Glamouröse Außenseiterin im Männerbetrieb Schach

Sie raucht, trinkt und leidet auch darüber hinaus unter einem Suchtproblem. Und sie mischt die Männerdomäne Schach auf wie keine Frau vor ihr. Die Schachmeisterin Beth Harmon, gespielt von Anya Taylor-Joy, steht im Zentrum der neuen Netflix-Serie “The Queen’s Gambit”. Und die ist nur eine von zwei bemerkenswerten Bewegtbild-Neuerscheinungen mit Schachinhalt in dem kommenden Monaten.

Was sind die Kosten eines Lebens als Genie? Basierend auf dem gleichnamigen Roman von Walter Tevis, geht das Drama “The Queen’s Gambit” unter anderem dieser Frage nach. Die junge Beth Harmon wächst Ende der 1950er-Jahre in einem Waisenhaus auf. Dort werden die Kinder mit Beruhigungsmitteln ruhiggestellt. Beth wird süchtig – und entdeckt ihr erstaunliches Talent fürs Schach.

Einzige Frau im Männerbetrieb Schach: Auf dem Brett steht eine Schlüsselstellung des McCutcheon-Franzosen. 8.Dg4 ist der Zug, und danach wird Schwarz eine Schlüsselfrage beantworten müssen: 8…g6 oder 8…Kf8? Warum Beth trotzdem in den Saal guckt, anstatt 8.Dg4 zu ziehen? Vielleicht erwägt sie das obskure, aber giftige 8.Lc1. Das bietet zwar den c3-Bauern zum Fraß an, hält aber den schwarzfeldrigen Läufer auf dem Brett, dem Schwarz kein Gegenüber entgegenstellen kann. Offen bleibt auch die Frage, wieso sie knapp zehn Minuten auf der Uhr hat. Es scheint sich angesichts des Formulars um eine Turnierpartie zu handeln, die angesichts der Stellung auf dem Brett gerade begonnen hat. Ob Beth schon seit 50 Minuten in den Saal guckt, anstatt einen Zug zu machen? Ob die Spieler mit 1:15h oder 2:15h auf der Uhr begonnen haben?

Heimgesucht von ihren persönlichen Dämonen, angetrieben von einer Mischung aus Drogen und Besessenheit, wandelt sich Beth in eine glamouröse Außenseiterin, die traditionelle Grenzen brechen will – und das in der von Männern dominierten Welt des Wettkampfschachs.

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Netflix hat jetzt einen ersten Trailer der Serie veröffentlicht. Ab dem 23. Oktober soll die siebenteilige Miniserie zu sehen sein.

Der Film “Critical thinking” erzählt die wahre Geschichte des Schulschachteams der Miami Jackson High School, einer Außenseitermannschaft, der es 1998 gelang, die US-Schulschachmeisterschaft zu gewinnen. Vater des Erfolgs war der aus Kuba stammende Lehrer Mario Martinez, den John Leguizamo spielt und mit diesem Werk zugleich sein Regiedebüt gibt.

Mario Martinez führt seine Schachmannschaft an. | Foto: Vertical Entertainment

Die Miami Jackson High School ist eine Schule an einem sozialen Brennpunkt, besucht von Schülern aus einem der härtesten Ghettos Miamis. Das Schachteam muss ohne finanzielle und ideelle Unterstützung auskommen. Motiviert von ihrem leidenschaftlichen Lehrer, nehmen die Schüler trotzdem an der Regionalmeisterschaft teil – mit der vagen Hoffnung, sich vielleicht für die nationale Meisterschaft zu qualifizieren. Der Film zeichnet ihren Weg nach. Angeführt von ihrem Lehrer, finden die jungen Leute einen Weg zu Erfolg und Anerkennung.

Eigentlich sollte “Critical thinking” schon ab März bei US-Filmfestivals laufen. Dann kam Corona, und der Film blieb unter Verschluss. In US-Video-on-demand-Diensten ist er für den 4. September angekündigt.

Ein moderner Klassiker: Der Roman, aus dem das Drehbuch für die Netflix-Serie “The Queen’s Gambit” entstand.

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Tibor Steingast
Tibor Steingast
4 Jahre zuvor

Zu “Queen’s Gambit” siehe auch den chessbase-Artikel vom März 2019 https://de.chessbase.com/post/netflix-miniserie-queen-s-gambit-geplant

Ilja Rosmann
Ilja Rosmann
3 Jahre zuvor

Na ja, es war kein qualifizierter Schachspieler am Set dabei. Irgendein Typ, gefüllt 1600, hat Stellungen aufgebaut, die er von seinen aus GB mitgebrachten Zetteln abschaute. Ab und zu hat er z.B. die Dame mit dem König verwechselt- das fiel aber i.d.R einem sachkündigen Amateur wieder auf. Auf die Sinnhaftigkeit der Uhreinstellungen hat man nicht wirklich geachtet – Hauptsache, die Zeiger sehen im Bild gut aus. Das “Bewegen” der Schachfiguren, inklusive Schlagen, Uhr drucken, Figuren wegstellen – vermutlich kann das jede zweite Putzfrau in Russland besser. Man kann ja trotzdem darüber hinweg schauen.