Wer einem Kind Schach beibringt, macht ihm ein Geschenk fürs Leben. Sind die Grundlagen gelernt, und das geht erstaunlich schnell, kann sich das Kind immer wieder dem Spiel zuwenden – auch nach jahrelanger Pause. Wie Schach funktioniert, bleibt hängen, das ist wie beim Fahrradfahren oder Schwimmen.
Räumen wir erst einmal mit dem Vorurteil auf, Schach sei Superhirnen vorbehalten:
• Jedes Kind kann Schach lernen
Schach macht Superhirne!
Es stärkt Vorstellungskraft, Denkvermögen, Mustererkennung. Jeder Schachspieler, egal auf welchem Level, kann besser werden. Und wer einmal gespürt hat, wie er in etwas besser wird, der gewinnt Selbstvertrauen. Schach funktioniert nicht nur als Turbolader für die grauen Zellen, es stärkt obendrein die Persönlichkeit.
Der Schachlehrer muss spielen können? Noch so ein Vorurteil.
• Sie müssen nicht selbst Schach spielen
Sie und Ihr Kind können gemeinsam lernen. Sich zusammen etwas im Kreis der Familie zu erschließen, ist die natürlichste Form des Lernens überhaupt. Werden Sie der Schachlehrer Ihrer Familie, Ihres Freundeskreises oder Ihres Kindes und von dessen Freunden.
Hier sind zehn einfache Schritte. Mehr brauchen Sie nicht.
1. Sie müssen kein Schachbrett kaufen
Zeichnen Sie einfach ein Schachbrett auf ein Stück Papier. Zu Beginn brauchen Sie nicht einmal Schachfiguren – farbige Spielsteine reichen aus.
2. Einfache Brettspiele – Schach kann warten
Und dann geht’s schon los. Das einfachste Spiel auf einem Schachbrett, das das Interesse eines jungen Geistes weckt, ist “Fox and Hounds” (Der Fuchs und die Hunde).
Ausgehend von der Diagrammposition bewegt sich jeder Spielstein abwechselnd diagonal um ein Quadrat: Der Fuchs (grün) geht schräg vorwärts oder rückwärts, die Hunde (rot) nur vorwärts. Der Fuchs gewinnt, indem er die gegenüberliegende Seite erreicht. Die Hunde gewinnen, indem sie verhindern, dass der Fuchs sein Ziel erreicht. In der Endposition ist der Fuchs entweder im Ziel – oder blockiert.
Spielen Sie, tauschen Sie die Seiten und dann von vorne. Danach vielleicht Dame versuchen? Auch ein großartiges Spiel.
3. Mut machen
Spielen soll Spaß machen. Loben Sie, erzählen Sie Geschichten. Sparen Sie nicht mit Gesten, erklären Sie. Wenn das Kind nachdenkt: nicht unterbrechen. Pflegen Sie die Kraft der Konzentration. Spielen Sie heute, spielen Sie morgen – und übermorgen gerne wieder
4. Schach-Minispiele
Jetzt kommen die ersten Schachfiguren ins Spiel. Aber nicht alle. Ob der Läufer drei Bauern auf ihrem Weg zur anderen Seite des Brettes aufhalten kann? (Der Läufer geht diagonal beliebig weit, die Bauern jeweils ein Feld vorwärts, beim ersten Zug dürfen sie auch zwei.) Kann der Turm (der geht gerade beliebig weit) fünf Bauern aufhalten? Spielen Sie, tauschen Sie die Seite, spielen Sie nochmal.
Es gibt jede Menge andere Schach-Minispiele, zum Beispiel:
- 8 Bauern gegen 8 Bauern
- 2 Läufer gegen 8 Bauern
- 2 Läufer gegen 2 Türme
Auf dieser Website können Sie eine Reihe dieser Spiele interaktiv spielen.
5. Stellen Sie Fragen
Das Kind ist motiviert, die Konzentration gestiegen. Jetzt erklimmen wir die nächste Stufe: logisches Denken.
Stellen Sie gezielt Fragen. Einige grundlegende Fragen funktionieren immer:
- Warum hast du diesen Zug gemacht?
- Was versucht dein Gegner zu tun?
- Wenn du drei Züge machen könntest, welche wären das?
Finden Sie Lernpunkte, Dinge, die bis zum nächsten Mal hängen bleiben sollen. Stellen Sie “wenn, dann”-Beziehungen her: “Wenn du dorthin gezogen wärst, wäre ich dorthin gezogen.”
