Schachgipfel: Vincent Keymer gewinnt das “Masters” vor Frederik Svane

Schulterschluss von Spitzen- und Vereinsschach, Begegnung von Spielern und Funktionären. Der Schachgipfel ist das große, zentrale Fest des deutschen Schachs mit 700 Spielerinnen und Spielern (plus Schiedsrichter, Organisatoren, Funktionäre), die sich anno 2022 im Maritim-Hotel in Magdeburg versammeln. An dieser Stelle begleiten wir episodenhaft vor allem das “Masters” mit Keymer, Kollars, Huschenbeth & Co. und die Grand-Prix-Qualifikation mit Heinemann, Wagner, Schneider, gucken aber auch über den Tellerrand des Spitzenschachs hinaus.

https://youtu.be/zg3bseJPsJ4
Schach, der einzige Sport, der im Sportradio Deutschland ein wöchentliches Format hat: jeden Samstag ab 9.30 Uhr. Am 20. August ging es fast ausschließlich um den Schachgipfel.

Wer bewegte Bilder vom Gipfel sehen möchte: Schachdeutschland TV überträgt. Wer mehr wissen möchte, findet auf der Website des Schachgipfels alle Infos.

Endstand via chess24
Ergebnisse der neunten Runde via chess-results.com

|| 24. August

Frederik Svane gegen Vincent Keymer, der Showdown beim “Masters”.

Die Entscheidungspartie (live)

Klick auf einen Zug öffnet das Diagramm zum Nachspielen!

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Botschafter!

■ Bevor dieser Ticker geschlossen wird, müssen wir noch den Spielern des “Masters” ein Kompliment zollen. Es ist ja noch gar nicht lange her, da war es nach Ende der Partien offen, ob sich überhaupt ein Spieler vor die Kamera bewegt. Und es ist auch noch nicht lange her, da vertrat der Bundestrainer den Standpunkt, Schachprofis müssten ausschließlich am Schach arbeiten, alles andere sei nicht Teil ihrer Stellenbeschreibung. Diese fatale Attitüde hat der neue Teamcaptain bei der Olympiade korrigiert. Die Spieler müssten fürs Publikum sichtbar und greifbar sein, hat Jan Gustafsson zumindest auf YouTube erklärt, wahrscheinlich hat er es seinen Jungs auch von Angesicht zu Angesicht verklickert. Nicht nur die Nationalspieler haben in dieser Hinsicht in Magdeburg einen fantastischen Job gemacht, sonder alle Beteiligten. Die Spieler des “Masters” standen bereitwillig Rede und Antwort, haben die Partien erklärt und manchen Einblick in ihre Turnierstrategie, sogar in ihr Seelenleben gewährt. Und sie alle gaben sich freundlich, eloquent, nahbar – beste Botschafter unseres Sports. Danke (nicht nur vom Bodensee)!

|| 23. August

Svane vs. Keymer: Showdown!

■ Entscheidung vertagt. Hätte Frederik Svane in der achten Runde seine Schwarzpartie gegen Dmitrij Kollars verloren, Vincent Keymer wäre vorzeitig Master gewesen. Und es sah tatsächlich nicht gut aus für Svane, dessen Bauern in der Gegend hingen, genüsslich beäugt von den Kollarschen Kräften. Umso mehr war ein weiteres Monument der Stärke des 18-Jährigen, was dann passierte: Svane hielt! Damit hat sich der Lübecker Jungprofi ein Endspiel um den Turniersieg erkämpft. Morgen ein Sieg gegen Vincent Keymer, und Frederik Svane steht auf Platz eins vor der versammelten deutschen Spitze – was eine ähnliche Überraschung wäre wie der Sieg von Luis Engel im vergangenen Jahr.

Damit Vincent Keymer nicht davonzieht, brauchte Frederik Svane in der siebten Runde einen vollen Punkt. Das Problem: Mit Daniel Fridman saß ihm ein erfahrener Großmeister aus der 2600-Klasse gegenüber. Der 18-Jährige löste dieses Problem mit einem Knalleffekt.

