Peter Lekos Meisterklasse

Für den Beobachter war der WM-Kampf 2004 zwischen Titelverteidiger Vladimir Kramnik und Herausforderer Peto Leko ein Drama. Für die Beteiligten noch viel mehr. 6:7 lag der Russe vor der letzten Partie zurück. Gesundheitlich angeschlagen, gelang ihm dennoch der Kraftakt, diese letzte Must-Win-Partie tatsächlich zu gewinnen. Mit einem 7:7-Unentschieden verteidigte Kramnik gerade so seinen Titel. Die entscheidende Phase dieser letzten Partie haben wir einst in unserer kleinen Kramnik-Biografie anlässlich seines Rücktritts dokumentiert:

Vladimir Kramnik – eine Karriere (II): von Manila bis Toiletgate

Peter Leko war nach dieser Niederlage, die keine war, erfüllt von ambivalenten Gefühlen. Einerseits war er stolz auf seine Leistung. Immerhin hatte er dem favorisierten Russen, der vier Jahre zuvor Kasparov vom Thron gestoßen hatte, ein Match auf Augenhöhe abgerungen. Andererseits war der Titel zum Greifen nahe gewesen, und dann hatte es doch nicht gereicht, eine gewaltige Enttäuschung.

Nach dem Match zog sich Leko für einige Zeit vom Schach zurück. Später sollte er nie wieder in die Nähe höchster Weihen kommen.

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Peter Leko und Vincent Keymer bei der Eröffnung des Opens auf der Isle of Man 2019, bei dem sich Keymer die finale GM-Norm sicherte. | Foto: Maria Emelianova

Die Geschichte dieses WM-Matches und vieles mehr erzählt Peter Leko jetzt während seiner Masterclass für den Schweizerischen Schachverband. Der Verband hat Großmeister Yannick Pelletier verpflichtet, als Gastgeber Größen unseres Sports einzuladen, um mit denen deren Karriere Revue passieren zu lassen und aktuelle Entwicklungen zu beleuchten. Zuweilen gibt Pelletier allein den Gastgeber und Schachlehrer, der zum Beispiel über Bauernketten oder geschlossene Eröffnungen referiert.

Aus deutscher Sicht bemerkenswert ist die Folge mit Peter Leko …

… und das liegt nicht nur daran, dass der Ungar so geschmeidiges Deutsch spricht.

Auch seine Trainerarbeit mit und für Vincent Keymer behandelt Leko in aller Ausführlichkeit. Unter anderem macht er deutlich, wie sehr ihm daran gelegen ist, seinem Schützling kein schachliches Korsett anzulegen, ihn nicht durch Vorgaben daran zu hindern, sich und sein Potenzial zu entfalten.

Das ist sehens- und hörenswert – ebenso wie alle anderen Folgen der schweizerischen Masterclasses, die auf Youtube bislang viel weniger Aufmerksamkeit bekommen haben, als sie verdienen.

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