Bayerns ältester Sportverein: der Münchner SC 1836 will in die Bundesliga

Deutsch-deutsches WM-Match 1908, Lasker gegen Tarrasch. Die ersten vier Partien im Düsseldorfer Seeklima liefen schlecht für Tarrasch, danach zogen die Herren und ihr WM-Kampf nach München um. Als Tarrasch in der bayerischen Hauptstadt endlich besser ins Match fand, lag er schon 1,5:5,5 zurück. Nach 16 Partien hatte Lasker die benötigten acht Siege unter Dach und Fach, und das WM-Match war vorbei. 10,5:5,5 für Lasker.

Alireza Firouzja soll den Münchner SC von 1836 in die Bundesliga und zum Kräftemessen mit dem ewigen Lokalrivalen FC Bayern führen. | Foto: Maria Emelianova/FIDE

Für den seinerzeit schon 72 Jahre alten Münchner SC von 1836 ging es im Sog des deutsch-deutschen WM-Matches erst richtig los. „Wie Boris Becker fürs Tennis“ sei der WM-Kampf der beiden deutschen Schachgiganten seinerzeit einzuschätzen, sagt Clubchef Michael Reiß. Dem Münchner Duell um die Krone folgte eine erste Blütezeit seines Vereins.

Mit Firouzja in die Bundesliga

Als der älteste Sportverein Bayerns 1836 gegründet wurde, war Schach eine elitäre Angelegenheit. Das änderte sich nur nach und nach, bis 1903 der Deutsche Arbeiter-Schachbund (DAS) als Dachorganisation der Arbeiterschachclubs gegründet wurde. Deren Zweck war, „Arbeiter vom Biertrinken und Kartenspielen abzulenken und zum Nachdenken anzuregen“. Der DAS hatte laut Wikipedia zeitweise mehr als 10.000 Mitglieder, ein veritables Gegengewicht zum bürgerlichen Deutschen Schachbund. 1933 wurden alle Arbeitersportverbände aufgelöst, auch der DAS.

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Der MSC hat die Schacholympiade 1936 ausgerichtet, er war der Heimatverein von Wolfgang Unzicker – und er stand mehr als einmal vor dem Aus. Jetzt erleben die Münchner wieder einen Höhenflug. Aus der Münchner B-Klasse sind sie bis in die zweite Bundesliga emporgeschossen. „Gut situierte Mitglieder“ sorgen unter anderem dafür, dass Schach-Shootingstar Alireza Firouzja ein Münchner ist. Und mit dem soll noch ein weiterer Aufstieg folgen, um demnächst in der Bundesliga dem ewigen Lokalrivalen FC Bayern ein Schnippchen zu schlagen.

Die Süddeutsche Zeitung hat dem ältesten Sportverein Bayerns jetzt eine ausführliche Reportage gewidmet:

Partiekommentare von Fischer, Larsen, Petrosjan, Portisch – und vom Juristen Wolfgang Unzicker, den viele seinerzeit als “Schach-Amateurweltmeister” betrachteten. Unzicker war nie Profi und doch unter den besten 20 Spielern der Welt. Besonderheit dieses unlängst neu aufgelegten und in moderne Notation übertragenen Werks: Alle Spieler kommentieren alle ihre Partien, sodass der Leser zu jeder Partie die Perspektive beider Beteiligten sieht und vergleichen kann.

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