Nochmal gutgegangen

Im chess24-Livestream mit Peter Leko, Tania Sachdev und Jan Gustafsson kam die Partie zwischen David Anton und Alexander Donchenko nicht einmal vor. Auch im Bericht zur siebten Runde des Tata Steel Chess bei chess.com wird die Begegnung zwischen der spanischen und der deutschen Nummer eins nicht erwähnt. Kein Wunder, es war ja auch ein ereignisarmes, kurzes Remis.

Oder?

In Wirklichkeit ist Alexander Donchenko knapp einer Tortur entgangen, die leicht mit einer mehrstündigen Massage, gefolgt von einer Null in der Tabelle hätte enden können. Der Deutsche hatte die Lage auf dem Brett fundamental falsch eingeschätzt.

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Anton (Weiß) vs. Donchenko: Weiß hat einen schönen Grip am Damenflügel, die Ziele e7 und b7 im Visier, und er erfreut sich eines in beide Bretthälften strahlenden schwarzfeldrigen Läufers. Schwarz scheint währenddessen auf bestem Wege zu sein, Spiel gegen den weißen König zu organisieren. Aber das sieht leider nur so aus. Versucht er jetzt 22…h4, geht das nach hinten los.

Neulich in Krakau fand Alexander Donchenko Gefallen daran, mit seinem h-Bauern loszustürmen und die gegnerische Königsbastion einzutreten. In der siebten Runde in Wijk versuchte er dieses Konzept erstmals im Rahmen eines Superturniers. Und er hätte dafür bestraft werden können.

Wer den neuesten Stockfish auf die obige Stellung ansetzt und ihn ein wenig rechnen lässt, bis Suchtiefe 50 zum Beispiel, der sieht etwas Überraschendes:

Anstatt in obiger Stellung mit 22…h4 den längst vorbereiteten Angriff loszutreten, sagt die Maschine, es sei am besten, mit 22…Tc7 eine Qualität herzuschenken. Wege für Schwarz, am Königsflügel aktiv zu werden, findet die Maschine nicht, stattdessen sagt sie, Schwarz sei mehr oder weniger im Eimer.

Wer genauer wissen will, was da los war, bitteschön:

Klick auf “Play” startet das Video.

Alexander Donchenko kam letztlich mit einem schnellen Unentschieden davon. David Anton hatte ihm geglaubt, er habe Chancen am Königsflügel. Der Spanier neutralisierte, was nicht drohte, und die beiden landeten schnell in einem ausgeglichenen Endspiel.

Einen Feiertag zelebrierten in der siebten Runde die beiden Großmeister, die in Wijk ein Heimspiel haben. Anish Giri und Jorden van Foreest, die niederländische Nummer eins und zwei, führen jetzt die Tabelle an. Alexander Donchenko behält mit 2/7 die rote Laterne. Heute hat er Weiß gegen den Norweger Aryan Tari. Die Partie beginnt um 14 Uhr, Liveübertragung hier.

Bericht und kommentierte Partien zur 7. Runde.

(Titelfoto © Jurriaan Hoefsmit – Tata Steel Chess Tournament 2021)

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[…] wir vergegenwärtigen uns den Umstand, dass Alexander Donchenko in nur einer von neun Partien gewackelt hat, und das war keine der drei Verlustpartien. Die drei Nullen entstanden wegen a) eingestellt, b) […]