Baden hat seit dem Bodenseecup 2019 einen neuen GM, einen Organisations-Großmeister. Lothar Knebel, Vorsitzender des SC Überlingen, übererfüllte die OGM-Norm bei weitem, so dass ihm Uwe Pfenning, Vorsitzender des Schachverbands Baden, schon nach zwei von drei Turniertagen den Titel verlieh.
Als OGM Knebel hier vor einigen Jahren anfing, bestand der SC Überlingen aus zehn müden Männeken, die mit ihrem Verein nichts anderes machten, als im stillen Kämmerlein gelegentlich schlecht Schach zu spielen. Schlecht spielen tun wir immer noch (wer oben rechts gelegentlich auf “Schachschule” klickt, der weiß das), abseits davon entwickeln sich die Dinge in bemerkenswerter Weise. Die Zahl der Mitglieder hat sich beinahe verdreifacht, außerdem gibt es jetzt eine Jugendabteilung, die fast so groß ist wie der Verein selbst. Und die Öffentlichkeit nimmt Notiz.
Lothar, Macher und Seele in Personalunion, hat diese Entwicklung angeschoben und treibt sie beharrlich voran. Wäre nicht der Pressewart seines Vereins so eine verschlafene Vollniete, dann stünde OGM Knebel natürlich zur Wahl als “bester Schach-Ehrenamtlicher Deutschlands”. Und er würde gewinnen, weil: wer sonst?
Beim Deutschen Schachbund wählen sie demnächst einen neuen Präsidenten. Wir würden sofort und ohne Bedenken Lothar wählen, aber den hat leider niemand nominiert. Stattdessen steht neben Amtsinhaber Ullrich Krause der badische Schachpräsident Uwe Pfenning zur Wahl, und der hat auf dieser Seite zuletzt einiges einstecken müssen, weil der Schreiber dieser Zeilen eher Krause wählen würde und daraus alles andere als ein Geheimnis macht. Pfenning nimmt uns das kaum krumm, das spricht für ihn.
Bemerkenswerte Figuren aus Fleisch und Blut
Jetzt repräsentiert Pfenning eine von vielen verpassten Gelegenheiten, im mit bemerkenswerten Schachfiguren gefüllten Dorfgemeinschaftshaus von Nußdorf Schachgeschichten und -porträts einzusammeln. Wir hätten ihn gerne mal kritisch befragt und das Ergebnis dieser Befragung in Interviewform gegossen, das wäre schöner Lesestoff geworden.
Leider war der potenzielle Fragesteller mit der Organisation des Bodenseekäppchens beschäftigt und der potenziell Befragte damit, mit anderen Schachpräsidenten die Köpfe zusammenzustecken, um auszuloten, wie sich bloß dieser Krause vom Sockel kegeln lässt. Interview machen wir bei nächster Gelegenheit.
Pfenning war ja nur eine von vielen spannenden Figuren, nach Elo bei weitem übertrumpft von Leon Mons, der für Bayern das erste Brett verwaltete. Großmeister Mons zählt zu den begabtesten Schächern im Lande, womöglich zu den ganz wenigen begnadeten, hat aber unlängst auf fatale Weise eine Weiche falsch gestellt, als ihm das Leben zwei Wege eröffnete.
Mons könnte als Schachstar im Rampenlicht stehen, gefeiert von Fans, umlagert von Groupies, umworben von Sponsoren, die darum wetteifern, ihn in Gold zu baden. Stattdessen hat er sich für das karge Leben eines Mathematikers entschieden, der lieber in einer tristen Kemenate mit Zahlen und Formeln hantiert. Wir hätten ihm entschieden bedeutet (ihn in den Hintern getreten, falls nötig), er möge die Mathematik anderen überlassen und sich gefälligst Richtung 2.650+ in Bewegung setzen.
