Carlsens Rückkehr zu chess.com

Das Verhältnis von Magnus Carlsen zur größten Schachplattform chess.com war im Lauf der Pandemiemonate zunehmend von atmosphärischen Störungen geprägt. Die US-Firma ebenso wie die norwegische Schachgruppe versuchten, dem rasant steigenden Interesse am Schach mit neuen Angeboten gerecht zu werden.

Das führte zu Bildern wie diesem von der Magnus Carlsen Chess Tour …

chess24 hat es es organisiert, aber bei chess.com schauen via Nakamura zehn Mal so viele Leute zu. Magnus Carlsen war nicht amüsiert. | Screenshot: Schwedischer Schachverband

… und die Norweger fühlten sich kannibalisiert: Während die Carlsen-Firmen Wettkämpfe und Preisgelder organisierten, griffen die Amerikaner ein Gros der Zuschauer für sich ab, weil sie sich auf die hinsichtlich Reichweite explodierten Kanäle des chess.com verbundenen Hikaru Nakamura stützen konnten.

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Damit nicht genug. Obendrein ging aus den chess.com-Übertragungen oft nicht eindeutig hervor, wer denn eigentlich diese Schachshow bezahlt, die da gerade übertragen wird. Schließlich beschwerte sich Carlsen öffentlich …

… und arrangierte eine Retourkutsche. Zum ersten Mal seit Jahren loggte er sich bei chess.com ein, eine Seite, die er gemieden hatte, seitdem er versucht, sein eigenes Schachimperium aufzubauen. Seinen Account wollte Carlsen binnen einer Sitzung auf ein höheres Rating spielen als die gut 3200 von chess.com-Platzhirsch Nakamura, und er ließ es aussehen, als spiele er auf chess24:

Am Ende einer siebenstündigen Sitzung misslang das Vorhaben. Beim Stande von 3156 verlor Carlsen eine Partie gegen den kanadischen GM Eric Hansen, loggte sich aus und mottete seinen Account für immer ein.

Jetzt muss er einen neuen anlegen.

Es war eine der Nachrichten der vergangenen Woche, als chess.com verkündete, Magnus Carlsen sei Teil des Teilnehmerfelds bei der Speed Chess Championship. Der Weltmeister bekommt beim mit 100.000 Dollar dotierten K.o.-Turnier genau den harten Wettbewerb serviert, den er liebt, wahrscheinlich ein Grund, warum er trotz des Zanks mit chess.com mit von der Partie ist.

Das Feld ist gespickt mit Weltklassespielern, dazu Nakamrua, dazu einige Youngster, die bald welche sein werden, allen voran der im Schach immer noch staatenlose Iraner Alireza Firouzja. Am Sonntag beginnt das Spektakel mit dem Match von WM-Kandidat Maxime Vachier-Lagrave gegen den indischen Wunderknapen Nihal Sarin. Am Montag schon greift Magnus Carlsen ins Geschehen ein, er spielt gegen den Iraner Parham Maghsoodloo.

Das Finale soll am 13. Dezember gespielt werden.

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Thomas Richter
Thomas Richter
3 Jahre zuvor

“Das Feld ist gespickt mit Weltklassespielern, dazu Nakamrua, dazu einige Youngster, die bald welche sein werden” Interessante Formulierung – demnach ist Nakamura nicht (mehr) Weltklasse? Und wer wird es alles – nicht “vielleicht”, sondern definitiv? Ist Duda (seit einiger Zeit top20) Weltklasse oder nicht? Was ist mit Artemiev – war schon einmal Nummer 10 der Weltrangliste und fiel dann zurück? Fedoseev ist inzwischen 25 und damit wohl nicht mehr “Youngster” – auch er schien auf dem Weg nach ziemlich weit oben und dann ging es wieder abwärts. Maghsoodloo galt als vielversprechend aber schaffte bisher “nicht einmal Elo 2700”. Die beiden… Weiterlesen »