Gala

■ Was bei der Bermuda-Party passiert, bleibt bei der Bermuda-Party. Dieses Prinzip von der Schacholympiade gilt weiterhin. Viel mehr als ein paar Bilder von notorischen Selfiejägern, die Magnus Carlsen belästigten, und eine süffisante Andeutung von Elisabeth Pähtz drang von der Bermuda-Party 2022 nicht nach außen.

Wer mit wem? Wir wissen es nicht und werden dem auch nicht nachgehen.

Eingeweihte nennen die Bermuda-Party bei der Schacholympiade das “B-Turnier”.

Sicher ist: Bei der Bermuda-Party machen sie so lange, wie sie wollen, und das führt dazu, dass manches Partybiest am Ende kaum nach Hause findet – bzw. ins Hotelzimmer des oder der Auserkorenen. Bei einer Party in der Obhut der deutschen Schachverwaltung sind derartige Exzesse natürlich ausgeschlossen. In Magdeburg wurde, moderiert von Niclas Huschenbeth, ordnungsgemäß das Programm der Galaordnung Punkt für Punkt abgespult und nach drei Stunden der Abend “offiziell beendet“. Gleich zu Beginn enstand ein wunderbares Lichtbild, das eine Reihe Nationalspieler inklusive Coach und Gattin in trauter Neunsamkeit beim Konsum alkoholfreier Getränke und in Erwartung der Buffeteröffnung zeigt.

Gala-Abend in Magdeburg: Ob es im Verlauf der Nacht auf dem Tisch so karg geblieben ist? Wir wissen es nicht. | Foto: Deutscher Schachbund

#schachgipfel

■ Das ging schnell! Vorgestern stand hier (nicht zum ersten Mal) die Frage, warum nicht der Hashtag #schachgipfel Teil des Schachfernsehprogramms ist, warum das Schachfernsehen isoliert vor sich hinsendet, anstatt Teil eines Gesamtpakets zu sein. Und siehe da: Schon gestern tauchte besagter Hashtag im Bild auf. Jetzt, bitte, nicht stehenbleiben, sondern den nächsten Schritt machen: das Publikum anregen, diesen Hashtag zu benutzen. Der eine oder andere macht es schon von sich aus:

https://twitter.com/Locke1693/status/1561391701519892480

Neu sortiert

Marcus Fenner steht jetzt auch formal über den Dingen. | Foto: Deutscher Schachbund

■ Meistens, aber nicht immer stand ein Brett in der Mitte, wenn in Magdeburg Menschen an Tischen einander gegenübersaßen. Als sich die Angestellten des DSB und ihr Präsident jetzt hinter verschlossene Türen zurückzogen, ging es durchaus um Strategie, aber anders und ohne Brett: Die Aufgaben beim DSB sollten so neu sortiert werden, dass jeder macht, was er am besten kann, und dass keiner in Versuchung gerät, anderen störend reinzufunken. Diese Neusortierung führte dazu, dass Anja Gering jetzt die neue Chefin des DSB-Teams ist. Ihr Vorgänger, Marcus Fenner, ist von der Mühsal des Tagesgeschäfts befreit. Er arbeitet jetzt konzeptionell, strategisch und repräsentativ.

Keine Norm für Kölle

■ Die beiden Außenseiter im Feld, Jonas Rosner und Tobias Kölle, haben längst gezeigt, dass sie weit mehr sind als Punktelieferanten. Mit dem Ausgang des Turniers hat Kölle trotzdem nichts mehr zu tun – und leider auch nicht mit einer IM-Norm. Zwar segelt der Schüler mit seiner 2550-Performance eigentlich komfortabel auf Normkurs, nur gibt es dem Reglement nach im “Masters” keine Normen zu erzielen. Dafür müsste es die Deutsche Meisterschaft sein.