Mons´ bayerischer Landsmann Eduard Miller wird demnächst im Rampenlicht stehen, hoffentlich nicht als Prügelknabe. Nach seinem zweiten Platz bei der Deutschen Meisterschaft 2018 ist FM Miller für das German Masters qualifiziert. Ab dem 25. Mai in Magdeburg wird er sich unter anderem mit den Herren Nisipeanu, Fridman, Keymer auseinandersetzen, und wir hätten nur zu gerne erfahren, wie er sich darauf vorbereitet und was er erwartet.
Als neulich eine Facebook-Messenger-Anfrage dieser Seite bei Christof Herbrechtsmeier unbeantwortet blieb, haben wir das nicht als Unhöflichkeit interpretiert. Wahrscheinlich nutzt er kein Facebook, ist da nur pro forma präsent, dachten wir – bis zum Morgen nach dem Bodenseecup. Die Sonne war kaum aufgegangen, da fragte schon Schachfreund Herbrechtsmeier nach dem Bodenseecup-Endstand, und zwar per Facebook. Auch der Schachmäzen aus Emmendingen wäre ein Kandidat für eine potenziell eher launige Befragung gewesen. Chance vertan, nächstes Mal. Immerhin haben wir herausgefunden, dass Herbrechtsmeier seinen griechischen Salat mit Oliven mag.
Der Leser sieht: Als Schach-Familientreffen funktioniert der Bodenseecup wunderbar. Wenn er nur das sein soll, dann ist alles gut. Potenzial für mehr wäre da.
Zu einer Sportveranstaltung, die Zuschauer lockt und fasziniert, fehlt dem Bodenseecup in seiner jetzigen Form eine Menge. Natürlich, lieber Uwe, gehören auf die Namensschilder an den Brettern Titel und Elo der Spieler. Der gewichtige Herr aus Württemberg, der das moniert hat, mag ja kaum zu ertragen gewesen sein, aber in der Sache hatte er Recht. Mich ärgert im Nachhinein, dass ich an der Stelle nicht sofort reingegrätscht bin. Wenn wir schon da ernsthaft debattieren müssen, wird das nix mit der Wahlempfehlung 😉
Hintern hochkriegen fürs Schach
Nichts gegen die Aufsteller des Badischen Verbands, aber im Vorraum müssten in erster Linie kleine Porträts der interessantesten Akteure zu finden sein, so dass Zuschauer draußen erforschen können, wer drinnen brütet. Zumindest ein halbes Dutzend DGT-Bretter wäre wichtig, gar nicht einmal für die Live-Übertragung nach draußen, sondern für die ins Nebenzimmer. Dort hat ein eloquenter Schachmeister zu stehen, um den Gästen per Laptop und Beamer, meinetwegen auch per Demobrett, das Geschehen auf den Brettern zu erklären, gewürzt mit Anekdoten über die Beteiligten.
Das würde die Veranstaltung attraktiv machen, wäre aber mit einem Aufwand verbunden, der mit dem gegebenen Personal nicht zu leisten ist. Was zu der Frage führt, warum der Badische Schachverband mit seinen bald 8.000 Mitgliedern so wenige Helfer mobilisiert bekommt, so wenig Begeisterung für den Bodenseecup weckt, dass der Präsident und seine Adjutantin fast im Alleingang Stühle rücken, Tische schleppen und fegen müssen. Eine Handvoll Leute mehr, und wir könnten aus so einer Veranstaltung viel mehr machen als ein Familientreffen, das ansonsten niemanden interessiert.
Hintern hochkriegen, eine Aufforderung, die insbesondere an die ortsansässigen Schächer ergeht. Ohne Eltern, Ehefrauen und Töchter hätten wir diese Nummer nicht gestemmt bekommen, weil trotz mehrfacher Aufforderung drei Viertel des SC Überlingen (inklusive Jugend) Lothar nichts anderes gezeigt haben als den ausgestreckten Mittelfinger.
Verdient hat er das nicht. Und das Schach auch nicht.
Habe keine Messenger Nachricht über Facebook erhalten. Was gibt es denn?
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