Carlsen und Niemann auf der Spur

Die FIDE hat jetzt aus den Mitgliedern ihrer Fairplay-Kommission eine dreiköpfige Gruppe gebildet, die die Affäre um Magnus Carlsen und Hans Niemann untersuchen wird. Teil dieser Gruppe ist Klaus Deventer, der Fairplay-Chef des Deutschen Schachbunds. Unter anderem ihm obliegt es nun zu ermitteln, ob Niemann falsch gespielt und/oder ob Carlsen zu weit vorgeprescht ist. Weitere Mitglieder des Gremiums: Kommissionsvorsitzende Salomeja Zaksaite aus Litauen, Strafrechtlerin und Kriminologin, sowie Vinzent Geeraets, Assistenzprofessor in der Abteilung für Rechtstheorie und -geschichte an der Vrije Universiteit Amsterdam.

Das Gremium will alle verfügbaren Daten und Beweise zusammenstellen und analysieren. “Im besten Interesse der Schachgemeinschaft möchten wir die Öffentlichkeit bitten, von Spekulationen über die Ergebnisse und mögliche Sanktionen abzusehen, bis alle verfügbaren Fakten sorgfältig geprüft und eine ordnungsgemäße Untersuchung abgeschlossen ist”, sagt Zaksaite.

Das Trio aus der Fairplay-Kommission repräsentiert Know-how in juristischen Dingen und in der Methodik von Ermittlungen, wäre aber auf sich gestellt bei weitem nicht gerüstet, die schwierige, vielleicht kaum lösbare Aufgabe zu bewältigen, in Sachen Niemann/Carlsen Gewissheit herzustellen. Dafür werden Spezialisten konsultiert werden müssen. Die Möglichkeit, Expertenrat anzufordern, hat die FIDE ihrem Ermittlergremium ausrücklich eingeräumt.

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Inwieweit sie diesen Expertenrat bekommt, wird ein springender Punkt sein. Die Dreierkommission könnte den Auftakt einer Zusammenarbeit mit den beiden großen Schachseiten und deren Fairplay-Fachleuten markieren, und daraus könnte ein verlässliches Verfahren und eine Institution erwachsen, die künftig Cheating-Fälle regelt und gegebenenfalls sanktioniert. Aber ob es dazu kommt, ist offen. Vergangene Versuche, zueinander zu finden, sind gescheitert.

Chess.com hat schon angekündigt, dass es in derselben Sache einen Alleingang unternimmt.

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Chess.com-CEO Erik Allebest hat dazu auf Reddit zu Protokoll gegeben, dass es in diesem Fall um nicht weniger als die Zukunft des Schachs geht. Ob der US-Branchenriese diese Zukunft gemeinsam mit anderen gestalten will, mit der FIDE und Lichess etwa, ist offen.

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philburns
philburns
1 Jahr zuvor

Hoffentlich scheuen die sich nicht, durchzugreifen. Die Daten aus der Iglesias-Untersuchung sind erdrückend. Es ist ja geradezu ein Skandal, dass das noch nicht aufgedeckt worden ist.

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[…] Carlsen und Niemann auf der Spur […]