Die DWZ abschaffen?

Die Franzosen haben ihre nationale Wertungszahl abgeschafft. Die Italiener auch. Und wir? Brauchen wir die DWZ? Könnten wir allein mit dem Elo auskommen? Wäre das womöglich günstiger? Oder praktisch gar nicht zu machen? Was bietet die DWZ, das dem Elo fehlt?

Darüber sollte geredet werden, bevor die Entscheidung fällt, für einen fünfstelligen Betrag das DWZ-System DEWIS neu entwickeln zu lassen. Weil diese Entscheidung unmittelbar bevorsteht, haben wir beim Präsidenten des Schachbunds und beim Pressesprecher des Schachbunds um ein Interview in Sachen DWZ gebeten: Ein Experte möge Für und Wider aufzeigen und abwägen. Die Anfrage wurde nicht beantwortet.

Speziell über das Für wird durchaus geredet – intern und streng kontrolliert. Beim DSB hat sich nach dem Kongress eine Arbeitsgruppe gebildet, die sich der DWZ- und Mitgliederverwaltung annimmt. Mitmachen durften Leute, die der DSB-Präsident nicht zu den “Störenfrieden” zählt. Schachfreunden mit zu großer Nähe etwa zum Niedersächsischen Schachverband oder zur Deutschen Schachjugend wurde der Wunsch, sich einzubringen, verwehrt.

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Bevor die Arbeit begann, stand eine Misstrauenserklärung im Raum:

Würde vertrauensvoll zusammengearbeitet, müssten Selbstverständlichkeiten nicht schriftlich fixiert werden. Und wo Demokratie ist, darf privat jeder über alles reden, ob sein Arbeitsgruppenleiter das nun gutheißt und protokollieren lässt – oder nicht.

Danach wurde klargestellt, dass eine ergebnisoffene Debatte nicht erwünscht ist:

Von Beginn an operierte die Arbeitsgruppe unter der Vorgabe “Bekenntnis zur Fortführung der DWZ”, ohne dass erörtert worden wäre, ob diese Fortführung sinnvoll und wünschenswert ist.

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In Ermangelung von Fachwissen haben wir einfach mal die Schachfreunde in den Sozialen Medien gefragt. Sogleich offenbarte sich, dass das Thema “DWZ” erstaunliches Engagement auslöst. Es besteht Redebedarf:

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Werner Berger
Werner Berger
2 Jahre zuvor

Es wäre fatal, sich in die finanzielle Abhängigkeit der FIDE zu begeben, indem die DWZ abgeschafft und alles ELO ausgewertet wird. Und es fehlen die ausgebildeten Schiedsrichter, um die unteren Ligen und Vereinsturniere auswerten zu können. Insofern erscheint mir eine ergebnisoffene Debatte nur als Zeitverschwendung. Im übrigen hat der DSB ein Diskussionsforum eingerichtet, in dem sich jedermann zu Wort melden kann.

Werner Berger
Werner Berger
2 Jahre zuvor

Der Inhalt des sogenannten “Präsidentenerlasses” wird damit unrichtig wiedergegeben, da eine Beteiligung an der Diskussion durch Angehörige der Arbeitsgruppe nicht ausgeschlossen wird. Aber es ist bezeichnend, dass die Existenz dieses Forums hier verschwiegen wurde.

Werner Berger
Werner Berger
2 Jahre zuvor

Dort steht nicht “Keine öffentlichen Äußerungen”, sondern “Keine öffentlichen Äußerungen über die Ergebnisse der Arbeitsgruppe”. Öffentliche Äußerungen, die sich nicht auf die Ergebnisse der Arbeitsgruppe beziehen, sondern während des laufenden Prozesses erfolgen, sind folglich nicht umfasst. Wie boshaft muss man sein, um jemand so das Wort im Munde umzudrehen?

Nürnberger
Nürnberger
2 Jahre zuvor

Ich würde als DSB Präsident dem Blog des Michael S. Langer und seinem Adjutanten auch kein Interview geben.

