Jürgen Degenhardt (1946-2022)

Er hat organisiert, Sponsoren akquiriert, selbst investiert, hat Spieler für seinen VfL Sindelfingen gewonnen. Er hat die Mannschaft geführt und am Brett ausgeholfen. Jürgen Degenhardts Engagement ist zu verdanken, dass der Sindelfinger Club ab 1985 mit Unterbrechungen zehn Jahre in der höchsten Spielklasse aktiv war.

Am 14. Juli ist Jürgen Degenhard im Alter von 75 Jahren gestorben. Zuletzt hatte er wieder in seiner Heimatstadt Duderstadt im südöstlichen Niedersachsen gelebt. „Wir haben einen Freund verloren“, steht in seiner Traueranzeige des Eichsfelder Tageblatts vom 30. Juli.

In der ewigen Tabelle steht Sindelfingen auf Platz 25. Herausragende Spieler: GM Klaus Darga, Dr. Gerhard Fahnenschmidt, FM Wolfram Bialas, GM Stephan Mohr, IM Heribert Franke und GM Dusan Rajkovic (Serbien).  

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Und Jürgen Degenhardt, „bekannt für seine Theoriekenntnisse“, wie Dieter Migl sagt, Mitte/Ende der 1980er-Jahre für zwei Spielzeiten in Reihen der Sindelfinger. Wurde es personell knapp, half Mannschaftsführer Degenhardt aus. Gemäß Datenbank hat er von 1985 bis 93 zehn Mal in der Bundesliga gespielt.

„Schach war in der Bundesligazeit sein Leben“, erinnert sich Georg Eppinger, der Degenhardt nach seiner eigenen Zeit als Sindelfinger Spieler aus den Augen verloren hatte. 2020 zu Beginn der Coronazeit fanden die beiden einander wieder. Eppinger: „Wir haben einst zusammen in London das Musical `Chess` besucht. 1990 haben wir in den neuen Bundesländern nach Spielern gefahndet.“ Wenig später schloss sich GM Thomas Luther den Sindelfingern an.

Dieter Migl hat Degenhardt als bescheidenen Menschen in Erinnerung. Degenhardts Interessen reichten weit über den schachlichen Tellerrand hinaus. „Über Fußball wusste er alles“, sagt Eppinger.  Und nicht nur das. Diplom-Mathematiker Degenhardt habe gleich zweimal erste Plätze beim Unternehmensplanspiel „Marga Plus“ des Handelsblatts belegt – vor Weltfirmen wie SAP, IBM. „Er war hochintelligent, sein Geld hat er an der Börse gemacht. Er war ein Einzelgänger“, sagt Eppinger. „Sein Tod hat mich überrascht, ich wollte ihn noch einmal besuchen.“

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