Vereine, bitte melden!

Mittlerweile ist es fast ein Jahr her, dass auf dieser Seite in großen Lettern stand: “Den Boom einfangen, bitte“. Nun, endlich, ist dieses Einfangen auch offiziell gewollt, und an der vordersten Schachfront, bei den Vereinen, sollen die Dinge so aufgestellt werden, dass das Einfangen gelingt. Der Schachbund lädt an diesem Sonntag zu seiner ersten virtuellen Vereinskonferenz, die Vereinen Impulse geben und Methoden vermitteln soll, sich für potenzielle Mitglieder attraktiv zu machen. Zur Anmeldung geht’s hier.

Leider hat niemand in der Schachverwaltung das vergangene Jahr genutzt, um sicherzustellen, dass die Einladung zu einer solchen Konferenz alle Vereine erreicht, insbesondere die, die es brauchen könnten.

Selbst bei den Vereinen unter den 70 Prozent, die die E-Mail aus Berlin bekommen haben, mögen die Weiterleitungsmechanismen im Pandemiejahr eingerostet sein. Beim SC Überlingen etwa war das der Fall, die Mail ist beim Empfänger hängengeblieben. Nun steht zu befürchten, dass sich in der Konferenz am Sonntag diejenigen tollen Vereine versammeln, die längst den Kurs gewechselt haben, während diejenigen, die Impulse und Ideen bräuchten, von der Konferenz nichts wissen.

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Darum an dieser Stelle noch einmal für alle, die dieses lesen und einem Verein verbunden sind: Zur Anmeldung geht es hier. Bitte weitersagen!

Wer den Link klickt, findet auch die erste (?) erkennbare Intervention der professionellen Helfer, deren Dienstleistung einzukaufen Ullrich Krause angekündigt hat. Nach den Desasterjahren 2019/20 ist ja 2021 wieder Wahl, da kann ein wenig Hilfe nicht schaden. Und wenn wir die Freistil-Zeichensetzung an der einen oder anderen Stelle der Einladung ignorieren, sehen wir auf einmal professionelles Handwerk in einer Qualität, die in der fast 150-jährigen Geschichte unseres Schachbunds wahrscheinlich einmalig ist.

Das beginnt beim Textdesign und setzt sich fort bei dem, was drinsteht und dessen Stil und Attitüde. Kaum zu glauben, dass zwischen dieser Wand hölzern geschwurbelter Ungereimtheiten und der pfiffigen Einladung für dieses Wochenende nur vier Monate liegen.

Ein Jahr ohne Desaster wäre schon prima

Wer jemals einen Beitrag von Boris Bruhn gesehen hat, in einer Kongressbroschüre etwa, der weiß, dass Bruhn die neueste Einladung nie und nimmer geschrieben hat (vielleicht hat er bei der Zeichensetzung geholfen). Allemal tat er drei Monate vor der Wahl gut daran, sie zu unterzeichnen. Viel mehr vorzuzeigen hat Bruhn ja nicht, seitdem er sich mit den bekannten Folgen die Zuständigkeit für Öffentlichkeitsarbeit (und für alles andere) von Marcus Fenner hat wegnehmen lassen.

“Idee”! “Vision”! “Spaß”!

Solche Begriffe sind in Mitteilungen unserer Schachverwaltung derart neu, der Kontrast zu allem, was zuletzt war, ist derart krass, das ist kaum zu fassen. Beobachter, die in den vergangenen zwei Jahren mal entsetzt, mal peinlich berührt waren, müssen sich erst einmal vergegenwärtigen, dass hinter dieser eingekauften Einladung zum Aufbruch immer noch dieselben Leute stehen, die abseits der Pflege ihrer Ordnungen und Satzungen keinerlei Interesse für irgendetwas, das mit Ideen und Spaß und Attraktivität zu tun hat, erkennen lassen. Am Bodensee wären wir im Sinne unseres Spiels und unseres Sports schon dankbar für ein Jahr ohne hausgemachtes Desaster.

Wer sich die von Spaltung, Grabenmentalität und Gestaltungsfeindlichkeit geprägte jüngere Vergangenheit vergegenwärtigt, der entdeckt eine weitere, ungeahnte Qualität in der Profi-Einladung zur Vereinskonferenz: Sie ist komisch. “Wir unterstützen beim Umdenken!” “Beim Schaffen neuer Angebote!” “Wir übernehmen Verantwortung, dass die Diskussion geführt wird!” “Dass Vereine Unterstützung bekommen!”

Hihi, ist klar.

Doch nicht zu viel versprochen: Da ist er schon, der Spaß. Jetzt sind wir gespannt auf die Ideen und die Visionen. Und, am wichtigsten, darauf, ob es gelingt, sie in Attitüde und Handlungen zu übersetzen anstatt in die üblichen Konzeptpapiere für die Schublade.

Titelfoto via Niedersächsischer Schachverband

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Daniel Hendrich
Daniel Hendrich
3 Jahre zuvor

Billige Polemik! Mehr haben Sie halt echt nicht drauf.

acepoint
acepoint
3 Jahre zuvor

«Leider hat niemand in der Schachverwaltung das vergangene Jahr genutzt, um sicherzustellen, dass die Einladung zu einer solchen Konferenz alle Vereine erreicht…»

Stimmt, wir haben wohl auch nix bekommen. Und hätte Dein Beitrag hier nicht gestanden, wäre es an mir vorbeigegangen. Für mich nun leider zu kurzfristig, aber vielleicht ist ein anderer unseres Vereins dabei.

Immerhin habe ich jetzt auch einen RSS-Feed auf der Webseite des DSB entdeckt, für mich immer noch die einfachste und beste Methode, der grundsätzlichen Informationsflut etwas Herr zu werden.

Last edited 3 Jahre zuvor by acepoint