Beim Grand Prix in Hamburg ist schon vor Beginn des Turniers die Zeitnot ausgebrochen. In sechs Wochen soll es losgehen, Anfang November, aber die Organisation ist von so vielen Querelen begleitet, dass die Veranstaltung immer noch nicht eingetütet ist. Während die Funktionäre um Zimmer und Kontingente feilschen, beschweren sich schon die ersten Spieler, weil sie planen wollen und dafür Verlässlichkeit brauchen. Besucher des Turniers, die sich gerne ein Ticket sichern würden, gucken derweil in die Röhre.
Bis vor ein paar Tagen galt der „Kuhstall“ als wahrscheinlichste Veranstaltungsstätte, ein Etablissement an der Reeperbahn, das sich selbst als „Party Location“ bezeichnet. Das scheint nun vom Tisch zu sein. Stattdessen wird aller Voraussicht nach die Elbphilharmonie zum Schauplatz des Grand Prix, dessen Teilnehmer um einen Platz im Kandidatenturnier 2020 in Jekaterinenburg streiten.
Nicht der Saal der Elbphilharmonie steht zur Debatte, der ist auf Jahre hinaus ausgebucht, aber im „The Westin“ ist noch ein wenig Platz, dem Hotel in der Elbphilharmonie. Dort stehen mehrere Tagungsräume und etwas mehr als 600 Quadratmeter Veranstaltungsfläche zur Disposition. Viel ist das nicht, aber könnte reichen. Gebucht und beschlossen ist nach Informationen dieser Seite noch nichts, aber es zeichne sich ab, dass es darauf hinausläuft, heißt es.
Und es wird ja auch Zeit. Jetzt noch einmal umdisponieren?
In Zeitnot geschlittert ist Veranstalter WorldChess/Agon ausnahmsweise kaum wegen eigener Unfähigkeit, sondern wegen der vielen Nebenkriegsschauplätze. Da ist zum Beispiel des Schachweltmeisters Firma chess24. Die sitzt auch in Hamburg, wird die Partien des Grand Prix übertragen, am liebsten vom Schauplatz aus. Nur ist chess24 als Folge von Streitigkeiten um Übertragungsrechte dem Veranstalter in herzlicher Abneigung verbunden.
Sogar ChessBase ist mittendrin, obwohl dieses Unternehmen Auseinandersetzungen prinzipiell aus dem Weg geht. Aber ChessBase sitzt nun einmal auch in Hamburg, und wenn dort internationales Weltklasseschach gespielt wird, will ChessBase ebenfalls übertragen und anwesend sein, um auf der eigenen Schachplattform eine deutschsprachige Grand-Prix-Show zu zeigen. Und irgendwo wird auch der Fernsehsender Eurosport seine Kameras aufbauen wollen, um Weltklasseschach TV-tauglich zu verpacken.
Nicht nur die Veranstaltungsfläche ist limitiert, auch die Zahl der Suiten und Zimmer in einem Hotel, das für eine reguläre Otto-Normal-Übernachtung 180 Euro aufruft. Bevor den Spielern Zimmer zugewiesen werden, muss erst einmal sichergestellt sein, dass alle Funktionäre unterkommen. Und wahrscheinlich gibt es ein Budget, in das das alles passen muss, und das wird nicht endlos dehnbar sein. Die neue FIDE hat nach den Desastern der Vergangenheit Agon an die kurze Leine genommen.
Der DSB und die VIP-Armbändchen
Wo es drunter und drüber geht, darf der DSB nicht fehlen. Der ist nach internationaler Wahrnehmung zwar nicht relevant und versucht auch nicht, das zu ändern, aber wenn schon Grand Prix in Deutschland ist, dann bricht beim deutschen Verband dennoch eifrige Geschäftigkeit aus. Nicht weil es dort Schach zu sehen gäbe, sondern weil sich in einem solchen Rahmen wunderbar Funktionärseitelkeiten pflegen lassen. Nur muss man halt erst einmal reingelassen werden. Und dafür gilt es, artig bitte, bitte zu sagen, wenn man sonst nichts zu sagen hat.
Am liebsten würde der DSB seinen Hauptausschuss am Rande des Grand Prix veranstalten. Und es wäre ja toll, wenn jeder, der dort herumsitzt, ein VIP sein könnte. Noch toller wäre es, wenn jeder, der dort herumsitzt, jemanden mitbringen könnte, der dann automatisch auch VIP ist.
Und so kreist die umfangreiche elektronische Korrespondenz zwischen DSB, WorldChess und FIDE seit Wochen in erster Linie um die Zahl von VIP-Bändchen fürs Handgelenk. Wie es gehen könnte, dass der DSB international für voll genommen wird, wie sich das Schach gemeinsam mit dem Weltverband in Deutschland anschieben ließe, steht nicht zur Debatte. Die “offene Deutsche Meisterschaft” am Rande des GrandPrix, eine Idee, mit der Ullrich Krause gespielt hatte, ist vom Tisch.
Der Grand Prix in Hamburg ist gleichwohl, wieder einmal, eine Chance für das deutsche Schach und seine Verantwortlichen, vor und hinter den Kulissen Lebenszeichen auszusenden, veritable Kontakte zu knüpfen und daraus etwas zu machen. Die Ouvertüre verlief in diesem Sinne eher ernüchternd. Seien wir gespannt.
Laut Hamburger Abendblatt von gestern soll im Störtebeker-Haus gespielt werden (siehe https://www.abendblatt.de/sport/article227139357/Weltelite-des-Schachs-spielt-in-Hamburg-um-130-000-US-Dollar.html).
[…] Der Grand Prix in Hamburg wird nach Informationen dieser Seite vom 5. bis 17. November im Theater Kehrwieder ausgespielt, eines von vier Turnieren, bei denen 16 Weltklassegroßmeister um zwei Plätze im Kandidatenturnier streiten. Übernachten werden Spieler und Offizielle im benachbarten Hotel in der Elbphilharmonie, das diese Seite vor zwei Tagen als wahrscheinlichen Spielort verkündet hat. […]
[…] besser bekannt unter dem Namen „Agon“. Weil WorldChess in den Wochen vor der Veranstaltung in arge Zeitnot geraten war, erklärte Arkadi Dvorkovich einmal mehr öffentlich, er wolle dieser Firma nun ganz […]
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