Frank Bicker
2 Jahre zuvor

Was mir bekannt ist, bringt die Elo-Auswertung gute Einnahmen im Haushalt der FIDE. Dem DSB-Vorstand ist bewusst, dass weniger Turniere ausgewertet werden, wenn die DWZ abgeschafft wird. Im Gegenteil, die DWZ wird als wichtiger Grund für eine Vereinsmitgliedschaft angesehen. Auh wenn man aus Freude am Schach Punktspiele und Wettkämpfe betreibt, so will man gern auch eine Einordnung dwer eigenen Leistungen bekommen, was nur mit einem Ratingsystem möglich ist. Kurzum, Rating dient auch der Motivation. Bei Kindern (bis 12 oder 14 Jahre?) sollte man das Schielen auf Ratingzahlen vermeiden. Man kann schauen, ob man wieder die Leistungsklassen 1 (höchste Bewertung) bis… Weiterlesen »

Der Tiger von Meppen
Der Tiger von Meppen
2 Jahre zuvor

In den o.g. Kommentaren stehen ja bereits die wesentlichen Argumente drin. Wenn Elo-ausgewertet wird, muss man als Veranstalter wesentlich höhere Kriterien erfüllen (Schiedsrichter, Auslosung, Bedenkzeit). Außerdem

Der Tiger von Meppen
Der Tiger von Meppen
2 Jahre zuvor

(…ups, versehntlich zu früh abgeschickt)
fehlen die unteren Spielstärkebereiche. Ich kenne daher niemanden unterhalb 2300 Elo, der diese Zahl ernst nimmt und halte es daher für unbedingt erforderlich, die DWZ beizubehalten.
Da sicherlich wieder das Argument kommt, ob man denn überhaupt eine Wertungszahl braucht: es geht auch ohne, aber die Diskussionen bei Mannschaftsaufstellungen oder eine Nominierung von Freiplätzen möchte ich dann nicht führen. Wen es nicht interessiert, kann die Zahlen ja gerne ignorieren.

Jörg Sonnenberger
Jörg Sonnenberger
2 Jahre zuvor

Es gibt kein FIDE-Rating unter 1000. Das sind im Bereich u12 viele und im Jugendbereich einige Spieler. Auch erwachsene Neuspieler schließt man damit aus. Das ist für mich ein tatsächliches Argument gegen die Abschaffung der DWZ. Ich bezweifle, dass die Neuentwicklung von DeWIS einen fünfstelligen Betrag kosten wird. Für MIVIS ist das realistisch, aber DeWIS ist von der Natur der Sachen wesentlich komptakter. Die im Artikel zitierten Aussagen aus Neuseeland zu den Anforderungen an Schiedsrichter sind auch irreführend. Es braucht eben gerade keinen FIDE-Schiedsrichter (also keinen FA), ein Regionaler Schiedsrichter mit Eintrag auf der FIDE-Liste reicht. Das sind ein bis… Weiterlesen »

Christoph Thurner
Christoph Thurner
2 Jahre zuvor

Sorry, da ist mir wohl beim schreiben der “FIDE Arbiter vs FIDE registered Arbiter” durchgerutscht. Anyway, in einem Land in dem es derzeit so um die 500 zahlende Schachvereinsmitglieder gibt ist halt vieles anders als in einem Land mit 100.000 Veresinsmitgliedern.