Rosner hat umso mehr mit dem Ausgang des Turniers zu tun. Er steht heute im Sinne der Dramaturgie vor einer wichtigen, extrem schwierigen Aufgabe: die Schwarzpartie gegen Vincent Keymer überstehen. Zwar fabuliert der Schachbund schon vom “Zweikampf” Keymer vs. Svane und fiebert dem Showdown in der neunten Runde entgegen, aber das Turnier könnte sich heute schon entscheiden. Sollte Rosner verlieren und Frederik Svane (Schwarz gegen Dmitrij Kollars) auch, wäre Keymer schon durch. Insofern wäre es toll, würde Rosner heute noch einen raushauen. Ein Schwarzsieg über Vincent Keymer wäre prima Futter für seinen YouTube-Kanal, auf dem er als einziger Teilneher aus Spielerperspektive über das Turnier berichtet:

|| 22. August

Die Nummer zwei bin ich!

Nimm doch: 15…Df6!?

Luis Engel versus Frederik Svane, das war mehr als eine Begegnung zweier Ausnahmetalente, es war eine Partie mit Symbolcharakter. Während für Kenner der jüngere Svane-Bruder schon als zweitgrößte Hoffnung des deutschen Schachs gilt, muss er formal Luis Engel diesen Status noch entreißen. Nach Elo liegt Engel vorne, zudem wäre er Titelverteidiger, gäbe es beim “Masters” einen Titel zu gewinnen. Gefragt war ein Ausrufezeichen, das die Ablösung als Nummer zwei markiert. Und ein solches setzte Svane, als er im 15. Zug seinen Springer auf b4 zum Fraß darbot. Svane ging aufs Ganze. Nachdem Engel, mutig!, dieses Geschenk ankzeptiert hatte, machte sich Svane sogleich über die Königsbastion seines Bundesliga-Teamkollegen her. Die beiden Teenager dürfen für sich in Anspruch nehmen, die Partie der sechsten Runde gespielt zu haben.

https://youtu.be/q5svfdaUC5k
Vier Einbrecher im weißen Lager: Engel versus Svane, die Partie der sechsten Runde.

Nicht nur ein Ausrufezeichen in Sachen Ablösung als Nummer zwei war gefragt. Auch sollte die Schere, die sich zunehmend zwischen der Nummer eins und allen dahinter auftut, nicht zu weit aufgehen. Vincent Keymer sollte das Turnier der besten deutschen Schachspieler jetzt und in Zukunft als Herausforderung wahrnehmen, als Gelegenheit, die von ihm ersehnten knappen Kämpfe auszufechten, Kämpfe, an denen er wachsen kann. Anno 2022 sieht es danach aus, als sei am ehesten Frederik Svane in der Lage, Keymer am Ausreißen und vorzeitigen Turniersieg zu hindern. Auch vor diesem Hintergrund und nicht zuletzt dem der sportlichen Dramaturgie war die Begegnung wegweisend. Soll es in der letzten Runde, Svane versus Keymer, einen Showdown um den Turniersieg geben, muss Svane dem Ausreißer auf den Fersen bleiben. Den dafür nötigen Punkt mochte ihm Engel nicht zugestehen.

2692,5

■ Wie rasant die besten Junioren der Welt die Eloleiter erklimmen, wie sie jetzt einer nach dem anderen die 2700-Sprosse hinter sich lassen, ist seit Wochen eine der bestimmenden Geschichten unseres Sports. Gleichwohl hat sich im deutschen Schachfernsehen jetzt offenbart, dass zumindest einen Schachspieler diese Live-Rating-Geschichte nicht sonderlich interessiert. Aber was soll Klaus Bischoff machen, wenn der Twitch-Chat danach fragt? Würde Vincent Keymer die letzten drei Partien beim “Masters” gewinnen, das müsste knapp für den Sprung über 2700 reichen. Während niemand bezweifelt, dass Keymer nach Arkadij Naiditsch der zweite Spieler in der Geschichte des deutschen Schachs über 2700 sein wird, erscheint es doch unwahrscheinlich, dass ihm das schon in Magdeburg gelingt. Keymer wird es nicht mit aller Gewalt versuchen. Heute führt er die schwarzen Steine gegen Dmitrij Kollars, “ein guter Spieler”. Keymer sieht keinen Anlass, ohne Not Brücken abzubrechen.

