Deutsche Meisterschaft, so nicht

msb3 hat die Deutsche Online-Meisterschaft gewonnen. Im Stichkampf setzte sich msb3 gegen seinen Nationalmannschaftskollegen Ego1 durch. Die beiden Großmeister hatten den stark besetzten Wettbewerb punktgleich mit 10 Punkten aus 13 Partien abgeschlossen. Auf der Strecke blieben unter anderem Sumsar42, Vincent Keymer und Klari64.

Zu verfolgen war diese Deutsche Meisterschaft nicht. Wer spielte, war angesichts der Online-Namen nur für Eingeweihte nachzuvollziehen. Eine aktuelle Kreuztabelle (geschweige denn eine lesbare, vollständige, korrekte) gab es nicht, Berichterstattung auch nicht.

DSB-Partner ChessBase hatte offenbar kein Interesse daran, jemandem mitzuteilen, dass einen Nachmittag lang auf seinem Server fast alle deutschen Spitzenspieler versammelt waren, geschweige denn, das Ereignis zu begleiten. Falls das Ziel war, den Anlass Deutsche Meisterschaft zu verhöhnen, haben die beiden Ausrichter einen exzellenten Job gemacht.

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Gerade erst haben die Delegierten des DSB-Kongresses ein weiteres Mal die Deutschen Meisterschaften am Brett sabotiert. Jetzt online: Warum eine Deutsche Einzelmeisterschaft, die einzig adäquat besetzte im deutschen Schach zumal, auf einer Plattform ausgetragen wird, auf der Zuschauer das Turnier nicht live verfolgen können, auf der sie hinterher weder eine Tabelle noch die Partien finden, bleibt das Geheimnis des Deutschen Schachbunds.

Zu befürchten ist, dass das Szenario im kommenden Jahr dasselbe sein wird. Die “nächste Ausgabe 2023” ist auf der DSB-Seite schon angedroht.

Eine gute Nachricht gab es im Zusammenhang mit dieser Veranstaltung: Das Schachfernsehen, Schachdeutschland TV, funktioniert wieder, nachdem Twitch dem Sender für einige Monate aus unbekanten Gründen den Stecker gezogen hatte. Die Kommentatorinnen Jana Schneider und Sonja Maria Bluhm genossen das Privileg, auf einer fürs gemeine Publikum unzugänglichen Website die Partien verfolgen zu können. Eine ausgewählte präsentierten sie im Stream.

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Diese “Deutsche Meisterschaft” bot auch Anlass darüber zu reden, wie man ein Overlay gestaltet. Immerhin: Wer daheim am 98-Zoll-Heimkinobildschirm zuschaute, hatte eine gewisse Chance, die Gesichter unten links zu erkennen, vielleicht sogar die Namen darunter zu entziffern.
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Schlacht bei Dennewitz
Schlacht bei Dennewitz
1 Jahr zuvor

Ich bin zwar etwas beruhigt, dass es nicht an mir lag, dass ich keine Infos fand, aber insgesamt hat es die Berichterstattung zu dieser – sehr gut besetzten – Meisterschaft zu Recht nur in die Kleinigkeiten geschafft …

Andreas
Andreas
1 Jahr zuvor

AGM Schele hätte alle geschlagen!