Thomas Richter
Thomas Richter
2 Jahre zuvor

Elo oder auch DWZ unter 1000 muss aus meiner Sicht nicht unbedingt sein. Wer noch weniger hat oder hätte, soll eben mindestens dieses Niveau erreichen und halten – sonst bleibt er halt, je nachdem wie man es bezeichnen will, Anfänger, unbedarfter Hobbyspieler oder Patzer (gilt auch für einige meiner eigenen Jugendlichen, wobei die sich sicher noch verbessern können und andernfalls vielleicht ohnehin aufhören werden). Schiedsrichter werden ist durchaus zeitaufwändig. Im Frühjahr war ich, wenn der Verein die Kosten übernimmt (insgesamt dreistellig), bereit, durch ganz Bayern von München nach Bad Kissingen anzureisen. Es wäre offenbar dieses Jahr die einzige Möglichkeit in… Weiterlesen »

Jörg Sonnenberger
Jörg Sonnenberger
2 Jahre zuvor
Reply to  Thomas Richter

Ich habe den anderswo verlinkten Artikel auf Hannover gelesen und ob es Elitengedankens etwas den Kopf geschüttelt. Ich finde es sehr merkwürdig, Spieler unter einer bestimmten Stärke das Recht auf ein Rating abzusprechen. Es gibt objektive Gründe, warum eine Untergrenze für die FIDE sinnvoll ist. Dies liegt in der Häufigkeit von FIDE-gewerteten Turnieren begründet und die resultierende Signifikanz der Ergebnisse. Gerade bei jungen Spielern sind Leistungssprünge von 200 Punkten in wenigen Monaten nicht selten und wenn diese nur alle 2 Jahre ein Wertungsturnier haben, verzerrt dies natürlich alles. Gerade dort liegt ja der große Vorteil der DWZ — deutlich mehr… Weiterlesen »

Gerhard Streich
Gerhard Streich
2 Jahre zuvor

Hast du mal an das Recht gedacht, den eigenen Namen ohne die Ratingzahl zu lesen? Wenn du heutzutage als Anfänger in Hintertupfingen an einem Schachturnier teilnimmst, bekommst du eine DWZ, ob du willst oder nicht. Wenn du dir dann im Internet die Mitgliederliste deines Vereins anguckst, stehst du ganz weit unten. Möglicherweise jahrelang, weil du selten spielst oder nicht das Talent hast. Du bist automatisch für jedermann sichtbar der Loser. Wenn du mir jetzt erzählst, das sei egal, kann ich nur den Kopf schütteln.

Der Tiger von Meppen
Der Tiger von Meppen
2 Jahre zuvor

Dann schüttel ich auch mal mit dem Kopf, denn diese Argumentation ist auch Blödsinn. Die meisten Anfänger freuen sich wie Bolle, wenn sie eine DWZ bekommen. Das ist nämlich besser als gar keine zu haben… 🙂

Selbst wenn diese Zahl niedrig ist, ist dies ein Ansporn dafür sich weiter zu verbessern. Diejenigen, die sich gegen eine weitere schachliche Karriere entscheiden, treten sowieso recht bald wieder aus und verschwinden aus den Listen wieder.

Gerhard Streich
Gerhard Streich
2 Jahre zuvor

Natürlich freuen sich Anfänger wie Bolle, wenn sie eine DWZ bekommen. Da sie unten anfangen, kann es nur aufwärts gehen. Das ist das Belohnungsprinzip, gegen das an sich nichts spricht. Die Gefahr besteht darin, dass die Faszination des Schachspiels in den Hintergrund tritt. Die höhere DWZ ist wie ein neues Level in einem Computerspiel. Wer dabei nicht in die Tiefen des Schachspiels eindringt, wird sich irgendwann abwenden. Spätestens dann, wenn es mit der DWZ abwärts geht. Mein Vorschlag besteht bekanntlich darin, DWZ abzuschaffen und Elo beizubehalten. Das heißt, Kinder, Jugendliche und Anfänger haben schon nach kurzer Zeit die Möglichkeit, je… Weiterlesen »

Jörg Sonnenberger
Jörg Sonnenberger
2 Jahre zuvor

Es gibt viele Gründe mit Schach aufzuhören. Aus meinem Umfeld ist mir kein Fall bekannt, wo ein Sinken der DWZ der Grund war. Stagnierende Spielstärke merkt man als Spieler auch anderweitig. Ganz ehrlich, aber wenn mein Verein jemanden als Looser bezeichnen würde, nur weil die DWZ niedrig, wäre ich sowas von schnell weg. Ja, es solche Spieler, aber die haben meistens das gleiche Problem mit Jungen/Alten/Grünhaarigen.

