Europameisterschaft: acht Deutsche im World Cup, IM-Titel für Marius Fromm

Alexander Donchenko und Frederik Svane sind für den World Cup qualifiziert. Dank eines gewaltigen Endspurts bei der Europameisterschaft, 4,5 Punkte aus 5 Partien, inklusive eines Must-Win-Sieges mit Schwarz in der letzten Runde belegte Donchenko am Ende mit 8/11 Rang 15 unter 482 Spielern. Frederik Svane wurde mit 7,5 Punkten 19. Zu vergeben waren in Vrnjacka Banja 23 Startplätze für den am 29. Juli beginnenden World Cup. Dort werden 206 Spieler um drei Plätze fürs Kandidatenturnier 2024 kämpfen.

Diese sieben qualifizierten sich aus eigener Kraft. Dazu gesellt sich noch Dmitrij Kollars, den den DSB-Freiplatz für den World Cup bekommt. Im Video: Alexander Donchenkos Schwarzsieg auf Bestellung in der letzten Runde der Europameisterschaft

Donchenko und Svane gesellen sich zu dem deutschen Quintett, das schon qualifiziert war: Vincent Keymer, Niclas Huschenbeth, Rasmus Svane, Daniel Fridman und Matthias Blübaum. Dazu kommt Dmitrij Kollars, der bei der EM zwar die Qualifikation verpasste, aber auf Beschluss der DSB-Leistungssportkommission den deutschen Nominiertenplatz bekommt. Die achtköpfige deutsche Delegation beim World Cup dürfte die größte jemals bei einem World Cup sein.

Marius Fromm zeigte sich gegen 2600-Konkurrenz wieder und wieder auf Augenhöhe – und mehr als das. Im Video: Fromms Schwarzsieg über GM Daniil Yuffa

Eine überragende Europameisterschaft spielte der Deutsche U18-Meister Marius Fromm. Einem starken Start und einem Durchhänger zur Mitte des Turniers ließ Fromm einen 4/4-Endspurt folgen. Mit 7,5 Punkten aus 11 Partien landete Fromm auf dem 37. Rang. Zu seinem Eloplus von 29 Punkten (neue Zahl: 2457) kommt seine erste GM-Norm. Damit sicherte sich Fromm, der bereits zwei IM-Normen erzielt hatte, den IM-Titel.

Werbung

Das politische Durcheinander im Schach ließ sich an der Spitzenpaarung der Schlussrunde ablesen. Der Russe Alexey Sarana und der Ukrainer Kirill Shevchenko spielten um den Titel, der eine unter FIDE-Flagge, der andere unter rumänischer. Beide führten mit 8/10 und einigten sich bald auf Remis. Dank besserer Wertung löst Sarana jetzt Matthias Blübaum als Europameister ab.

Alexey Sarana ist Europameister geworden, nachdem sein nationaler Schachverband sich dem asiatischen Kontinentalverband angeschlossen hatte. | Foto: EICC2023

Einem Spieler aus der vielköpfigen Gruppe derjenigen mit 7,5 Zählern gelang es aufzuschließen: Daniel Dardha (Belgien) profitierte davon, dass auf der anderen Seite des Brettes Anton Korobov (Ukraine) zu viel wollte. Dardha konterte ihn aus und freut sich nun mit Sarana und Shevchenko über 15.000 Dollar Preisgeld.

Die beiden deutschen Qualifikanten Donchenko und Svane blicken auf ein sehr unterschiedlich verlaufenes Turnier zurück. Frederik Svane startete extrem stark, lag anfangs mit 5/6 und einer Performance von weit jenseits der 2700 mit an der Tabellenspitze. Dank seiner exzellenten Wertung verließ sich der Lübecker in der Folge darauf, dass am Ende “plus vier” bzw. 7,5/11 für die Qualifikation reichen würde.

Svane remisierte sich ohne Wackler ins Ziel und kann nun der Abschlusstabelle entnehmen, dass seine Rechnung aufgegangen ist. Es wäre sogar mehr drin gewesen – und das in der Schwarzpartie gegen seinen Bruder Rasmus. Der zog mit einem Remisangebot nach 16 Zügen die Notbremse und hätte sich nicht beschweren könne, hätte Frederik weitergespielt.

https://youtu.be/aGN-bjJPHVA
Wie Frederik Svane den Europameister 2018 Ivan Saric zerlegte.

Anders bei Alexander Donchenko. Nach 6 Runden stand er mit mageren 3,5 Punkten im oberen Mittelfeld. Angesichts der Größe des 2023er-Feldes war abzusehen, dass “plus vier” und die mit dem schwachen Start verbundene schlechte Wertung nicht reichen würden. “Plus fünf” mussten her,

Für Donchenko führte diese Konstellation dazu, dass er in der letzten Runde mit Schwarz gegen den Rumänen Constantin Lupulescu (Elo 2580) gewinnen musste. Der Gießener spielte Köningsindisch und zettelte erfolgreich Verwicklungen an, in denen der Rumäne bald die Kontrolle verlor.

Der zweite Teil seines fünfteiligen Endspurts: Alexander Donchenko siegt um deutsch-österreichischen Großmeisterduell über Felix Blohberger.

Bildergalerie von der Europameisterschaft:

4.1 7 votes
Article Rating
Abonnieren
Benachrichtige mich bei
guest

7 Comments
Most Voted
Newest Oldest
Inline Feedbacks
View all comments
chesshans
chesshans
1 Jahr zuvor

Tolle Leistung von der deutschen Truppe hier, gekrönt mit einer GM-Norm für Marius Fromm. A propos GM-Norm: Im parallel ausgetragenen Chessemy-Open hat Nikolas Lubbe seine dritte GM-Norm erzielt und sollte alsbald den Titel erhalten.

Gerhard Schreiber
Gerhard Schreiber
1 Jahr zuvor

Ja, Gratulation an die deutschen Spieler, die nicht nur mit tollen Ergebnissen sondern auch mit sehenswerten Partien geglänzt haben! Während ich die guten Leistungen von Frederik durchaus erwartet habe, hat mich das Erreichen der GM-Norm von Nikolas doch überrascht. Ich habe in etwa den selben Werdegang wie Nikolas was das Studium und die ersten Berufsjahre anbetrifft und für mich ist es schlicht nicht vorstellbar, dass man „nebenher“ noch Schach auf diesem Level zu spielen in der Lage ist. Nach meiner Erinnerung hat Nikolas die Elo 2500er Marke schon mindestens seit 2015 überschritten gehabt, so dass er diese Hürde frühzeitig abhaken… Weiterlesen »

Joschi
Joschi
1 Jahr zuvor

Während sich hier die meisten lieber Lubbe widmen, freuen sich die Österreicher über einen Top-Ten-Platz von Dragnev (nach Siegen über Chucky und Ponomarjow).
Und die FIDE freut sich über den ersten Europameister unter ihrer Flagge …

trackback

[…] nur beim World Cup 2023 war die deutsche Delegation größer denn je. Selbiges wird für den Grand Swiss 2023 ab dem 23. Oktober auf der Isle of Man gelten. In den […]