Keymer siegt, Donchenko auch: jetzt geht’s gegen Ray Robson

Siege und volles Programm für Alexander Donchenko und Vincent Keymer. Während Donchenko sich in seinem Auftaktmatch des mit 17.000 Dollar dotierten Banter-Blitz-Cups auf chess24 durchsetzte, hat Vincent Keymer seine Qualifikationsgruppe für die mit 35.000 Dollar dotierte Junior-Speed-Chess-Championship auf chess.com gewonnen.

Beide werden wir sehr bald wieder am Brett sehen, Alexander Donchenko schon am heutigen Mittwoch ab 18 Uhr bei seinem Zweitrundenmatch gegen US-GM Ray Robson. Liveübertragung hier. Vincent Keymer ab dem morgigen Donnerstag bei der Gelfand Challenge, Liveübertragung hier.

Junior Speed Chess und Banter-Blitz-Cup repräsentieren die unterschiedliche Herangehensweise der beiden großen Schachseiten an ihre Live-Sendungen: Bei den meisten chess.com-Turnieren wird, mutmaßlich im Sinne des Spektakels, die Bedenkzeit mehr und mehr verkürzt. Das gilt etwa für den Titled Tuesday (jetzt 3+1 statt 3+2), und das gilt auch für die Meisterschaft der weltbesten Jugendlichen: gespielt wurden Matches mit 5+1-, 3+1- und schließlich 1+1-Partien. Schnellschach wie bei der Carlsen-Tour, 15+10 etwa, oder auch langsames Blitz 3+2 sind bei chess.com rare Gäste im Programm, bei chess24 wesentlicher Bestandteil.

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Ein anderer Unterschied ist die Perspektive der Kommentatoren. Ein Turnierformat, bei dem die Spieler selbst durch ihre Partien führen, während sie sie spielen, gibt es bei chess.com mit den Arena Kings als Schweizer-System-Turnier mit 3+0-Zeitkontrolle und K.o.-Finale. Bei chess24 ist so ein Format als geschlossenes Turnier und 3+2-Bedenkzeit mit dem Banter-Blitz-Cup nun etablierter Teil des Programms.

So etwas war schon vor 50 Jahren bei “The Master Game” der BBC ein stets interessant anzuschauender Publikumserfolg, und das ist es heute immer noch. Manchmal ist es gar, abhängig von der Telegenität des Spielers, ein instruktiver und/oder amüsanter Hochgenuss. Der eloquente Alexander Donchenko war im vergangenen Jahr nicht nur den Veranstaltern aufgefallen, weil er es verstand, seine Matches in einen solchen Hochgenuss für die Zuschauer zu verwandeln.

Allerdings begann das Match gegen den Franzosen Yannick Gozzoli mit zwei Irritationen. Zwar war Donchenko darauf eingestellt, seine Partien live zu kommentieren, aber er war davon ausgegangen, dass er das wie im Vorjahr auf Englisch erledigen soll. Dass er dieses Mal Deutsch zu sprechen hat, erfuhr er erst kurz vor dem Anpfiff. Und als das Match dann lief, brach seine Internetverbindung ab. Trotzdem fand Donchenko hinein, musste beim Stand von 4:4 zwar in die Verlängerung, setzte sich in dieser aber sicher durch.

Blübaums Teilnahme bestätigt

War mit dem 2600er Gozzoli schon ein veritabler Brocken aus dem Weg zu räumen, wird es heute ab 18 Uhr noch eine Nummer schwieriger. Der 2670er Ray Robson, vielfacher US-Nationalspieler, gilt als versierter Liebhaber der schnellen Online-Disziplinen, während Donchenko diese nicht allzu wichtig nimmt. Sollte sich der Gießener trotzdem durchsetzen, wird es im Finale seiner Gruppe noch schwieriger. Dort wartet voraussichtlich der superturniererfahrene 2700er Quang Liem Le.

Wie berichtet, versucht chess24, trotz der Überschneidung des Banter-Finales mit dem World Cup und den Dortmunder Schachtagen weitere deutsche Spitzenspieler einzubinden, voraussichtlich fünf weitere neben Donchenko. Einer von denen steht jetzt fest. Ab dem 20. Juni wird Matthias Blübaum Teil der Vorrundengruppe E sein. Nach seinem Auftaktmatch gegen den litauischen GM Arturs Neiksans könnte in der zweiten Runde der Brite Gawain Jones auf Blübaum zukommen. Möglicher Finalgegner: Der Inder Vidit (Elo 2726).


Vor drei Monaten stand hier, der geneigte Leser möge sich den Namen des 14-jährigen IM (seinerzeit noch FM) Denis Lavazik merken. Da hatte der Wunderknabe gerade auf chess.com den Titled Tuesday vor einer Reihe von Supergroßmeistern gewonnen.

Jetzt stand der junge Weißrusse davor, eine weitere Duftmarke zu setzen. Bis ins Finale der europäischen Qualifikationsgruppe für die Junior Speed Chess Championship hatte er sich gespielt. Würde er das gewinnen, wäre er bei besagter Meisterschaft eines erlesenen Feldes der besten weltbesten Junioren, darunter etwa der Amerikaner Jeffery Xiong oder der Inder Praggnanandhaa.

Lavazik muss sich noch ein Jahr gedulden. Sein Gegner in der europäischen Finalgruppe, Vincent Keymer, war dieses Mal noch knapp eine Nummer zu groß. Der 16-Jährige aus Saulheim siegte mit 8:6 (die Partien des Finales zum Nachspielen hier), strich 1.000 Dollar Preisgeld ein und wird jetzt derjenige sein, der sich mit den Xiongs und Praggnanandhaas dieser Welt misst. Wann das Turnier beginnt, steht noch nicht fest.

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Christian
Christian
2 Jahre zuvor

Daß V. Keymer dort mitspielt habe ich nur durch Zufall mitbekommen, ansonsten hätte ich es verpaßt. Wäre schön wenn solche Veranstaltungen, in denen deutsche Teilnehmer auch dabei sind, etwas besser vorab beworben werden. Ich lese täglich alle gängigen Schachseiten und trotzdem entgeht mir immer wieder mal was.

Christian
Christian
2 Jahre zuvor

Trotz meiner kleinen Kritik, ein großes Lob auch dafür, daß über diese Veranstaltungen hier im nachhinein ausführlich berichtet wird. Danke.