Gerhard Streich
Gerhard Streich
2 Jahre zuvor

Ich kenne die Schachszene seit über 50 Jahren. Mir sind viele Fälle bekannt, dass sich Schachspieler mangels Erfolgs zurückgezogen haben. Du musst die Personen schon persönlich kennen, um das zu beurteilen. Die wenigsten werden dir ihre wahren Beweggründe nennen. Die sind dann einfach weg. Die soziale Einstufung mittels DWZ allein führt nicht dazu, aber sie verstärkt die Abkehr von Schachvereinen. Es geht nicht darum, ob dich jemand als Loser bezeichnet – so viel Taktgefühl haben die Allermeisten –, sondern darum, dass du dich als Loser fühlst. Dein Selbstwertgefühl ist kein Selbstläufer. So wie sich Glücksgefühle bei einem DWZ-Zuwachs einstellen, setzen… Weiterlesen »

Thomas Richter
Thomas Richter
2 Jahre zuvor

Es mag schon sein, dass sich Schachspieler “mangels Erfolg” zurückziehen. Aber wie Jörg Sonnenberger richtig schreibt, stagnierende oder nachlassende Spielstärke merkt man auch anderweitig – ebenso Dinge, die damit zusammenhängen (eventuell Henne-Ei): man kann sich nicht mehr konzentrieren oder motivieren. Es gibt aber auch Spieler – in meinem eigenen und anderen Vereinen – die nachlassende Spielstärke akzeptieren (wobei “ist mir egal” vielleicht nicht immer der Fall ist) und im teils weit fortgeschrittenen Alter dabei bleiben. Schach ist eben ein Sport oder Spiel “mit Ergebnissen”, das kann man nicht ändern – bei Turnieren, Mannschaftskämpfen oder auch freien Blitzpartien. Bei meinem anderen… Weiterlesen »

Gerhard Streich
Gerhard Streich
2 Jahre zuvor
Reply to  Thomas Richter

Dein Hinweis auf dein anderes Hobby ist hilfreich. Ich selbst war lange Zeit Radrennfahrer und hatte auf meiner Rennmaschine stets Glücksgefühle unabhängig davon, welchen Platz ich belegte; von Stürzen mal abgesehen. Wie du richtig schreibst, setzt das Schachspiel ein Ergebnis voraus. Wenn du verlierst, ist alles für die Katz‘: die Vorbereitung, der ganze Tag und die Tage danach. Betroffen sind aber nicht deine Muskeln, sondern dein Verstand, dein Ego! Wenn obendrein deine Wertungszahl in den Keller geht, bist du doppelt frustriert. Dass Schachspieler unterschiedlich damit umgehen, steht außer Frage, aber niemand kann mir erzählen, dass ihn das gleichgültig lässt. Ich… Weiterlesen »

Thomas Richter
Thomas Richter
2 Jahre zuvor

Bei meinem anderen Hobby hatte ich ein Rezept gegen den Zahn der Zeit: angestrebte Halbmarathon-Zeit 1 Stunde plus Alter in Minuten – und wenn es nicht klappte lag es am Wetter oder an der Strecke (so ging es etwa 15 Jahre lang – momentan würde ich eher nicht im Ziel ankommen, aber es gibt ohnehin keine Wettkämpfe). Wer mich persönlich kennt weiß, dass mich Niederlagen im Schach durchaus ärgern – manchmal hatte ich auch erwogen, (vorübergehend) aufzuhören. Aber für die Katz sind sie nicht unbedingt: man kann auch daraus lernen und “an Erfahrung gewinnen”. Wenn man das nicht will oder… Weiterlesen »

kleineme
kleineme
2 Jahre zuvor

Nach meiner Lesart würde jeder Teilnehmer an den Deutschen Jugendmeisterschaften eine Elo-Zahl erhalten.

