Stuttgarter Zeitung: Schach fliegt raus

Beim Nachrichtenmagazin Spiegel machen sie mehr Schach denn je. Dafür gibt es einen einfachen Grund: Schach funktioniert, es wird geklickt und gelesen. Das hat unlängst Spiegel-Sportchef Lukas Rilke im Gespräch mit dieser Seite erklärt.

Obwohl es anderswo funktioniert, halten die Macher von Tageszeitungen offenbar wenig vom Schach. Diese Woche wurde bekannt, dass der Londoner “Evening Standard” nach 63 Jahren seine Schachkolumne einstellt – und nicht nur der. Nachdem es vor vier Jahren die Schachkolumne in der Badischen Zeitung erwischt hatte, wird nun das Schach in der Stuttgarter Zeitung abgesägt.

Dort gab es die Kolumne sogar 71 Jahre lang. Theo Schuster hatte sie 1949 gegründet und bis zu seinem Tod 1998 betreut. Danach übernahm Harald Keilhack. Jetzt soll Schluss sein.

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Hartmut Metz in der Badischen Zeitung ist schon weg, Harald Keilhack in der Stuttgarter Zeitung ist bald weg. Ja, wer bleibt denn da noch außer Helmut Pfleger in der Zeit (und der wird nicht jünger). Roswin Finkenzeller in der FAZ? Der wird auch nicht jünger verfasst zwar lesenswerte Elaborate, aber der Schach-Zusammenhang ist stets arg konstruiert und die Diagramme oft fehlerhaft. Dann lieber Stefan Kindermann in der Süddeutschen, dessen wöchentliche Schachkolumne schon ins vierte Jahrzehnt geht.

Weil wir gerade dabei sind, eine Quizfrage: Wer hat die mit einigem Abstand meistverbreitete Schachecke/-spalte in deutschen Zeitungen gemacht?

Wer jetzt Pfleger, Metz oder Keilhack antwortet, der liegt falsch. Es war der Schreiber dieser Zeilen, der Anfang der 2000er knapp fünf Jahre lang jedes Wochenende ein Schachhäppchen produziert hat, gedruckte Auflage beständig über 500.000, gelegentlich mehr als 1 Million.

Gesammelte Werke: Ein Buch auf Grundlage zukünftiger Schachspalten in der Stuttgarter Zeitung wird es mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht geben.

Hatte sich zufällig ergeben. Eine Agentur, die Rätsel- und Gimmickseiten für die Wochenendmagazine von Tageszeitungen produziert, war auf die Schachkolumne im Wochenend-Magazin der Neuen Westfälischen aufmerksam geworden. Die haben gefragt, ob sie das Ding kaufen und verwenden können. Fortan erschien die Kolumne landauf, landab wöchentlich in diversen Zeitungen.

Anrufen, Abo-Entzug drohen

Sie war allerdings längst nicht so gut wie das, was die oben genannten Herren produzier(t)en. Meine war schnell hingerotzt, einfach damit Schach präsent ist. Und so wurde sie nach knapp fünf Jahren eingestellt. Nicht weil der Verlag nicht mehr wollte, sondern weil der Autor sich mit diesem halbgaren Produkt nicht komfortabel fühlte, aber keine Kapazität (Lust?) hatte, es richtig zu machen,

Ob wir die Stuttgarter noch stoppen können, egal, was deren politischer Korrespondent Norbert Wallet sagt? Die werden das durchziehen, außer sie spüren Gegenwind. Insofern, liebe Leute aus Stuttgart und Umgebung, ruft da bitte mal an oder schreibt dahin und droht mit Abo-Entzug.

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Claus Seyfried
3 Jahre zuvor

Hier gibt es erfreuliche Neuigkeiten. Vermutlich war die Entscheidung gegen die Schachecke sowieso eine knappe Entscheidung. Nach der verzögerten Entwicklung der neuen Wochenende-Beilage und des aktuellen Schach-Booms war daher ein Umdenken nicht unmöglich.

https://www.stuttgarter-schachfreunde.de/?content=/news_details/2020/770/770.html

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[…] Neuigkeiten zu verbreiten und Tipps zu geben, wie sich die Spielstärke heben lässt. Nach dem Aus für die Schachkolumne in der Stuttgarter Zeitung nun also ein Neuling in der überschaubaren […]

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[…] so lag das Vorhaben auf Eis, bis ich beim Lesen eines Artikels von Harald Keilhack auf der Seite des Schachverbands Württemberg über den folgenden Satz stolperte: […]