Während Bischoff und Keymer über Elozahl und Turniersieg sprachen, hätte sich angeboten, die Live-Elo der weltbesten Junioren einzublenden. Und vielleicht zu scannen, was auf Instagram, Twitter, Facebook, YouTube über #schachgipfel und #vincentkeymer gesprochen wird, um es zum Teil der Unterhaltung zu machen. Dieser naheliegende, von anderen Sendern vorgemachte, aber beim deutschen Schach seit Gipfelbeginn nicht ausgeführte Zug hätte gleich drei positive Effekte: 1.) Das Publikum würde einbezogen und zum Mitmachen angeregt, es entstünde Identifikation mit der Sache. 2.) Die anderen Plattformen, auf denen der Schachbund prächtig wächst und seinen Schachgipfel-Hashtag verbreitet, würden einbezogen. Schachdeutschland TV würde nicht länger isoliert vor sich hinsenden. 3.) Gunny wäre gezwungen, sich von seiner Engine zu lösen. Er könnte das tun, wozu ein Sidekick da ist.

“Wir werden das nicht abschließend klären”, sagte Klaus Bischoff, nachdem die beiden höchsten verfügbaren Instanzen die Sache abschließend geklärt hatten: Die Schachfreunde Stockfish und Keymer sind sich einig, dass das Qualitätsopfer auf d3 die schwarze Not nicht mindern würde. Gleichwohl wäre …Txd3 eine Gelegenheit, noch ein wenig weißfeldrige Verwirrung zu stiften, bevor es den Bach runtergeht, anstatt sich sehenden Auges in ein Spiel auf ein Tor zu begeben.

Die Sportart “Frauenschach”

■ Gestern war der große Abreisetag in Magdeburg. Nach mehr als einer Woche Schachfreizeit sind hunderte Männer nach Hause gefahren, wo ihre Frau die Kinder hütete. Die Kinder zum Schach mitzunehmen, war ja keine Option gewesen. Obwohl der Kongress des Schachbunds beschlossen hat, Kinderbetreuung einzurichten, offenbarte sich neulich beim Hauptausschuss, dass dieses Thema niemanden interessiert, sodass sich niemand dieses Themas annimmt. Der Kongressbeschluss wird ignoriert und ausgesessen. Wäre Gerhard Schröder Teil der Schachverwaltung, er würde “Gedöns” sagen – und sich wichtigeren Dingen zuwenden.

Warum sich der Herr vorne abwendet? Wahrscheinlich ist ihm Schach zu weiblich, zu bunt und zu jung geworden. | Foto via ChessBase

Statt Kinderbetreuung will der Schachbund nach Informationen dieser Seite jetzt ein Referat für den Erhalt archaischer Vorstellungen einrichten. Die dort angedockte Stabsstelle “Frauen an den Herd” soll Dan-Peter Poetke besetzen, derzeit Referent für die Sportart “Frauenschach”. Seine Bewerbung hatte Poetke schon zum Auftakt der Deutschen Meisterschaft der Frauen abgegeben. Der Referent findet es normal, dass bei einem Frauenturnier im Spielsaal eine Rehe von Kindern anzutreffen sind, ja, er freut sich sogar darüber, dass sich Frauenturniere auf diese Weise von solchen für Schachspieler beiderlei Geschlechts unterscheiden.

|| 21. August

Matthias blitzt

Stand hier nicht gerade erst, Matthias Blübaum fehle? Heute kam er, sah und siegte. Die Deutsche Meisterschaft im Blitzschach wurde eine sichere Beute des Bielefelders, dem schlicht die Konkurrenz fehlte. Weil die besten Spieler beim “Masters” beschäftigt sind, weil viele der zweitbesten nach dem Ende der “Deutschen Meisterschaft” abgereist sind, dominierte der Europameister das Feld von Beginn an. Glückwunsch zum Titel! Auf den Plätzen: Gerald Hertneck und Roven Vogel.