Wie verträgt sich das mit der geforderten Untergrenze von 1900? Die hatten ja nicht mal alle Spieler in der U18, geschweige denn in den jüngeren Altersklassen. Wenn dann aber “dank” der Untergrenze nur sehr wenige Spieler eine Elozahl haben, wäre wiederum eine Eloauswertung weitgehend sinnlos.

kleineme
kleineme
2 Jahre zuvor

Eine weitere Vorgabe der FIDE würde verhindern, dass alle bisher DWZ-gewerteten Turniere elogewertet werden: abgesehen von Mannschaftskämpfen dürfen Eloturniere nicht länger als 90 Tage dauern. Damit fielen alle Vereinsturniere o.ä. weg, die im Monatsrhythmus von Herbst bis Frühjahr ausgetragen werden, eine wesentliche Grundlage für die Aussagekraft der DWZ. Selbst wenn man das auf sieben Runden im Zweiwochenrhythmus in ein Quartal gequetscht bekäme, blieben nicht nur die bereits erwähnten Hürden wie Schiedsrichter oder Gebühren. Man müsste den Vereinen auch vermitteln, dass sie nicht mehr einfach nur irgendwann die Ergebnisse einschicken können, sondern jedes Turnier sechs Wochen vorher anmelden müssen, für die… Weiterlesen »

Jörg Sonnenberger
Jörg Sonnenberger
2 Jahre zuvor
Reply to  kleineme

Es ist möglich, auch längere Turniere zu spielen. Dies genehmigt werden und dann monatliche Zwischenergebnisse eingereicht werden. Allerdings ist für Vereinsturniere eher die strikte automatische Paarung das Problem, da oft auch andere Systeme verwendet werden. In wie weit die FIDE da bei Turnieren ohne Titelnormen flexibler ist, weiß ich allerdings nicht.

kleineme
kleineme
2 Jahre zuvor

Es ist möglich, auch längere Turniere zu spielen. Hast du Erfahrung mit solchen Turnieren? Die Formulierung hört sich eher nach einer Ausnahmeregelung für Topturniere an, wenn die Qualification Commission zustimmen muss, Die wird sich vermutlich eher nicht mit jährlich 1000 Hintertupfinger Stadt- und Vereinsmeisterschaften beschäftigen wollen. Die monatliche Übermittlung von Zwischenergebnissen wäre dann aber noch eine weitere organisatorische Hürde, die es bei DWZ-Auswertungen nicht gibt. Die strikte Einhaltung der Swiss Rules ergibt sich hingegen zwingend aus dem Wortlaut der Rating Regulations, dort steht nur “Play must take place according to the FIDE Laws of Chess.”. Was aber für manche Vereinsturniere… Weiterlesen »

kleineme
kleineme
2 Jahre zuvor
Reply to  kleineme

…ergibt sich NICHT zwingend…

Jörg Sonnenberger
Jörg Sonnenberger
2 Jahre zuvor
Reply to  kleineme

Leider nein. Wäre tendenziell eine Frage, die man unserem Elo-Referenten mal stellen kann.
Zur Auslosung: https://handbook.fide.com/chapter/C0402 und insbesondere dort A(4) und A(5).

kleineme
kleineme
2 Jahre zuvor

Danke, da hatte ich nicht geschaut. Der erste Satz aus C.04.2.A.1 wäre zur Klarstellung auch gut in B.02.2 der Rating Regulations aufgehoben. Allerdings eröffnet das “should be” in A(1) durchaus Spielraum, solange man nicht willkürlich manuell eingreift.

