Der Chef eines deutschen Unternehmens mit neunstelligem Jahresumsatz gibt ein Schach-Interview, in dem er beschreibt, wie er sich bei der Unternehmensführung von dem leiten lässt, was er beim Spiel lernt. Einer der größten deutschen Musikstars bekennt öffentlich: “Ich war süchtig nach Schach.” Eine Schachserie erobert die TV-Charts, nicht nur in Deutschland, weltweit.
Schach brummt mal wieder. Gäbe es hierzulande eine Organisation, die dem Ansehen und der Verbreitung des Schachs verpflichtet ist, sie hätte eine Festwoche hinter sich, einen Selbstläufer. Die drei oben genannten Geschichten hätte sie auf allen Kanälen rauf- und runtergespielt. Die Extra-Aufmerksamkeit für unser Spiel hätte sie genutzt, um für das am Samstag beginnende erste Aufeinandertreffen der drei besten deutschen Schachmeister mit dem aufstrebenden Jungstar des deutschen Schachs zu trommeln.
So eine Organisation fehlt bitterlich. Angesichts des drohenden Niedergangs unserer Vereinslandschaft ist das generell zum Heulen – und in Wochen wie dieser besonders. Aber, immerhin, wir haben ja den Schachverband Württemberg und seinen monatlichen Newsletter.
Wer einfach mal ignoriert, wie dieser Newsletter aussieht, und ihn dann von hinten nach vorne liest, der stellt fest, dass sich daraus ein veritables Schachmagazin machen ließe, eines, das bei weitem nicht nur in Württemberg für Aufsehen sorgen würde. Sogar eines, das andere Publikationen mit dem “Magazin” im Titel regelmäßig alt aussehen ließe.
Wer zum Beispiel dachte, der Noweger Simen Agdestein sei der einzige Mensch, der in der Fußball- und Schach-Nationalmannschaft seines Landes gespielt hat, wurde in der Oktober-Ausgabe des Württemberger Schachbriefs (“Verkündungsorgan” nennen sie derartige Publikationen bei der Schachverwaltung) eines Besseren belehrt.
Es gibt ja noch den Holzhändler Torkil Nielsen. Der lebt auf den Färöer, und er hat sogar das Siegtor geschossen, als die Färöer-Fußballer am 12. September 1990 beim 1:0 gegen Österrreich zum ersten Mal ein Länderspiel gewannen.
Fußball spielt Nielsen kaum noch, Schach immer besser. Auf 35 Einsätze für die Färöer bei Schach-Olympiaden blickt er zurück. Im Mai 2020 hat er seinen Elo auf das bisherige Allzeithoch von 2171 gehievt. Die Nationale Top 10 ist in Reichweite. Neben seiner späten schachsportlichen Blüte setzt sich Nielsen im Clubvorstand von Sandavágs Talvfelag ehrenamtlich für das Schach auf den Färöer ein.
“Ein tolles Spiel, ein großer Gewinn für mich”
Eine tolle Geschichte, die an dieser Stelle nicht angerissen worden wäre, hätte der Schreiber dieser Zeilen nicht unlängst entdeckt, dass die letzten Seiten des Newsletters Württemberg Pflichtlektüre sind. Dort stand sie, dort findet sich vieles, dass beim Schach ganz vorne stünde, gäbe es eine Organisation, die dem Ansehen und der Verbreitung … naja, das hatten wir schon.
Auch Campino wäre uns durch die Lappen gegangen, hätte er nicht aus der Digital-Ausgabe besagten Verkündungsorgans zu uns gesprochen: “Ich kann jetzt Schach spielen”, antwortet der Tote-Hosen-Sänger auf die Frage, was sich durch die Pandemie in seinem Leben verändert habe. Sein Sohn habe ihm das Spiel beigebracht, das habe zu einer Phase der Schachsucht geführt.
Was bleibt, nachdem die Sucht abgeflaut ist? “Ein ganz tolles Spiel, ein großer Gewinn für mich.”
Hallo Conrad, der Begriff “Newsletter Württemberg” war Ende 2015 ein Vorschlag unseres Präsidenten Armin Winkler, als klar war, dass es ab Januar 2016 keinen gedruckten 32-seitigen Zeitschriften-Einbinder mehr geben würde. Zuvor war mehr als zwei Jahrzehnte die Rochade der Träger dieser 32 Seiten in der Mitte der Zeitschrift, später die Schach-Zeitung mit dem berühmten Bindestrich. Dieser Tradition fühlt sich der digitale Newsletter Württemberg als weiterhin “Offizielles Verkündungsorgan” des Schachverbands Württemberg verbunden, auch hinsichtlich der Kapitel und des Aufbaus. Wir erheben keinerlei journalistischen Anspruch! Der Redakteur des Newsletter Württemberg ist nichts anderes als ein Compiler, der einfach alle Beiträge aus dem… Weiterlesen »
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