Frederik rollt

■ Wie das heute ausgeht, das wissen wir nicht (außer dem Remis in Fridman-Kollars). Aber über welche Partie zu reden sein wird, das steht schon fest.

Rossi schmettert

■ Beim Schach könnte es besser laufen für Jonas Rosner. Mit einem Punkt aus fünf Partien ziert er das Tabellenende beim “Masters”. Vor diesem Wettstreit der besten deutschen Schachspieler hat Rosner in einer anderen Disziplun aufgetrumpft: beim Schach-Tischtennis, das bekanntlich in Zweier-Teams gespielt wird. “Rossi”, in Anlehnung an den einstigen Doppel-Weltmeister Jörg Roßkopf, taufte Rosners Mitspieler Hartmut Metz den Deutschen Meister im Schach, als der beim zweiten Hofheimer Schach-Tischtennis-Turnier “erstaunliche Bälle” spielte. Rosner/Metz gelang es, ihren Vorjahrestitel zu verteidigen.

Jonas Rosner (l.) und Hartmut Metz gaben beim Schach- wie beim Tischtennis-Doppel eine gute Figur ab. | Foto via Rochade Kuppenheim

|| 20. August

Der Mathe-Master

Matthias Krallmann, Hauptautor und langjähriger Trainer Matthias Blübaums, hat sich in aller Bescheidenheit unter den beiden Co-Autoren eingereiht. Gemeinsam mit seinem Schützling und Endspielguru Karsten Müller beleuchtet er aus der Perspektive des Trainers den Weg Blübaums zur Europameisterschaft.

■ Schauen wir über den Magdeburger Tellerrand auf die drei Spieler, die im “Masters” fehlen. Europameister Matthias Blübaum, die deutsche Nummer zwei, hat dafür einen triftigen Grund: Er braucht eine Pause. In den vergangenen Monaten hat er parallel zum Schach an seiner Mathe-Masterarbeit gefeilt (und an einem Buch, siehe rechts). Obwohl sich ein Turnier ans nächste reihte, ist die Masterarbeit jetzt abgegeben und das Buch veröffentlicht. Nun beginnt ein neuer Lebensabschnitt: Mathe-Master Blübaum will auf die Karte Schach setzen, er versucht sich jetzt als Vollprofi. Und als solcher braucht er erstmal Urlaub, um danach frisch durchzustarten. Alexander Donchenko hätte in Magdeburg gerne mitgespielt, hatte aber zur Zeit der Nominierung wegen seines zeitweiligen Elo-Absturzes keinen Platz sicher. Darum ist er zweigleisig gefahren, hat mit den Organisatoren des Rubinstein-Memorials in Polanica-Zdrój Kontakt aufgenommen – und den Zuschlag bekommen. In Polen läuft es bislang nicht überragend, aber ordentlich für Donchenko: vier Punkte aus sieben Partien und (zum Zeitpunkt des Schreibens dieser Zeilen) Gewinnchancen in Runde acht. Sehr gut läuft es derweil für Liviu Dieter Nisipeanu beim hochdotierten Open in Abu Dhabi. Mit 3,5/4 gestartet – und eine schwierige Fünftrundenaufgabe vor der Brust: Schwarz gegen US-Großmeister Roy Robson.

Wie Alexander Donchenko den tschechischen GM Vojtech Plat plattmachte. Als Tabellenführer wollte Plat nichts weiter, als mit Weiß ein Remis abklammern – und wurde dafür instruktiv bestraft. Das Diagramm zeigt die Schlussstellung der Partie, in der Weiß bei gleichem Material aufgab.