Martin Schubert
2 Jahre zuvor

Hängt halt auch ein bißchen von der Struktur der Länder ab. Die DWZ hat gerade für die unteren Spielstärken aus gutem Grund spezielle Formeln (z.B. Beschleunigungsfaktor), die für realistischere Zahlen sorgen.

chesshans
chesshans
2 Jahre zuvor

Nur um die benannten Argumente noch mal mit Zahlen zu füttern. Für eine ELO-gewertetes Turnier zahlt man als Veranstalter derzeit 3 Euro pro Spieler, für eine DWZ-Auswertung ist dies in unserem Bezirk für vereinsinterne Turniere kostenlos. Für Turniere mit Startgeld zahlen wir 1 Euro pro Spieler. Abgesehen davon ist der Einsatz eines offiziell geschulten und registrierten Schiedsrichter eine hohe Hürde zumindest für viele kleine Vereine. Abgesehen davon ist die DWZ für viele (ich würde annehmen fast alle) Spieler (auch unter DWZ 2000) absolut relevant. Was ich bisher nie verstanden habe, warum die Berechnungsmethoden zwischen DWZ und ELO so unterschiedlich sind.… Weiterlesen »

Jörg Sonnenberger
Jörg Sonnenberger
2 Jahre zuvor
Reply to  chesshans

Die Berechnung der DWZ erfolgt nach dem grundsätzlichen Algorithmus von Arpad Elo mit einigen Verfeinerungen. Es ist grundsätzlich nicht so, dass die FIDE-Ratingzahlen immer gleich berechnet wurden, es gab immer wieder Verschiebungen bei einzelnen Konstanten etc. Eine (sinnvolle) Besonderheit bei der DWZ ist z.B. bei außergewöhnlich guten Turnierergebnissen nicht die Start-DWZ eines Spielers für die Berechnung seiner Gegner zu verwenden, sondern die Turnierleistung. Dies reduziert Deflation bei sich schnell entwickelnden Spielern. Ob jetzt DWZ und FIDE-Rating bei großer Anzahl Partien sich an den gleichen absoluten Wert annähern, weiß ich nicht und würde es auch für nicht wahrscheinlich halten. Aber: die… Weiterlesen »

kleineme
kleineme
2 Jahre zuvor

Eine (sinnvolle) Besonderheit bei der DWZ ist z.B. bei außergewöhnlich guten Turnierergebnissen nicht die Start-DWZ eines Spielers für die Berechnung seiner Gegner zu verwenden, sondern die Turnierleistung. Das mag Geschmackssache sein, ich konnte auch die ca. zehn Jahre ohne Sonderwertung leben 😉 Jedenfalls ist aber die Implementierung nach Wiedereinführung fragwürdig. Schon zu Ingozeiten und auch nach Umstellung auf DWZ wurde für die H-Zahl die Turnierleistung mit der eigenen DWZ verrechnet. Heute wird als Turnierleistung quasi die hypothetische Erst-DWZ ohne Bezug zur eigenen DWZ ermittelt. Das führt bei hochprozentigen Ergebnissen zu absurd hohen Werten, zumal bei 100% eigentlich gar kein Wert… Weiterlesen »

trackback

[…] wäre es ein Segen, wenn das so bliebe. Die Blockade des Präsidiums birgt am Ende eines von Beginn an verkorksten Verfahrens die Chance für einen Neuanfang, der den DSB hunderttausende Euro sparen könnte. In der […]

Krennwurzn
Krennwurzn
2 Jahre zuvor

Nationale Elo abschaffen, aber der FIDE keine Erpressungsmöglichkeit geben.

Also nationale Datenhohheit – vielleicht wäre eine Umstellung der FIDE-Elozahlen auf eine blockchain sinnvoll, da hätte dann niemand die absolute Datenkontrolle.

