Das Butterbrot-Prinzip

Dieses Ritual wird nächste Woche fehlen: Zu Beginn des Tages die neue Schachbund-Seite besuchen, von Kevin Högy kommentierte Masters-Partien herunterladen und diese genüsslich nachspielen.

Heute gab es zu Kaffee und Käsebrot das Drama Donchenko-Blübaum. Ersterer war nach seiner Niederlage am Vortag mit einem glänzenden Anti-Französisch-Vortrag drauf und dran, sich die Tabellenführung zurückzuholen. Dann geriet er ins Trudeln und fing sich einen nicht minder glänzenden Konter.

Im Nachhinein wird diese Begegnung wahrscheinlich als zentrale, entscheidende des Turniers gelten. Aber egal, wie das in Magdeburg ausgeht: Die Burschen können spielen, jeder von ihnen. Und Högy gelingt es, leicht verdaulich und stets instruktiv aufzuzeigen, wie viel Substanz hinter den Zügen der Donchenkos und Blübaums steckt.

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Weil wir an dieser Stelle stets das Haar in der Suppe finden, müssen wir auf zwei logische Brüche hinweisen. Als Donchenko (beinahe a tempo) 30.Tb8? zog, hat er entgegen Högys Annahme durchaus an Gitte Hennings “Ich will alles” und an Queens “I want it all” gedacht, eben jene beiden Lieder, auf denen das Butterbrotprinzip basiert.

Stattdessen hätte er in Gedanken an eine Evanescense-Ballade seine Gier abklingen lassen sollen: “Good enough“. Die Partie wäre womöglich anders gelaufen.

Wenn eine Behauptung gebetsmühlenartig wiederholt wird, macht sie das nicht wahrer. Darum wollen wir, das zweite Haar in der Suppe, noch kurz einen Passus beleuchten, der jeden Tag aufs neue über den kommentierten Partien steht:

Wäre unser Präsident noch der moderne Vordenker von vor eineinhalb Jahren, würde das mit dem “DSB-Team” stimmen. Damals galt, dokumentiert in der Vorberichterstattung zum Kongress 2019: “Krause schwebt in seiner Geschäftsstelle eine Pool-Lösung statt einer Trennung vor: ein Team von Mitarbeitern für das Schach, auf die die DSJ bei Bedarf zugreifen kann.”

Vielleicht hat es sich nicht bis zum anonymen DSB-Berichteschreiber herumgesprochen? Krause hat in dieser Sache seine Meinung längst um 180 Grad gedreht: Kein Team, die Geschäftsstellen und ihre Mitarbeiter gehören getrennt. DSJ-Mitarbeiter Högy soll demnächst in der anderen Geschäftsstelle arbeiten.

Würde nach dem klügsten aller Schachmeister gesucht, der einstige Oxford- und Harvard-Student Jonathan Rowson wäre ein Kandidat. Das Butterbrot-Prinzip beleuchtet er im Kapitel über Todsünde sechs: Perfektionismus.

(Titelfoto: Arne Jachmann/Deutscher Schachbund)

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