Jetzt ist die Zeit, im organisierten Schach Weichen zu stellen und Dinge zu bewegen. Die Zahl der Schachfreunde ist zuletzt um zehntausende, wenn nicht hunderttausende gestiegen, unser Spiel erfreut sich einer öffentlichen Aufmerksamkeit, wie es sie nie gab, und unsere sportlichen Aushängeschilder sehen goldenen Zeiten entgegen. Daraus sollten wir etwas machen.
Erstaunlich eigentlich, dass in dieser aufregenden Zeit voller Herausforderungen und Chancen Schlüsselpositionen nicht besetzt sind. Nachdem unlängst diese Seite die besten Köpfe des Schachs noch ganz allgemein aufgefordert hat, sich gestalterisch einzubringen, sagt es unser Präsident nun konkreter: Gesucht werden eine Referentin für Leistungssport und eine Referentin für Öffentlichkeitsarbeit.
Für Luftpumpen, Sesselpupser, Paragrafenreiter, Blender und Wichtigtuer ist das nichts, aber tatkräftigen Leuten, die im Sinne unseres Spiels und unseres Sports gestalten wollen, öffnen sich hier zwei Traumjobs. Beide waren bis vor kurzem vergeben, kein Wunder. Es war großes Pech, dass ausgerechnet jetzt unserem Schachbund erst der eine Referent, dann der andere abhanden gekommen ist.
Aber damit eröffnet sich für Freunde des Schachs die Chance, von jetzt auf gleich auf der Kommandobrücke am Steuer zu stehen. Die Referentinnen sind bei unserem Schachbund als verantwortliche Macher vorgesehen, als diejenigen mit der Hoheit über ihr Fachbudget (ein sechsstelliges im Fall des Leistungssportreferenten!), als diejenigen, die die Richtung vorgeben und Dinge einstielen.
Leben, was im Leitbild steht
Im Rücken haben die Referentinnen eine vor Tatkraft vibrierende Geschäftsstelle und eine starke DSB-Führungsmannschaft, die nur formal eine Hierarchieebene höher angesiedelt ist. Tatsächlich ist der offene, kooperative Führungsstil in unserem Verband und seiner Jugendorganisation geprägt von Teamgeist, Austausch und dem Willen zur Innovation. Wer Verantwortung übernehmen will, wird geschätzt, wer Impulse gibt, wird gehört, wer verändern will, erfährt Offenheit. Alle Beteiligten leben, was im Leitbild steht.
Das Feld ist also bereitet. Und was eine Verantwortliche für Leistungssport und eine für Öffentlichkeitsarbeit gemeinschaftlich bewirken könnten! Vorbei wäre die Zeit der gesichtslosen Gipfel und der Deutschen Masterschaften, bei denen unser Schachbund seine sportlich Besten eine Woche lang versammelt, ohne sie ein einziges Mal öffentlich zu Wort kommen zu lassen. Vorbei wäre die Zeit einer Nationalmannschaft, deren Spieler keiner kennt, von deren Erfolgen niemand weiß.
Geschichte schreiben
Mit Alexander Donchenko fällt den neuen Referentinnen jetzt schon der bestmögliche Botschafter des deutschen Schachs in den Schoß: eloquent, mehrsprachig, schlagfertig. Und mit Vincent Keymer wächst ein zweiter nach, nicht minder eloquent und sportlich, wenn es gut läuft, auf dem Weg in die Weltklasse. Die neuen Referentinnen müssten sich kaum vornehmen, mit diesen Steilvorlagen arbeiten zu wollen, das ginge angesichts solcher Selbstläufer wie von allein.

Die neue Öffentlichkeitsreferentin kann obendrein Geschichte schreiben. Nie haben sich so viele Leute für Schach interessiert, nie lagen so viele Schachbretter unterm Weihnachtsbaum, nie wurde so viel Hobbyschach gespielt wie jetzt. All diese neuen Hobbyschachspieler sind potenzielle Mitglieder unserer Vereine. Es muss ihnen nur jemand zeigen, wie attraktiv das organisierte Schach ist, und, boom, plötzlich sind wir viel größer als jemals in unserer fast 150-jährigen Historie.
Wir haben das nicht geprüft, aber bestimmt gibt es beim Schachbund schon jemanden, der für Breitenschach zuständig ist. Offensichtlich hat so jemand über dieser Riesengelegenheit in den vergangenen Monaten manch schlaflose Nacht verbracht. Und bestimmt sprüht so jemand nach all den Monaten des Nachdenkens nur so vor Ideen, um sie endlich gemeinsam mit der neuen Öffentlichkeitsreferentin in die Tat umzusetzen.
Auf geht’s!
praesident@schachbund.de freut sich über Nachrichten.