Jedenfalls sind die Hundertschaften an Wertungszahlen unnötig!! Blitz, Schnell, Turnierschach: FIDE, Heimatland und ein Nachbarland hat schnell mal einer …

Stefan
2 Jahre zuvor

Die skandinavischen Länder haben ihre nationalen Wertzahlen auch abgeschafft, ohne dass das Schachleben zusammengebrochen wäre, im Gegenteil. Meines Erachtens ist es auch kein Weltuntergang, wenn nicht jedes winzige Turnier, das unter zweifelhaften Bedingungen durchgeführt wird, ausgewertet werden muss. Als ich mit dem Schach angefangen habe, gab es keine Wertzahlen, sondern nur Leistungsklassen. Im Grunde waren das Minititel, die regelmäßig bestätigt werden mussten. In den asiatischen Spielen gibt es das Rang-System mit kyu und dan, das finde ich sehr schlüssig.

Stefan
2 Jahre zuvor

Schweden hatte nur von 1969 bis 2016 eine nationale Wertzahl. Die Diskussion über die Abschaffung habe ich nicht verfolgt, aber ich kann mir vorstellen, dass in kleineren Verbänden ein eigenes Wertungssystem weniger sinnvoll ist als in Deutschland. In Skandinavien kommt sicherlich hinzu, dass es auch bei unterklassigen Turnieren völlig normal ist, Spieler aus Dänemark, Schweden und Norwegen dabei zu haben. Wahrscheinlich ging es auch darum, ein für Skandinavien einheitliches Wertungssystem zu schaffen und dafür schlicht die Elo-Zahlen zu nehmen. Es wäre interessant zu hören, wie damit in grenznahen Regionen in Deutschland umgegangen wird.

Jörg Sonnenberger
Jörg Sonnenberger
2 Jahre zuvor
Reply to  Stefan

Als aktiver Go-Spieler kann ich dir sagen, dass uns mancher asiatische Amateurspieler um das europäische Ratingsystem beneidet. Beim Go kommt die ganz pragmatische Option des Handicaps dazu und deshalb ist es hilfreich, eine überregionale Vergleichsskala zu haben. Der dritte Kyu in Berlin war lange Zeit halt nicht mit dem dritten Kyu in München zu vergleichen, von London gar nicht zu reden.

Gerhard Streich
Gerhard Streich
2 Jahre zuvor

Über dieses Thema haben die Schachfreunde Hannover des Öfteren diskutiert, u.a. Ende 2017 unter dem Titel: Ist ein Leben ohne DWZ möglich? https://www.schachfreunde-hannover.de/ist-ein-leben-ohne-dwz-moeglich/
An dieser Stelle möchte ich mich kurzfassen:

1.   Da sich Elo in Deutschland durchgesetzt hat, sind DWZ eine überflüssige Zweitwährung.
2.   Für Leistungsschach sind Wertungszahlen unverzichtbar. Für Anfänger sind sie eine Droge. Für diejenigen, die ihren Zenit überschritten haben, sind sie ein Grund, sich vom Schachspiel zurückzuziehen.
3.   Nach unten muss es eine Kappungsgrenze geben, damit die Freude am Schachspiel im Vordergrund steht und nicht die soziale Einstufung der Spieler.

Thomas Richter
Thomas Richter
2 Jahre zuvor

Der Hinweis sei gestattet, dass der Link (Blogbeitrag und Kommentare) vor allem die Meinung von “Gerhard” wiedergibt, nicht unbedingt Konsensus oder Mehrheitsmeinung im Verein. Wie würden die Schachfreunde Hannover ohne DWZ ihre Mannschaften aufstellen? Man kann natürlich nur Ergebnisse der Vereinsmeisterschaft berücksichtigen, das wäre dann auch ein Ranking. Punkt 1. stimmt so nicht, z.B. wurden gerade die deutschen Jugendmeisterschaften nach DWZ ausgelost – da Elo teils bedingt aussagekräftig ist (nur wenige Turniere) und einige in den unteren Altersklassen gar keine haben. Generell ist “DWZ abschaffen” etwas missverständlich: gemeint ist nicht “gar keine Zahl mehr” sondern “(aussagekräftige) Elo für alle” –… Weiterlesen »