Braun und Svane!

Braun versus Rosner: 19…Ld6? hat einen taktischen Haken, es verliert die Partie.

■ Das Fünftrundenremis zwischen Daniel Fridman und Vincent Keymer war keine Überraschung. Fridman, eher friedfertig und kraftsparend unterwegs, hat allemal die Klasse, mit Weiß nichts anbrennen zu lassen. Keymer wiederum wird nach seinem stundenlangen Hauen und Stechen am Vortag (siehe Video unten), zumal am frühen Morgen um 10 Uhr, mit einem bequemen Schwarzremis einverstanden gewesen sein. Und so sah das Publikum, wie die beiden schnell die Luft aus der symmetrischen Stellung ließen. Arik Braun meldet sich derweil mit Macht zurück. Eine hübsche Taktik gegen Jonas Rosner (Diagramm rechts, wer sieht sie?) verhalf ihm nach den beiden Auftaktniederlagen (darunter die legendäre Schlacht gegen Keymer) zum dritten Sieg in Folge. Auch Rasmus Svane hat sich zurückgemeldet: Schwarzsieg über Niclas Huschenbeth, der sich ein verlorenes Springerendspiel andrehen ließ – vielleicht eine Folge dieses gewaltigen Kampfes vom Vortag:

Wie Niclas Huschenbeth Vincent Keymer in den Dschungel des Schara-Hennig-Gambits lockte.

Costa und Schulze!

■ Zwei weitere Deutsche Meister sind gekürt. Etwas überraschend gewann Leonardo Costa (14) den offenen Wettbewerb – und das trotz dieser Caro-Kann-Niederlage, die ihn gleich zu Beginn gegen Großmeister Hagen Pötsch ereilt hatte:

Danach spielte Costa erfolgreich Schweizer Gambit: sieben Punkte aus neun Partien, eine 2600+-Performance und der alleinige erste Platz nach einem Schlussrundensieg über Ashot Parvanyan, der seinerseits Deutscher Meister geworden wäre, wäre diese Begegnung anderherum ausgegangen. Nun teilt sich Parvanyan mit Jonas Roseneck den zweiten Platz, beide liegen einen halben Zähler hinter Costa.

Keine Überraschung bei den Frauen – und doch eine Gemeinsamkeit mit dem offenen Turnier: Die Siegerin wird eine Bereicherung für das “Masters” 2023 sein (falls es das “Masters” dann noch gibt). Lara Schulze war als Favoritin ins Turnier gegangen. Zeitweise sah es aus, als würde sie das Feld vorzeitig distanzieren, dann ein Wackler, aber letztlich doch der Titel mit 7,5 Punkten aus 9 Partien , gefolgt von Carmen Voicu-Jagodzinsky und Annmarie Mütsch mit jeweils 6,5.

|| Was bisher geschah

(Titelfoto: Deutscher Schachbund)

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Walter Rädler
Walter Rädler
1 Jahr zuvor

Ein sehr schönes Bild, der TSV 1860 München und Vincent Keymer, zwei Premiummarken in Deutschland.

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Higamato
Higamato
1 Jahr zuvor

Den Gernot Leusch (“Gunny”) möchte ich gegen deinen kleinen Hieb in Schutz nehmen. Dass man ab und zu auf die Maschine linst, kommt in den hochkarätigsten Runden vor. Ansonsten war ich sehr erstaunt, wie der sich mit Elo 2095 gegen den GM Bischoff gehalten hat. Noch vor Kurzem konnte man einen regelrecht devoten IM Steve Berger (Elo 2425) mit Vincent Keymer erleben. Das Oldiepaar hat sich doch sehr beachtlich gegen zwischenzeitliche Anfeindungen gehalten. Der Bischoff ist ja mit seinen unablässigen Schnurren und Döntjes vollkommen aus der Zeit gefallen, aber nach einiger Zeit wird einem klar, was für ein phänomenales Gedächtnis… Weiterlesen »