Weltklasse!

Sie war “nur” die Nachrückerin und als nominelle Nummer elf im Feld der zwölf Weltklassespielerinnen alles andere als eine Favoritin. Aber Elisabeth Pähtz hat beim Grand Prix in Skolkovo gezeigt, dass sie in der Weltklasse mitspielen kann. Am Ende stand nur eine Niederlage (gegen Turniersiegerin Humpy Koneru) und ein mehr als solides plus-eins-Ergebnis. Das bedeutete einen geteilten fünften Platz, plus elf Elo-Punkte und obendrein ein schönes vierstelliges Preisgeld.

“Ich will mehr davon”: Direkt nach dem Turnier bedankte sich Elisabeth per Facebook bei allen, die sie unterstützt und ihr geholfen hatten. Und sie ließ wissen, dass sie nun Blut geleckt hat. (Alle Fotos: David Llada/offizielle Turnierseite)

Dass Elisabeth nicht als Touristin nach Russland gekommen war, zeigte sich schon in der zweiten Runde. Ihr gegenüber saß Aleksandra Goryachkina (20), zweifache russische Meisterin, zweifache U20-Weltmeisterin, Elo 2564, die erst im Juni mit 9,5/14 durch das Kandidatenturnier gepflügt war und demnächst ein WM-Match gegen Weltmeisterin Ju Wenjun spielen wird. Mit den schwarzen Steinen eine der unangenehmsten Aufgaben, die es im Frauenschach gibt. 

Eine der unangenehmsten Aufgaben, die es im Frauenschach gibt: Schwarz gegen die unerbittliche Aleksandra Goryachkina.

Goryachkina spielte Slawisch-Abtausch, aber im Gewinnsinne. Zwar war die Struktur statisch und symmetrisch, aber der Russin gehörte bald die c-Linie, und sie baute Druck auf, der stundenlang anhielt. Pähtz hielt stand, sie ließ ebensowenig nach wie ihre unermüdlich drückende Gegnerin, bis im Turmendspiel der Moment gekommen war, aktiv zu verteidigen. Diese Gelegenheit nutzte die Deutsche und steuerte die Partie sicher in den Remishafen, auch wenn Goryachkina noch für weitere 40 Züge vergeblich dem vollen Punkt nachlief.

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43…e5! Soll sich Weiß ruhig auf f7 bedienen. Der schwarze König dringt dann am weißen Damenflügel ein und sichert Schwarz genug Gegenspiel.

In Runde 5 saß ihr dann die Weltmeisterin gegenüber, Ju Wenjun, Elo 2576. Wie Elisabeth das Remis gegen die Chinesin schmeckte, beschreibt dieses Bild besser, als Worte es könnten:

Remis gegen die Weltmeisterin, so ein Ärger.

In Runde 6 wollte sie es nun endlich wissen. Gegen Valentina Gunina schraubte Pähtz mit einem Qualitätsopfer gegen einen in der Mitte festgenagelten König das Risiko hoch. Im Angriffswirbel der Deutschen fand Gunina nicht die besten Lösungen, was zu einer hübschen, kleinen Taktik führte, die die Partie entschied:

Es sollte dann doch noch eine Niederlage setzen, in Runde 8 nämlich, als sich Pähtz ein schwieriges Endspiel gegen die spätere Turniersiegerin Humpy Kuneru (Indien, Elo 2560) einhandelte, sich lange wehrte, aber letztlich doch den Kürzeren zog. Aber mit einem geduldig-souverän herausgespielten Sieg in der Schlussrunde stellte Pähtz sicher, das Turnier im Plus zu beenden.

Routinier Humpy Kuneru siegte vor den beiden Damen, die Anfang 2020 um den WM-Titel und eine halbe Million Dollar spielen werden. (Screenshot: offizielle Website)
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