Den außerordentlichen Bundeskongress 2022 hat das DSB-Präsidium einberufen, damit eine neue, schlanke Satzung beschlossen werden kann. Vier Tage vor Beginn des Kongresses räumt das Präsidium ein, es habe das Ziel, die Satzung zu verschlanken, verfehlt. Der außerordentliche Kongress am Samstag in Ulm findet trotzdem statt, aber es wird nicht über die Satzung gesprochen. Der Antrag zur Satzungsreform ist zurückgezogen. Nächster Anlauf: 2024.
Der Entwurf, im Wesentlichen aus der Feder von Vizepräsident Ralph Alt, steht seit Wochen im Detail wie generell in der Kritik. Die vorgesehenen Ämter und Posten, die damit verbundene Hierarchie und Bürokratie, interpretiert mancher Beobachter als neuerliches Indiz dafür, wie schwer sich die Schachverwaltung damit tut, in der Moderne anzukommen.
Im Detail hatte die Kritik von Bundesturnierdirektor Gregor Johann für Aufsehen gesorgt. „Ich habe in meiner Freizeit besseres zu tun, als Hierarchien hoch und runter zu stiefeln, um Dinge in Bewegung zu setzen“, hatte Johann auf Anfrage dieser Seite zum vorliegenden Entwurf mitgeteilt – und angekündigt, sich unter diesen Umständen nicht wieder zur Wahl zu stellen.
Nachdem in den Wochen vor dem Kongress schon eine Reihe Änderungsanträge zur neuen Satzung eingegangen war, dient dem Präsidium nun ein Papierschwung aus Württemberg als mutmaßlich willkommener Aufhänger, das Thema vorerst zu beerdigen, einer Endlos-Debatte über Details auszuweichen und bei Null neu anzufangen.
31 Änderungsanträge habe der Württembergische Verband mit seinem Präsidenten Carsten Karthaus nach Ablauf der Frist eingebracht, ohne sich zuvor an der Arbeit an einer neuen Satzung beteiligt zu haben. „Wir hätten uns gewünscht, dass uns die Anträge vorher erreicht hätten“, steht in einer von DSB-Präsident Ullrich Krause unterzeichneten Präsidiumserklärung.
Kaum waren die Satzungsanträge vom Tisch, landeten eine Reihe anderer Anträge auf demselben, dringliche Anträge:
- Das DSB-Präsidium soll sich erkennbar und zielführend des FIDE-Problems annehmen und international eine Führungsrolle spielen.
- Das DSB-Präsidium soll ernsthaft und systematisch daran arbeiten, mehr Mädchen und Frauen ins Schach zu bringen und sie dort zu halten.
Eine schöne Vorlage für die Verwaltungsfachleute, um die ihnen entgangene Satzungsdebatte zu kompensieren. Stattdessen können sie nun im Detail und ausufernd debattieren, wann ein Antrag dringlich ist oder nicht.
Zeit dafür sollte vorhanden sein. Für alle anderen beim Kongress zu behandelnden Themen liegen die Lösungen ja auf der Hand. Das müsste schnell abgearbeitet sein:
Mitglieder- und DWZ-Verwaltung
Während die DWZ-Verwaltung in ihrer gegenwärtigen Form zusehends kollabiert, ist darüber so lange geredet worden, dass es unvorstellbar ist, wären immer noch nicht alle Argumente ausgetauscht und die beste Lösung immer noch nicht gefunden.
Natürlich gibt es weiterhin Leute, die finden, es ginge viel einfacher und vor allem günstiger, aber das sind wahrscheinlich nur Defätisten.
Deutsche Meisterschaft
Die besten deutschen Schachspieler und Schachspielerinnen kämpfen um den deutschen Meistertitel. Gerne dürfen einzelne Amateure aus den Ländern mitspielen und versuchen, ihre David-vs.-Goliath-Geschichte zu schreiben. Solche Amateure müssen sich qualifizieren, um an einer Deutschen Meisterschaft teilzunehmen.
Arbeitskreis der Landesverbände
Wird abgeschafft. Wie sich jetzt die hauptamtlichen Mitarbeiter:innen des DSB in Ermangelung von Hilfe und Vertrauenspersonen schließlich selbst aus einer Notlage befreit haben, wirft ein neuerliches Schlaglicht auf das mehrjährige Versagen aller DSB-Instanzen und -Gremien und der darin versammelten Schachverwaltungsfachleute.
