Lockdown in Lettland? Grand-Swiss-Turniere vor dem Aus

Seit vergangener Woche gilt in Lettland offiziell der Ausnahmezustand. Jetzt steht das Land im Baltikum vor einem neuerlichen Lockdown. Und der gefährdet die Grand-Swiss-Wettbewerbe des WM-Zyklus, bei denen ab dem 25. Oktober in Riga Elisabeth Pähtz, Alexander Donchenko, Vincent Keymer und Matthias Blübaum um Tickets fürs Kandidatenturnier und um einen 550.000-Dollar-Preisfonds kämpfen wollen.

Die Neuinfektionen auf dem Höchststand (1307/100.000 Einwohner), weniger als die Hälfte der 1,9 Millionen Einwohner geimpft, die Impfbereitschaft gering. Zuletzt hat sich die Corona-Lage in Lettland zugespitzt.

Um die Ausbreitung des Virus in den Griff zu bekommen, soll vom 21. Oktober bis 15. November das öffentliche Leben im Land zurückgefahren werden. Nachdem am Montag mehrere Stunden lang der nationale Corona-Krisenstab getagt hatte, kündigte Ministerpräsident Krisjanis Karins am Abend den Lockdown ab dem 21. Oktober an. Beschlossen ist er noch nicht. Am morgigen Mittwoch muss die Regierung zustimmen.

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Ausnahmegenehmigung fürs Schach?

Gibt die Regierung grünes Licht, wird unter anderem gelten, dass Versammlungen drinnen und draußen nicht erlaubt sein werden, Kultur- und Sportveranstaltungen inklusive. Ohne Zweifel wären davon die beiden Grand Swiss’ betroffen, die ursprünglich auf der Isle of Man hatten stattfinden sollen, aber abgesagt wurden, weil das Pandemiegeschehen sie auf der Insel undurchführbar machte. Später verkündete die FIDE, die elfrundigen Schweizer-System-Turniere würden nach Riga verlegt.

Matthias Blübaum ist ein Mitglied des deutschen Kontingents, das ab dem 25. Oktober in Riga beim Grand Swiss um zwei Tickets fürs Kandidatenturnier und einen potenziell erheblichen Batzen Preisgeld kämpfen will. Jetzt stehen die Turniere auf der Kippe. | Foto: Thorstein Magnusson/Reykjavik Open

Ob sie jetzt abgesagt und neuerlich verschoben werden müssen, steht noch nicht fest. Den 114 Spielern des offenen sowie den 50 Spielerinnen des Frauenturniers bleibt vorerst nichts anderes, als abzuwarten. Ihr liege eine E-Mail der Veranstalter vor, in der es heiße, man bemühe sich um eine Ausnahmegenehmigung, sagte Elisabeth Pähtz auf Anfrage dieser Seite. Dem Vernehmen nach wollen die Veranstalter anbieten, die Grand Swiss kurzfristig zu einer geschlossenen Veranstaltung ohne jeglichen Kontakt zum Rest Lettlands umzubauen, ähnlich wie Anfang 2021 das Turnier in Wijk an Zee (mit signifikant weniger Teilnehmern).

Tegernsee vs. Grand Swiss

Nicht nur seitens der Top-Spieler, auch seitens von Turnierorganisatoren wird die Entwicklung rund um die Grand Swiss’ mit Interesse verfolgt, speziell von Sebastian Siebrecht, der in monatelanger Kleinarbeit das Feld für die Offenen Internationalen Bayerischen Meisterschaften ab dem 30. Oktober am Tegernsee zusammengestellt hatte – und dem dann die verschobenen Grand Swiss’ einen Strich durch die Rechnung machten. Als klar wurde, dass sich Grand Swiss und Tegernsee überschneiden, hagelte es in Bayern Absagen.

Neben einer Reihe internationaler Top-Großmeister sollten auch die nationalen Spitzenkönner Donchenko, Keymer, Blübaum am Tegernsee antreten. Sollte nun das Grand Swiss abermals verschoben werden, könnte es sein, dass das Feld am Tegernsee plötzlich wieder rasant stärker wird.

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