Bye-Bye Lichess: chess.com nimmt Schachprofi KugelBuch unter Vertrag

Jonas Engelke hat noch nie in einem Schachverein gespielt und hat das auch nicht vor. “Ich habe keine Lust darauf, jede Woche irgendwohin gehen zu müssen”, sagt er. Auf einem richtigen Brett habe er höchstens ein paar Mal mit seinem Vater gespielt, sagt Engelke.

So fängt der Beitrag “Das große Schachgezocke” an, der jetzt bei der Zeit online erschienen ist. Und der Leser fragt sich, was denn nun bitteschön am Hobbyspieler Jonas Engelke relevant sein soll, bis im dritten Absatz das wesentlich bekanntere Pseudonym Engelkes offenbart wird: “Das Erfolgsgeheimnis von Engelke, der im Internet unter den Namen KugelBuch bekannt ist, besteht nicht daraus, dass er in seinen Streams besonders hochklassiges Schach spielt.”

Aha!

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KugelBuch hat es jetzt sogar in die altehrwürdige Zeit geschafft. Sein Erfolg als Schach-Streamer hat dazu geführt, dass der 27-Jährige sein Studium unterbrochen hat. KugelBuch ist jetzt Schachprofi. Im Beitrag erfahren wir auch, warum KugelBuch jetzt nicht mehr auf Lichess spielt, wo er vor einigem Monaten erstmals die Rating-Grenze von 2000 im Rapid geknackt hat.

Die Scouts von chess.com waren auf ihn aufmerksam geworden. Prominenten oder hoffnungsvollen Streamern bietet chess.com einen Exklusivvertrag an. Das Kalkül: Spielt der Influencer ausschließlich auf der weltgrößten Plattform, werden diejenigen, die ihm folgen, auch dort spielen wollen. Umgekehrt spült chess.com seinen Vertragspartnern Publikum zu, indem es deren Streams auf seiner Seite präsentiert.

Und so kommt es, dass KugelBuch zuletzt vor zwei Monaten auf Lichess eine Zehn-Minuten-Partie gespielt (und gewonnen) hat. Seitdem steht er dort bei 1940, zuletzt eingeloggt war er Mitte November.

Beim Zehn-Minuten-Schach ist er geblieben, nur jetzt auf einer anderen Seite. Und dort steht KugelBuch Arbeit bevor, um alte Höhen zu erklimmen und zu übertreffen. Aktuelles Rating: 1708.

(Titelfoto via KugelBuch/YouTube)

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Herbert Huber
2 Jahre zuvor

Seit ca. 45 Jahre betreibe ich für Schach und speziell den SK Wasserburg Öffentlichkeitsarbeit. Es verblüfft mich immer wieder wieviel Unkenntnis trotzdem darüber besteht. Ich treffe auf Leute die nicht wissen, dass überhaupt Schach im Verein und in Ligen gespielt wird und das Klassiker-Argument gegen Schachvereine: „Ich mag keine Pflichtspiele” oder eben von KugelBuch: „Ich habe keine Lust darauf, jede Woche irgendwohin gehen zu müssen”.
45 Jahre in den Sand gesetzt?

schwichtd
schwichtd
2 Jahre zuvor

Ich hab nicht viel Ahnung. Aber es macht den Eindruck, dass chess.com deutlich clevere Ideen hat, um die Nr.1 Plattform zu sein und zu bleiben.

Ich verstehe nicht, wie jemand, der so verbunden mit chess24 ist, geschäftlich, privat und sprachlich, nicht als Aushängeschild akquiriert wurde und stattdessen kampflos einer anderen Online-Plattform überlassen wurde.

Aber wenn man allgemein in diese Richtung nicht investiert, nicht investieren will, dann hat halt nur eine Plattform die sog. “Influencer” am Start.

Jens Kaputnik
Jens Kaputnik
2 Jahre zuvor

Hallo Conrad, Check bei Lichess mal den User “KugelBuch”. 😉

Last edited 2 Jahre zuvor by Jens Kaputnik