Online-Schach kann als gemeinnützig gelten. Das hat jetzt die Bundesregierung auf eine Kleine Anfrage der AfD-Fraktion mitgeteilt. Die Abgeordneten wollten wissen, ob die Bundesregierung Schach in seiner digitalen Form für einen förderwürdigen E-Sport respektive ein förderwürdiges Spiel hält.
Hintergrund der Anfrage ist das Streben des E-Sports und Gamings nach Gemeinnützigkeit. Während der DOSB sich in dieser Hinsicht eher verschließt, findet das Ansinnen in der Politik mehr und mehr Fürsprecher. Wir haben darüber einst mit dem Schachspieler und E-Sportler Paul Meyer-Dunker gesprochen:
Zwischenzeitlich hat die Bundesregierung im Koalitionsvertrag festgelegt, “den Games-Standort Deutschland zu stärken und die Förderung zu verstetigen” – E-Sport soll gemeinnützig werden. Im Haushaltsentwurf 2023 sind 48,8 Millionen Euro zur „Förderung der Computerspielentwicklung auf Bundesebene und Umsetzung der Strategie für den Games-Standort Deutschland“ vorgesehen.
Geld, das auch Online-Schachspielern zugute kommen kann? Würde sich ein Online-Schachclub gründen, würde eine Online-Schachcommunity einen Verein gründen, wäre das förderwürdig?
Auf diese Fragen gibt die Bundesregierung jetzt eine Antwort: „Das Spielen von Online-Schach fällt auch unter den Begriff des Schachs nach § 52 Absatz 2 Nummer 21 der Abgabenordnung. Die Förderung kann damit gemeinnützig sein“, heißt es. Der Status der Gemeinnützigkeit einer Organisation müsse jedoch im Einzelfall geprüft werden. Die Entscheidung liege nach der deutschen Finanzverfassung beim örtlich zuständigen Finanzamt.
Offenbar sieht die Bundesregierung Online-Schach als Teil des Komplexes Online-Gaming. Es falle „grundsätzlich“ unter die Dimension „interaktive elektronische Werke, die auf einer Spielidee beruhen“, wie es in der Förderrichtlinie „Computerspieleförderung des Bundes“ definiert sei.
Die Kleine Anfrage der AfD-Fraktion geht auf eine Initiative deren digitalpolitischer Sprecherin Joana Cotar zurück. Sie findet, dass Online-Schach und E-Sport zusammengehören und gleichermaßen gefördert werden sollten. Cotar sieht darin eine Chance, “das Bewusstsein für die Digitalisierung in der Breite der Bevölkerung zu stärken und junge Leute an Vereinsstrukturen heranzuführen”.
Bemerkenswert, wie ausgeprägt die in D üblichen Pawlowschen Reflexe sogar beim Thema Schach auftreten. Normale und sinnvolle parlamentarische Arbeit wird umgehend infrage gestellt, sofern sie von der AfD kommt.
Und falls morgen herauskommen sollte, dass die Schwefelpartei sogar die Grundrechenarten anwendet, wird man sie wohl übermorgen abschaffen.
Schach ist sozusagen ganz früher “E-Sport”, vergleiche :
-> https://en.wikipedia.org/wiki/Internet_chess_server
Schach wurde wohl auch mal, ähnlich wie Poker,. in den Achtzigern (des letzten Jahrhunderts >:-> ) per E-Mail gespielt, bevor es HTML und HTTP gab, sicherlich erst von einigen Enthusiasten, doch chess.com war dann irgendwann so um 1997 herum “Standard”, weil das System stabil, halbwegs stabil, lief.
Vielen Dank für diesen Text!
Mit freundlichen Grüßen
Ludger Keitlinghaus (der sich ein wenig, a bisserl nur, über den Vorstoß ausgerechnet der AfD amüsiert)
An der Diskussion über die AfD möchte ich mich nicht beteiligen. Ich lehne diese Partei auf tiefstem Herzen ab, gebe aber auch dieser Partei das Recht zu parlamentarischer Arbeit, wenn sie nun einmal in einem Parlament sitzt. Zur Sache ohne Betrachtung derer, die diese Sache auf die Tagesordnung gebracht haben: Ich finde es Quatsch. Gemeinnützig sind herkömmlicher (Bewegungs-)Sport und Schach, weil sie Körper und Geist gesund erhalten und weil sie oftmals darüber hinaus das gesellschaftliche Miteinander stärken. Das tun sie hauptsächlich in Vereinen. Diese würde ich fördern, diese haben eine wirklich wichtige Funktion. Alleine joggen oder anonym Online-Schach spielen haben… Weiterlesen »
Bei dem Thema stellt sich die Frage der Relevanz: wer könnte überhaupt von der Gemeinnützigkeit profitieren?
Traditionelle Schachvereine, die ihren Mitgliedern zusätzlich zum Präsenzangebot auch ein Online-Angebot bieten, gehören nicht dazu! Sie sind grundsätzlich ohnehin schon gemeinnützig. Blieben also reine Online-Vereine und da stellt sich die Frage, ob diese sich in nennenswerter Weise etablieren werden. Sicherlich gibt es eine große Anzahl von reinen Online-Schachspielern. Ich habe allerdings meine Zweifel, ob die Lust auf Vereinsstrukturen haben…
Um eine Grundlage für eine inhaltliche Diskussion zu haben, empfehle ich zuerst das Studium des Gutachten von Prof. Fischer, das er im Auftrag des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB) erstellt hat. Auch die Beschlüsse des DOSB, im Internet zu finden, sind beachtenswert.
https://cdn.dosb.de/user_upload/www.dosb.de/uber_uns/eSport/Gutachten_eSport.pdf
Zuhause ist es am schönsten und Autark.
Gemeinnütziges kann ich darin nicht erkennen.
[…] Geld vom Staat für Online-Schach? […]
Ich habe die AfD nicht gewählt, finde es aber befremdlich, wie viele auf der Partei herumhacken.
Was machen die anderen Parteien? Der Euro ist auf Sinkflug gegenüber dem Dollar, russisches Flüssiggas wird über China importiert, Nord Stream 2 hingegen muss geschlossen bleiben! Über die ukrainischen Transit Pipelines wird weiterhin Gas importiert.
Putin erwägt einen Gas-Hub in der Türkei, sodass wir in Zukunft nicht nur von Russland, sondern auch von der Türkei abhängig sind.
Man sollte sich vielmehr fragen, warum von den anderen Parteien keine vernünftigen Anfragen kommen oder warum sie keine europäischen Interessen vertreten.
Sehr schade irgendwie, dass die AfD diese Anfrage gestellt hat.
Frau Cotar gehört zum vernünftigen “Flügel” in der AfD.
Muss man die AfD auch noch aufwerten indem man über ihre parlamentarischen Aktivitäten berichtet?