Sobald das Kind bereit ist, mehr zu lernen, kommt die Analyse. Die Ausgangsfrage: “Was hättest du besser machen können?”
6. Wie die Figuren ziehen
Es gibt viele wundervolle Schachbücher, und es ist ein Vergnügen, darin zu blättern und die Diagramme zu betrachten. Aber heute neigen wir dazu, auf Websites zu verweisen. Lichess ist eine kostenlose Website, auf der Sie die Grundregeln lernen können. Für den Anfang reicht es zu wissen, wie die Figuren ziehen. Fortgeschrittenes wie Schachmatt, Rochade, en passant und Bauernumwandlung lassen wir für den Anfang beiseite.
7. Spielen Sie einfaches Schach
Schachmatt brauchen wir am Anfang nicht. Wer den König des Gegners erobert, gewinnt. Das hat einen praktischen Vorteil: Das Ergebnis ist klar, keine Fragen sind offen. So wurde in der Antike Schach gespielt, wir kommen jetzt darauf zurück.
8. Drei Leitlinien für Anfänger
Sobald wir richtig Schach spielen, mit allen Figuren und allen Regeln, möchten Sie den Lernenden nicht mit zu vielen Informationen überschwemmen. Aber diese drei Leitlinien werden helfen:
- Erobere Material. Prüfe in jeder Position, ob du eine ungeschützte Figur deines Gegners schlagen kannst. Und wenn du ziehst, achte darauf, dass keine deiner Figuren ungeschützt herumsteht.
- Beschütze deinen König, er muss stets in Sicherheit sein. Wird der König angegriffen, steht er im Schach? Wenn ja, schlag den Angreifer, stelle etwas dazwischen oder bewege den König aus der Gefahr. Am sichersten steht er in der Ecke hinter einem Schutzwall von Bauern.
- Lass alle Figuren mitspielen. Das ist wie beim Fußbal, da erzielt ein Spieler alleine kaum einmal ein Tor. Auch beim Schach müssen alle Spieler zusammenarbeiten. Und darum bring all deine Spieler ins Feld, jeder soll mitspielen (außer dem König).
9. Schäfermatt
Ein Eröffnungstrick, mit dem Weiß oder Schwarz schnell gewinnt. So einen einfachen Weg zu kennen, um Partien gewinnen, gibt Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten.
10. Schachmatt
Das Schäfermatt war der Anfang. Jetzt wollen wir mehr davon, also schauen wir uns typische Mattbilder an, die uns helfen, Partien zu gewinnen.
Dieses zum Beispiel, den tödliche Kuss der Dame, die, unterstützt von einer eigenen Figur, einen König am Rand mattsetzt.
Oder das Treppenmatt. Zwei Türme arbeiten wie rotierende Rasenmäherblätter zusammen, um den König zu erlegen.
Die Reise hat gerade erst begonnen.
Spielt! Habt Spaß! Und erzählt anderen, was für ein Kinderspiel Schach ist.
In zwei Punkten würde ich doch widersprechen wollen: a) wenn Schachlehrer kein Schach spielt, dann ist er/sie definitionstechnisch kein Schachlehrer. b) ein echtes Turnierbrett ist für die Kinder absolut sinnvoll, um sich möglichst schnell an die Grösse zu gewöhnen.
John Foley ist ein Großer! Hier sind weitere Mini-Games, die mir sehr gut gefallen. https://padlet.com/wraedler/Schachvarianten
Schöner Artikel und gute Hinweise/Tipps. Meine Erfahrung aus diversen Schach AG in Schulen (Grund- und weiterführende): gefühlt zwischen 25-50% der Kinder haben vorher noch nie ein Brettspiel gespielt.
«a) wenn Schachlehrer kein Schach spielt, dann ist er/sie definitionstechnisch kein Schachlehrer.» Ich glaube, das war auch nicht in dem Kontext gemeint. Wir tappen da offensichtlich immer zu schnell in die Falle der anerzogenen 150 Jahre preußischen Bildungswesens. Er führt doch direkt ein plausibles Beispiel an. Wenn ich für die Familie/die Kinder irgendein neues (Brett-)Spiel mit nach Hause bringe, kenne ich die Regeln vorher oft auch nicht. Auch dem Turnierbrett muss ich ein wenig widersprechen. Es soll doch hoffentlich in erster Linie darum gehen, Kindern auf *spielerische* Weise die Faszination Schach näherzubringen. Der «übernächste Weltmeister» wird noch früh genug mit… Weiterlesen »
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