Ein Traumjob wäre Bauchpinseln unter Palmen auf Bali umgeben mit viel Hula, Hula .
Ein Traumjob im Ehrenamt kann ich mir nicht vorstellen. Tatsächlich gibt es einige die sich mit Ehrenamt auch noch zupflastern für Visitenkarte, Urkunden und Medaillen. Das sind aber nicht die idealen Kandidaten.
Man könnte es aber zum Traumjob machen 5000 EUR netto /Monat Aufwandpauschale + Kostenabrechnung +E-Dienstwagen.
Du liebst es viel zu arbeiten, nichts bezahlt zu bekommen und dafür dann heftig beschimpft zu werden? Intrigen garantiert und Lob ausgeschlossen,
dann bewerbe Dich schnell, bevor Du abgewählt oder rausgemobbt wirst 😉
Hab mal kurz auf der Webseite geschaut: keine «Jobbeschreibung», kein Hinweis auf Zeitaufwand, evtl. notwendige Präsenz vor Ort, Aufwandsentschädigungen etc…ganz zu schweigen von der Historie der zu besetzenden Positionen…sieht nach einer Alibiausschreibung aus für den Fall, das auf dem Kongress jemand meckert. Viel Spaß den Bewerbern.
PS. Conrad, Du solltest vielleicht «Satire» über Deinen Artikel schreiben, so wie es einige Tageszeitungen machen, die nicht viel Vertrauen in ihre Leserschaft haben ;-).
Ganz ehrlich, ich halte das für Traumjobs. Am Brett sind wir so stark wie seit Jahrzehnten nicht und unser Sport und unser Spiel sind im Gespräch wie nie zuvor. Damit ließe sich arbeiten. Fehlen nur noch schachbegeisterte Leute, die es machen. Und für die sind jetzt die perfekten Stellen frei.
Klar jetzt haben viele Menschen mehr Zeit sich mit anderen Dingen zu Beschäftigen als vor der Krise. Aber wie sieht es nach der Krise aus. Ich finde die Euphorie ist übertrieben und die Erwartungshaltung an Nachschub für die Vereine hakt an vielen Kleinigkeiten. Es landen einfach zu viele Mitgliedsbeiträge an die oberen Verbände. Die Bezirke müssen mit geringen Kapital alles wuppen. Die Verbände lehnen sich zurück mit der Prämisse macht Mal, wir haben Wahljahr und danach Wahlkampf für die Wahlen danach. Die Vebände(es gibt löbliche Ausnahmen) sind auch nicht bereit den gewohnten Geldeingang in der Krise den Haushalt an zu… Weiterlesen »
Naja, von einem Traumjob würde ich nicht gerade sprechen. Immerhin muss man ja jederzeit damit rechnen, auf dieser Seite entweder anonym in den Kommentaren oder auch direkt schon in den Artikeln angepöbelt zu werden, “garniert” mit möglichst tief unter die Gürtelline gehenden Anschuldigungen. Davor gefeit ist man vermutlich nur, wenn man sich vor der Amtsübernahme hier seine entsprechenden Arbeitsanweisungen abholt und diese dann auch 1:1 umsetzt. Dem stehen zwar möglicherweise Satzungen, Ordnungen, der gesunde Menschenverstand oder die weit überwiegende Meinung entgegen, aber hey, immerhin ist man dann hier beliebt…
Klick auf „Play“ startet das Video … blablabla … ab 4:58:
Ist unwahrscheinlich, aber könnte ja passieren, dass jemand von außen nur die schachliche Gemengelage und die Riesenmöglichkeiten sieht, ohne zu ahnen, an welche Leute er gerät und was die bislang angerichtet haben. Die Fennerkrausesymbiose ist zwar nach außen so peinlich, dass ich sie im Sinne unseres Spiels mittlerweile oft am Ende von Texten verstecke, siehe hier, oder sie satirisch überdecke, siehe oben. Aber wenns darum geht, neue Leute ins organisierte Schach zu holen, sollten die zumindest sehen können, was mit ihren Vorgängern passiert ist. Und das ist tatsächlich nur auf dieser Seite zu finden.
Fundiertes Shortselling äh Storytelling zu den diversen Missgeschicken des DSB ist zweifellos ein starkes Standbein der Perlen. Beim Heben des satirischen Spielbeins kann jedoch leicht mal der Eindruck entstehen (ohne hier das Dargestellte mit dem Darstellenden zu verwechseln), man sei im Grunde der Affe rechts unten in der „Satire op de Tulpomania“
Dabei ist das im Niederländischen sprichwörtliche „tegen de maan pissen“ als prägnante Jobbeschreibung doch die deutlichere Aufblähung der Wahrheit gerade für Rookies im organisierten Schach.