Frohe Weihnachten, eure Spielleitung

Nichts gegen Jonas Rosner, ohne Frage ein veritabler Schachspieler mit einer Elo, die sich gen 2500 bewegt. Aber dass Rosner als Nummer 76 der deutschen Rangliste als “Deutscher Meister” firmiert, ergibt ebenso wenig Sinn wie der Umstand, dass Luis Engel als Sieger des stärksten deutschen Turniers nicht als Deutscher Meister firmiert.

Jetzt beschäftigen sich die Spielleitung des DSB und der Hauptausschuss mit einem Antrag, diesen Unsinn zu beenden. Und nebenbei soll auch noch die Zweite Bundesliga reformiert werden – indem unter anderem eine dritte Bundesliga eingeführt wird. Das und mehr steht in den neuesten “Informationen der Spielleitung”:

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Vor einem halben Jahr nach Luis’ Engels Sieg beim “Masters” stand hier dieses:

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Was jetzt die “Deutsche Meisterschaft” ist, würde auch als nationales “Kandidatenturnier” funktionieren. Die exklusive Bezeichnung “Deutsche Meisterschaft” wäre dann frei fürs exklusive Turnier der besten deutschen Schachmeister. Nachdem dieser Wettstreit in der Krause-Fenner-Ära durch die Erfindung des “Masters” etabliert worden ist, wäre es an der Zeit, ihn auch namentlich zur Deutschen Meisterschaft aufzuwerten, anstatt auf halbem Weg stehenzubleiben.

In den sozialen Medien sind seit Jahren zu jedem neuen “Masters” Botschaften wie diese zu lesen:

Oder diese:

Oder diese…

…verfasst zu einem Zeitpunkt, als beim Berliner Landespräsidenten Paul-Meyer Dunker noch nicht angekommen war, dass die Entwicklung des wichtigsten, bestbesetzten deutschen Turniers seit dessen Einführung stagniert.

Jetzt ist es angekommen. Meyer-Dunkers Diskussionspapier ist die Grundlage für einen Antrag, den er im Hauptausschuss des DSB einbringen wird. Um das “Masters” auch nominell zur “Deutschen Meisterschaft” zu machen, muss die Turnierordnung geändert werden.

So unsinnig die gegenwärtige Regelung ist, so offensichtlich der Vorschlag, sie zu ändern: Ob der Antrag dafür durchgeht, steht trotzdem in den Sternen. Die Länder würden fortan diejenigen Hobbyspieler, die ihre jeweilige Landesmeisterschaft gewonnen haben, nicht mehr zu einer “Deutschen Meisterschaft” schicken, wo eine nationale Nummer 76 den nationalen Titel gewinnen kann.

Stattdessen würde zwischen Landes- und Deutscher Meisterschaft das Kandidatenturnier zur Deutschen Meisterschaft zwischengeschaltet. Und das wiederum könnte in den Ländern dergestalt interpretiert werden, dass der DSB den Ländern einen Besitzstand in Form der Deutschen Meisterschaft wegnehmen will – was manchen Funktionärsdenkprozess stärker beeinflussen dürfte als die Frage, was Sinn ergibt und was nicht.


Um die Zweite Bundesliga neu hinzustellen, hat die Bundesspielkommission einen Ausschuss eingesetzt. Dessen oberste Zielsetzung kann nur als Scherz gemeint sein: “Die Attraktivität der Zweiten Liga steigern.” Am Geschehen in der ersten Liga lässt sich ablesen, dass alle Beteiligten in erster Linie spielen wollen. Ob das attraktiv ist, kümmert sie nicht. Wer nun angesichts des Obergeschoss voraussetzt, dass die Attraktivität der eher nicht vermarktbaren Etage darunter für die Vereine eine Rolle spielt, der will entweder scherzen oder gleich mal ein Feigenblatt über die eigentliche Arbeit decken.

Weiter unten im Ausschuss-Tableau finden sich tatsächlich Punkte, die alle Beteiligten tangieren dürften: “Strukturreform”, im Schach bekanntlich ein Reizwort, das ausufernde Debatten auslöst. Für die Zweiten Ligen sieht die geplante neue Struktur so aus: Zwei Zwölferstaffeln, Nord und Süd, Doppelspieltage. Darunter eine noch zu bestimmende Zahl von dritten Bundesligen.

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