Die Marathon-Männer

Angesichts der fantastischen Paarungen, die das Grand Swiss dem deutschen Schachfan beschert, kommen wir aus dem Zungeschnalzen gar nicht heraus. Alexander Donchenko darf sich in der heutigen fünften Runde mit dem größten Hoffnungsträger des russischen Schachs auseinandersetzen: Andrei Esipenko. Vincent Keymer bekommt es derweil mit dem polnischen Weltklassespieler Radoslaw Wojtaszek zu tun, während Dmitrij Kollars sich mit dem Europameister Anton Demchenko messen darf.

Die Paarungen der fünften Runde:

GMDonchenko AlexanderGER2648GMEsipenko AndreyRUS2720
GMWojtaszek RadoslawPOL2691GMKeymer VincentGER2630
GMDemchenko AntonRUS265122GMKollars DmitrijGER2621
GMNeiksans ArtursLAT257022GMBluebaum MatthiasGER2640
IMJavakhishvili LelaGEO244633IMPaehtz ElisabethGER2475
via chess-results.com

Liveübertragung (ab 13 Uhr):

auf chess.com
auf chess24

Ob er einen Marathon gegen Vincent Keymer erwartet? Radoslaw Wojtaszek im Fitness-Raum des Hotels bei der Partievorbereitung. | Foto: Mark Livshitz/FIDE

Wer beim Grand Swiss in Riga am Ende das große Los ziehen will, ein Ticket fürs Kandidatenturnier, der muss wahrscheinlich bei mindestens „plus fünf“ aufschlagen: acht Punkte aus elf Partien. Mit ein bisschen Glück und sehr guter Wertung könnten auch „plus vier“ reichen, um das zweitgrößte Los zu ziehen: die Qualifikation für die Grand-Prix-Serie im Frühjahr, verbunden mit den beiden letzten Chancen, sich fürs Kandidatenturnier 2022 zu qualifizieren.

Werbung

Wie hart es ist, sich in einem Feld der Weltklasse diesem Ziel auch nur anzunähern, lässt sich am Beispiel der Schachfreunde Donchenko und Keymer ablesen. Beide stehen (punktgleich mit unter anderem Fabiano Caruana) bei „plus eins“ mit einer Performance jenseits der 2750, und beiden beschert dieser sehr ordentliche Start nun einen Elitegroßmeister nach dem anderen. Und das wird, wenn beide diese Herausforderung auch in der fünften Runde und danach bestehen, bis zum Ende des Schach-Marathons in der elften Runde so weitergehen.

Unabhängig davon, wo die beiden Hoffnungsträger des deutschen Schachs am Ende aufschlagen: Wie bärenstark diese beiden Burschen jetzt schon sind, lässt sich auch aus ihren Punkteteilungen in der vierten Runde ablesen. Wieder waren es wie in der Runde zuvor zwei Remisen aus der Position der Stärke gegen exzellente Gegnerschaft – obwohl es nach “Stärke” speziell bei Alexander Donchenko gegen den russischen 2700er Daniil Dubov anfangs gar nicht ausgesehen hatte.

https://youtu.be/2txbU7W5qcI

Anders als neulich gegen Alexander Grischuk hielt Donchenko nicht nur. Wer am Ende durchzählte, stellte fest, dass der Gießener sogar mit einem Mehrbauern (einem symbolischen allerdings) aus dem Dubovschen Druck herauskam.

So ähnlich war es auch bei Vincent Keymer, der allerdings mit Weiß zu keinem Zeitpunkt unter Druck gestanden hatte. Auch Keymers Mehrbauer am Ende der Partie war symbolischer Natur und das Remis gegen den Armenier Gabriel Sargission ein korrektes.

Bei Dmitrij Kollars und Matthias Blübaum endete der vierte Turniertag ebenfalls mit einer Punkteilung, aber die Gemütslage dieser beiden dürfte am Ende der Runde unterschiedlich gewesen sein. Kollars kann zufrieden zur Kenntnis nehmen, dass er dem vielfachen WM-Kandidaten und russischen Meister Peter Svidler auf Augenhöhe begegnet ist:

Matthias Blübaum wird nicht zufrieden sein. Der Bielefelder hatte ja in ersten Runde gezeigt, wie fein er aus technischen Stellungen den vollen Punkt zu quetschen vermag, aber in der vierten Runde gegen den Chilenen Cristobal Henriquez Villagra gelang das nicht. Obwohl es zwischenzeitlich zumindest für den unbedarften Beobachter recht vielversprechend ausgesehen hatte:

Im Frauen-Grand-Swiss zählt Elisabeth Pähtz nicht länger zu den Führenden. Die Chinesin Tingjie Lei liegt nach vier Runden allein mit 3,5 Punkten in Front, dahinter eine vielköpfige Verfolgergruppe mit drei Punkten. Nach ihrer Punkteteilung gegen Nana Dzagnidze gehört auch Pähtz dieser Gruppe an. Auch bei Pähtz sah es nicht zuletzt angesichts der krummen Eröffnung der Georgierin aus, als sei mehr drin, aber letztlich verflachte die Angelegenheit:

Im Fokus des internationalen Interesses wird am heutigen Sonntag die Partie am ersten Brett stehen: Der alleine führende Neu-Franzose Alireza Firouzja trifft auf seinen Neu-Landsmann Maxime Vachier-Lagrave.

Bericht zur vierten Runde aus internationaler Perspektive (Klick aufs Bild):

4.3 6 votes
Article Rating
Abonnieren
Benachrichtige mich bei
guest

0 Comments
Inline Feedbacks
View all comments