Fall Jordan: Bestechlichkeit und Geldwäsche?

Sind die Absprachen Dirk Jordans mit Hotels strafrechtlich relevant? Über dieser offenen Frage ruht seit November 2019 das zivilrechtliche Verfahren vor dem Dresdner Landgericht zwischen dem Deutschen Schachbund und dem ehemaligen Organisator der Deutschen Amateurmeisterschaften. Am Mittwoch ab 9 Uhr soll im Dresdner Amtsgericht die strafrechtliche Relevanz geklärt werden. Die Staatsanwaltschaft beschuldigt Dirk Jordan in 27 Fällen der “Bestechlichkeit im geschäftlichen Verkehr”, ihn und seine Frau Martina außerdem der Geldwäsche.

Dirk Jordan. | Foto: Schachbund

Zur Verhandlung stehen Vorkommnisse aus den Jahren 2015 bis 2018, bei denen Jordan nach Darstellung der Staatsanwaltschaft insgesamt 69.105 Euro für sich und seine Familie abgezweigt hat. Das Strafverfahren berührt nur einen Teil der vom Schachbund aufgeführten Fälle, von denen einige verjährt sein dürften. Seit 2001 organisierte Jordan die Amateurmeisterschaft (vormals: Ramada-Cup) im Auftrag des DSB, bis 2018 die Unregelmäßigkeiten auffielen. Nach Einschätzung des Deutschen Schachbunds sind mehrere 100.000 Euro Schaden entstanden.

Das Vorgehen bei jedem Turnier bestand darin, für jede Übernachtung eine Provision auszuhandeln, dem Vernehmen nach bis zu zwölf Prozent des Zimmerpreises, abhängig davon, wie viele Übernachtungen gebucht wurden. Diese Provision soll sich Jordan als Spende an seine Dresdner Vereine haben auszahlen lassen, “64 Felder” und “Ran ans Brett”.

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Am Mittwoch werden ausschließlich solche Fälle verhandelt, bei denen Geld an “64 Felder” floss. “Ein reiner Kontobewegungsverein”, sagt Richter Wolfgang Blümbott, Sprecher des Dresdner Amtsgerichts, auf Anfrage dieser Seite. Mitglieder und wahrnehmbare Aktivitäten des Vereins habe es nicht gegeben, er habe einzig dem Zweck gedient, Geld zu empfangen. Dieses Geld wiederum habe Martina Jordan, Schatzmeisterin des Vereins, an sich selbst überwiesen. Aus diesen Vorgängen ergebe sich der Vorwurf der Geldwäsche.

Den Deutschen Schachbund geschädigt hat Jordan nach Einschätzung der Staatsanwaltschaft unter anderem, indem er bewusst Provisionen aushandelte, anstatt Freizimmer für die ehrenamtlichen Helfer der Turniere. Deren Übernachtungen musste der Deutsche Schachbund bezahlen.

(Titelfoto: Klaus Graf CC BY-SA 3.0)

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Dipl.-Ing. Ossi Weiner
Dipl.-Ing. Ossi Weiner
1 Jahr zuvor

Bereits in den 70 Jahren vor der Präsidentschaft Krause waren mangelhafte Strukturen und fehlenden Kontrollmechanismen vorhanden. Wie ist zu erklären, dass sich ein gewiefter Ex-Funktionär nicht nur 17 Jahre lang ungestört bereichern konnte, sondern zur Belohnung auch noch mit der goldenen Ehrennadel des DSB für “Verdienste im Ehrenamt” ausgezeichnet wurde?

Das DSB Präsidium mit Ullrich Krause und Klaus Deventer hat damals großen Mut und Führungsstärke bewiesen, um sich gegen heftigsten Widerstand des “Jordan Lagers” durchzusetzen und endlich einmal energisch durchzugreifen. Dafür sollte man ihnen die gebührende Anerkennung nicht verweigern.

kumagoro
kumagoro
1 Jahr zuvor

fast vergessen… im Lichte der neuesten Entwicklungen um die Vernichtung von hunderttausenden EURO an Verbandsvermögen und dem quasi-Bankrott kommt man zu dem Schluss, dass der DSB immer die Probleme selbst verursacht, die andere dann lösen müssen.