Eine Auflösung des AKLV wäre ein erster Schritt, den DSB aus dem lähmenden Klammergriff der Länder zu befreien. Wir sollten den DSB gestaltungsfreudigen Leuten überlassen, die in erster Linie an Blüte und Wohlergehen des nationalen Verbands (und nicht zuletzt dessen Angestellten) interessiert sind.
Spielbetrieb
Zur generellen Aufgabe, die Bewohnbarkeit des Planeten zu erhalten, kommt das akute Problem einer Energiekrise. Das Schach leidet derweil unter einem auf lokaler und regionaler Ebene erodierenden Spielbetrieb. Das sind die Voraussetzungen, denen es gerecht zu werden gilt.
Wie das geht, liegt auf der Hand: Wir regionalisieren den Spielbetrieb, stärken die regionalen Strukturen und sorgen dafür, dass weniger Schachspieler weniger weit durch die Gegend fahren. Ergo: Die zweiten Bundesligen werden ersatzlos gestrichen. Um die Attraktivität des nationalen Spielbetriebs zu steigern, ermitteln künftig die besten Oberligateams in Playoffs die Aufsteiger in die Bundesliga.
Nun ließe sich anmerken, dass aber doch dem Kongress ein gegenteiliges Modell vorliegt: Mehr Schachspieler sollen mehr durch die Gegend fahren, und der Spielbetrieb soll oben aufgeblasen werden, anstatt ihn unten zu stärken. Stimmt, dieses Tönerne-Füße-Modell liegt vor.
Wer genau hinsieht, erkennt, dass es sich nur um einen Scherz zur Belustigung der Delegierten handeln kann. Eine zweigleisige zweite Bundesliga (und, hihi, darunter noch eine dritte) würde schon daran scheitern, dass niemand mitspielen will. Dieser Seite hat sich bislang nicht ein einziger Schachspieler offenbart, der gerne mehr Lebenszeit verballern möchte, indem er künftig am Wochenende mehr und weiter fährt, aber mehrere, die sagen, dass sie an einer zweigleisigen zweiten Liga mit zwölf Mannschaften nicht teilnehmen würden.
Der Kongress beginnt am Samstag, 15. Oktober, um 9 Uhr im Hotel Leonardo Royal, Moerikestrasse 17, 89077 Ulm. Voraussichtlich wird es einen Live-Stream geben.
Ein Großteil der Leute nur am Handy. Anträge und Wortmeldungen zur Selbstdarstellung. DSBKongress2022
Wenn linke Aktivisten den Kongress mit einer Antragsflut zuspammen, kann auch die beste Kongressleitung nichts dagegen ausrichten. Nichtbefassung ist die adäquate Reaktion auf flächendeckenden Missbrauch des Antragsrechts.
«Der Entwurf, im Wesentlichen aus der Feder von Vizepräsident Ralph Alt, steht seit Wochen im Detail wie generell in der Kritik.»
Kann mich mal jemand erhellen? 1. War dieser neue Satzungsentwurf, der die alte Satzung ablösen sollte, tatsächlich hauptsächlich das Werk einer einzelnen Person? 2. Ist der Entwurf wenigstens vorher dem AKLV vorgestellt und erläutert worden? 3. Wenn zu 2. ja, gab es für die Landesverbände die Möglichkeit, *rechtzeitig* Änderungswünsche zu äußern? 4. Lebt der AKLV überhaupt, oder ist das wieder nur so ein «und wenn Du mal nicht weiter weißt, dann gründe einen Arbeitskreis» Ding?
Wenn ich in der Präsidiumssitzung des Schachbund NRW richtig informiert wurde, dann sollte auf dem Kongress über eine neue Satzung «en block» abgestimmt. werden. Sollte das tatsächlich so geplant gewesen sein, war das taktisch natürlich ziemlich dämlich. Sobald nur ein Stein des Anstoßes gefunden wurde, ist das Ding in Gänze klinisch tot.
Die Ukraine brauchen dringend Waffen und kein Dringlichkeitsantrag von Verbänden über dinge die man als teil der Sanktionen sehen könnte. Hier übertreffen sich die Antragsteller mit abkupfern der öffentlichen Meinung und schreiben und schreiben. Hauptsache mal gemeldet auch wenn es gegen den Arbeitgeber ist, was sagt der Betriebsrat eigentlich dazu wenn man die Interessen von zwei Herren gegensätzlich vertritt. Der DSB egal unter welchem Präsidenten hat sich im Umgang mit der Fide eine dicke Nase geholt. Nun wird ein Führungsanspruch gefordert von wem ? Muss man Anträge schreiben für dinge die in der Situation eigentlich keine Anträge bedürfen. In Deutschland… Weiterlesen »