Athleten mit Brett vorm Kopf: Training für den Muskel zwischen den Ohren / Felix Magath im Schach-Check

Klitschko eins, Klitschko zwei und Smudo. Boris Becker, Bill Gates, Felix Magath, Arnold Schwarzenegger, Sting und so weiter. Lang ist die Liste prominenter Zeitgenossen, die als Schachspieler bekannt sind. Die einen, weil ihr Management glaubt, dass das ihren Schützling schlau aussehen lässt, die anderen, weil sie tatsächlich gerne und gut Schach spielen. Aber wer gehört zu welcher Gruppe? Bei uns wird ab heute streng gesiebt.

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Kurz und schmerzlos: Magnus Carlsen setzte Trent Arnold flugs matt und musste dann schnell weiter nach Hamburg zum nächsten Show-Match. (Fotos: World Chess)
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17.Sce4 matt. Fußballprofi Trent Arnold hatte wacker versucht, seine Truppen ins Spiel zu bringen, aber vor allem anderen hätte er besser seinen König in Sicherheit gebracht.

Warum ab heute? Weil Magnus Carlsen Promi-Großkampftag hat. Schon morgens in Manchester traf er an diesem Montag auf Fußball-Profi Trent Arnold vom Klopp-Club Liverpool. Der Fußballer hatte für die Partie trainiert, und die Schlussstellung legt tatsächlich nahe, dass er versucht hatte, richtig Schach zu spielen: Entwicklung, Zentrum und so weiter. Nur in Sachen Königssicherheit ging etwas fundamental schief. Arnolds Monarch geriet ins Freie, und dort erlegte ihn Magnus Carlsen nach nur 17 Zügen trotz reduzierten Materials.

Zeit, das Geschehene zu analysieren, blieb den beiden kaum. Trent musste zum Training (Fußball), Carlsen zur nächsten PR-Veranstaltung, die das Interesse an seinem WM-Match gegen Fabiano Caruana ankurbeln soll. Von Manchester flog er nach Hamburg, wo beim Spiegel neben einer Reihe von Kunden seiner App “PlayMagnus” der Boxer Arthur Abraham darauf wartete, vom Weltmeister ausgeknockt zu werden. Abraham war unlängst schon als Besucher des Kandidatenturniers in Berlin aufgefallen, unter anderem mit der Aussage “Ich spiele sehr gut Schach”. Ob das für Magnus reicht?

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Verbindungen zwischen Schach und Fußball gibt es einige. Wir zum Beispiel haben neulich etwas umständlich anhand von Fußballtaktik das Schachkonzept “Raum” beleuchtet. Schachfreund Podolski bringt Gemeinsamkeiten und Unterschiede prägnanter auf den Punkt.

Generell fällt auf, dass gerade unter Athleten das Schachspiel verbreitet ist. Kann ja auch nicht schaden, gelegentlich den Muskel zwischen den Ohren zu trainieren. Aber es gibt eben auch Athleten, die tun nur so. Boris Becker zum Beispiel rasselt durchs Sieb, der beherrscht die Regeln und nicht viel mehr. Dann müssen wir das Raster etwas weiter einstellen, damit auch die Klitschkos durchfallen, und zwar mit Karacho.

Mit schöner Regelmäßigkeit ersinnt das Klitschko-Umfeld neue PR-Stunts, die die Verbindung der hünenhaften Brüder zum königlichen Spiel betonen sollen. Der Popularität des Schachs hilft es, insofern geschenkt, aber Schachspieler nervt es. Wer die Klitschkos mal am Brett gesehen hat, der weiß, dass sie noch nie zwischen die Deckel eines Schachbuchs geguckt haben und wahrscheinlich schon mit dem ersten Level von Blitztactics Schwierigkeiten hätten.

Aber es gibt eben auch Sportler, die am Brett Ehrgeiz entwickelt haben. In dieser Hinsicht müssen wir bei Felix Magath Abbitte leisten, den wir zu Unrecht lange in der Klitschko-Liga eingeordnet hatten, obwohl er einige Ligen darüber spielt. Gegen Magnus Carlsen wird er wohl allenfalls als Zuschauer mit von der Partie sein. Arthur Abraham sollte nicht zögern, Ratschläge von der Fußball-Trainerlegende einzuholen. Magath kann spielen, und er hat sogar Erfahrung im Duell mit Weltmeistern. Garry Kasparow musste einst ganz schön kämpfen, um Magath niederzuringen – und sich sogar eines Gegenangriffs erwehren.

 

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