Werner Berger
Werner Berger
2 Jahre zuvor
Reply to  Thomas Richter

“Wie würden die Schachfreunde Hannover ohne DWZ ihre Mannschaften aufstellen? Man kann natürlich nur Ergebnisse der Vereinsmeisterschaft berücksichtigen, das wäre dann auch ein Ranking.”
Das setzt natürlich voraus, dass die Schachfreunde Hannover eine Vereinsmeisterschaft tatsächlich durchführen …

Gerhard Streich
Gerhard Streich
2 Jahre zuvor
Reply to  Werner Berger

Wieso kann man für Mannschaftsaufstellungen nur Ergebnisse der Vereinsmeisterschaften berücksichtigen? Die Frage hat sich für uns nie gestellt. Nichtsdestotrotz haben wir jahrzehntelang solche durchgeführt. Guckst du:
Die ewige Liste. https://www.schachfreunde-hannover.de/die-ewige-liste/
Dass das heute anders ist, ist nun mal der Lauf der Zeit. Aber deshalb war die Vergangenheit nicht falsch.

Gerhard Streich
Gerhard Streich
2 Jahre zuvor
Reply to  Thomas Richter

Jugendliche sollen sich möglichst über Turniere qualifizieren und nicht über bedingt aussagekräftige Zahlen. Dadurch werden Turniere aufgewertet. Wenn Talente eine gewisse Spielstärke erreicht haben, erhalten sie automatisch eine Wertungszahl, die dann Sinn macht. – Die Mannschaften der Schachfreunde Hannover wurden jahrzehntelang ohne Wertungszahlen aufgestellt, obwohl es diese schon immer gab (Ingo). Früher hat sich niemand um die Zahlen gekümmert. Mannschaftsaufstellungen beruhen meist auf gewachsenen Strukturen. Wenn Spieler den Verein verlassen oder neue hinzukommen, wird vor der Saison einvernehmlich darüber gesprochen, wer wo aufgestellt wird. Wo ist das Problem?   Mit Schiedsrichtern halte ich es wie Robert Hübner. Die sind meistens… Weiterlesen »

Thomas Richter
Thomas Richter
2 Jahre zuvor

Natürlich muss man Mannschaften nicht strikt nach Elo/DWZ aufstellen, es gibt diverse andere Faktoren. Auch “gewachsene Strukturen” können sich ändern, plötzlich oder allmählich – nicht nur durch Zu- und Abgänge, auch bei bereits vorhandenen Spielern (Spielstärke, Motivation, für Schach verfügbare Zeit, …). In großen Vereinen (meiner hat oder hatte vor Corona fünf Mannschaften) hat vielleicht niemand einen wirklich kompletten Überblick. Es mag Vereine geben, die DWZ nicht brauchen – andere Vereine wollen sie vielleicht als jedenfalls ein Kriterium beibehalten. Und sei es nur als “Tiebreaker”, wenn man sonst keine (einvernehmliche) Entscheidung findet. Ich sehe es auch so, dass man bei… Weiterlesen »

Gerhard Streich
Gerhard Streich
2 Jahre zuvor
Reply to  Thomas Richter

Grundsätzlich habe ich weder etwas gegen Wertungszahlen noch gegen Schiedsrichter. Werden diese an der richtigen Stelle eingesetzt, sind sie für den Schachsport ein Gewinn. Wenn jedoch Wertungszahlen und Schiedsrichter das Königliche Spiel(!) beherrschen, bewirken sie das Gegenteil. Meine Kritik an der DWZ-Sucht habe ich anhand eines konkreten Beispiels vor einem Jahr im Blog der Schachfreunde Hannover dargelegt: Conrad, ich habe meine DWZ geschrumpft. https://www.schachfreunde-hannover.de/conrad-ich-habe-meine-dwz-geschrumpft/ Schach hat in Deutschland ein schlechtes Image, weil wir aktuell ein Präsidium haben, das so ist, wie es ist, und weil wir schon länger eine schleichende Entwicklung im DSB haben, wonach der Formalismus stetig anwächst. Die… Weiterlesen »