Eröffnungstraining? II

Antwort 25

Ja, brauchen sie.

Wenn regelmäßig dieselbe Position auf dem Brett steht, dann sollte es hilfreich sein, sich damit ein wenig auszukennen. Alle drei Diagramme zeigen, dass den Jungs eine Infusion von Eröffnungswissen helfen würde, ihre Partien in die rechte Bahn zu lenken. Also packen wir die Heckenschere aus und entfernen den Wildwuchs, bevor er zu wuchern beginnt.

“Zweispringerspiel” heißt die Eröffnung nach 1.e2-e4 e7-e5 2.Sg1-f3 Sb8-c6 3.Lf1-c4 Sg8-f6.

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Konstantinos’ Idee, mittels 4.c2-c3 den zentralen Vorstoß d2-d4 vorzubereiten, ist gut, scheitert aber an den konkreten Umständen. Der Bauer e4 hängt, Schwarz kann ihn einfach wegnehmen.

Genau darum hat Schwarz ja 3…Sg8-f6 gespielt: Indem er Druck auf unseren e4-Bauern macht, verhindert er, dass wir uns in aller Ruhe mittels c2-c3 und d2-d4 ein perfektes Bauernzentrum bauen.

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Nach 3…Sg8-f6 hat Weiß zwei gute Fortsetzungen, das solide 4.d2-d3 und das abenteuerlustige 4.Nf3-g5. Letzteres verstößt zwar gegen das Eröffnungsprinzip, nicht zwei Mal mit einer Figur zu ziehen, so lange nicht alles entwickelt ist, spekuliert aber darauf, dass Schwarz Probleme mit seiner Achillesferse f7 bekommt.

Naheliegend wäre auch, e4 mit dem Entwicklungszug 4.Sb1-c3 zu decken, aber dann bekommt Schwarz mittels 4…Sf6xe4 nebst Bauerngabel 5…d7-d5 gutes Spiel.

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(Für Profis: Ja, nach 4…Sf6xe4 können wir erst 5.Lc4xf7+ spielen, bevor wir auf e4 nehmen, aber wer glaubt, damit Schwarz einen ins Freie gezerrten König anzudrehen, der liegt falsch. Entscheidender Faktor ist das Zentrum, wo sich Schwarz bald einer Bauernphalanx e5/d5 erfreuen wird. Angesichts seiner zentralen Übermacht fällt die etwas aufgelockerte schwarze Königsstellung kaum ins Gewicht.)


 

Kein Wunder, dass Konstantinos die Stellung nach 3…Sg8-f6 4.Nf3-g5 d7-d5 5.e4xd5 Sf6xd5? (besser ist 5…Sc6-a5) kannte.

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Wer wäre nicht an einer Eröffnung interessiert, die sich “Gebratene-Leber-Angriff” (Fried Liver Attack) nennt? Eben dieser Angriff beginnt mit 6.Sg5xf7 nebst 7.Dd1-f3+, und Weiß bekommt für die geopferte Figur mächtigen Angriff gegen den schwarzen König.

Obwohl diese Variante einen lustigen Namen hat und aufregend zu spielen ist, rümpfen Profis die Nase. Viel besser als 6.Sg5xf7 ist, mittels 6.d2-d4! sofort das Zentrum aufzureißen und Linien gegen den schwarzen König zu öffnen. Nach 6.d2-d4 erfreut sich Weiß großen Vorteils (und nach 6…Sc6xd4? 7.c2-c3 gewinnt er schon Material).


 

“Italienisch” ist eine der ältesten, wahrscheinlich die älteste Eröffnung im Schach überhaupt. Schon vor mehr als 400 Jahren tüftelten die Theoretiker daran herum. Anders als im Zweispringerspiel (siehe oben) hat Weiß nach 1.e2-e4 e7-e5 2.Ng1-f3 Nb8-c6 3.Lf1-c4 Lf8-c5 Gelegenheit, mittels 4.c2-c3 den Vorstoß d2-d4 vorzubereiten.

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Dem sollte sich Schwarz entgegenstemmen, und das leistet Dominiks 4…d7-d6 nicht. Besser wäre 4…Ng8-f6 mit Druck gegen e4. Zwar kann sich der Weiße auch danach mit 5.d2-d4 im Zentrum ausbreiten, aber nach 5…e5xd4 6.c3xd4 Lc5-b4+ stellt sich heraus, dass dieses Zentrum ganz schön wackelig ist.

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[…] ein paar Wochen hatten Konstantinos und Dominik ja eine Extra-Einheit Eröffnungstraining absolviert, damit sie ordentlich in ihre Partien hineinkommen. Das Bauernopfer 4….d7-d5 und […]

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[…] Zu den Antworten geht es hier […]

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[…] …Sg8-f6, schlampiger Zug, und das hätte dem Schwarzen als Jugendwart unseres kleinen Vereins eigentlich klar sein müssen. Hätte er beim Jugendtraining aufgepasst oder gelegentlich dieses Blog gelesen, dann wäre ihm diese Stellung aus der Italienischen Eröffnun… […]